Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

27. Mai 2017

Vom Sterben Europas Progressiver

Für einen Augenblick fiel ein Schlaglicht auf die Psyche eines jungen, noch ungeformten Schweden, mit welchem ich per Internet in losem Kontakt stehe, und ich verstand, an welcher Stelle der Boden aufweicht.

Ich sprach im letzten Beitrag davon, daß wir in einer Seinsheimat groß werden, welche die Welt auf unser Sein zugeschneidert versteht, so daß es also in dieser Vorstellung eine Heimat findet, und daß wir in unserer räumlichen Heimat einen Lebensweg finden müssen, an welchen wir glauben.

Diese beiden Aspekte sind für die hiesige Betrachtung relevant, die übrigen können wir übergehen. Der Lebensweg, an welchen Europas Progressive charakteristischerweise glauben, ist die Erlangung und Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit durch sukzessive Verbesserung der persönlichen Fähigkeiten und gesellschaftlichen Einrichtungen, denn darin besteht der Fortschritt, welchem sie anhangen, ja.

Ich möchte dies aber nicht als bloße Tautologie stehen lassen, sondern einige seiner alltäglichen Ausprägungen festhalten. Am wichtigsten scheint mir unser westeuropäischer Begriff der Armut. Nachdem ich die Sache etwas bedacht habe, bin ich zu dem Schluß gelangt, daß wir Reichtum, welcher dem Wesen nach in Erleichterung besteht, als Sicherheit verstehen und Armut entsprechend als Unsicherheit. Was führt uns zu dieser Gleichsetzung? Wiederum nach etwas Bedenkzeit lautete die Antwort, daß wir den Wettbewerb als dasjenige ansehen, welches unsere Sicherheit bestimmt.

Nicht jeder aber, welcher diese Einschätzung teilt, ist darum schon ein Progressiver. Ein Progressiver sieht diese Abhängigkeit nicht als Problem, sondern als den Weg zum Reich Gottes, denn, so denkt er, die Pflicht, Schritt zu halten, ist ein geringer Preis für die absolute Verbesserung unserer Lebensverhältnisse.

Ich habe mich zeitlebens darüber gewundert, daß die Finnen so grotesk schlechte Verlierer sind, meine Frau eingeschlossen. Ich habe sie einmal beim Kegeln geschlagen, und sie heulte und schrie und machte mir Vorwürfe, daß ich sie auslache. Der Grund ist mir nun klar. Während die indogermanischen Völker überwiegend progressiv sind, sind es die Finnen nicht. Und deshalb sieht es ein Indogermane als Nächstenliebe an, die Wettbewerbsfähigkeit seines Nächsten zu steigern, für welchen er sich also auch aufrichtig freut, wenn ihm einmal eine großartige sportliche Leistung gelungen ist, wohingegen der Finne nur die überlebensnotwendige Pflicht zu siegen sieht, welcher er nicht nachzukommen vermochte.

Und dieser Unterschied im Charakter zeigt sich auch im größeren Politischen. Alle Finnen sind Nationalsozialisten im buchstäblichen Sinne, in welchem sich Hitler ja auch öffentlich in Finnland vorgestellt hat - privat Mannerheim gegenüber freilich anders - das heißt, alle Finnen betrachten es als ihre Pflicht, dazu beizutragen, daß die Bedürfnisse der Mitglieder der finnischen Nation gedeckt werden. Und diesbezüglich unterscheiden sie sich durchaus von den übrigen Linken Europas, welche nämlich ganz im Sinne von Fair Play daran glauben, die Segnungen ihrer Regelungen der ganzen Welt angedeihen zu lassen, damit der Rest der Welt keinen unfairen Wettbewerbsnachteil hätte.

Soweit die Bestandsaufnahme. Meinem Denken liegt selbstverständlich zentral die Kritik am Progressivismus zu Grunde, daß, um es nicht umständlicher zu sagen als es ist, uns die Progressivität dazu antreibt, Maschinen zu entwickeln, welche uns in jeder Hinsicht überlegen sein werden, und unsere Existenz damit überflüssig und ausgesprochen unsicher machen.

Aber auch ohne diese Überlegung könnte ich doch nicht im eigentlichen Sinne an die Wettbewerbsfähigkeit glauben. Glauben tue ich allein an Gottes Weisheit, aus welcher alles weitere in seinen jeweiligen Bereich entspringt, und insbesondere auch die Wettbewerbsfähigkeit; in einen Bereich freilich, an dessen Grenzen wir gerade stoßen.

Und ich stehe mit dieser Unfähigkeit, im eigentlichen Sinne an die Wettbewerbsfähigkeit zu glauben, nicht alleine da.

Ohne auf meine eigenen diesbezüglichen Überlegungen bezugzunehmen, ist es doch jedem Laien offensichtlich, daß die Begeisterungsfähigkeit für diesen Glauben nur bei Indogermanen und mongolischen Völkern, sowie aus diesen gemischten, sprich Türken und Ungarn, anzutreffen ist.

Und an der Stelle weicht der Boden nun auf, müssen die Progressiven Europas ihre Seinsheimat, in welcher selbstverständlich jeder Mensch ihren Glauben teilt, um die Einsicht ergänzen, daß Fair Play nicht der Heilige Gral der ganzen Menschheit ist.

Ich selbst ziehe eine ungetrübte Beziehung zu Gott vor. Und natürlich etliche andere Indogermanen auch. Aber der Enthusiast, der in der Mehrheit ist, verdrängt naturgemäß andere Meinungen.

Bis er sich, wie jetzt, selbst in den Fuß schießt. Und der Grund dafür, daß die sozialdemokratischen Parteien Europas sterben, ist, daß sie das Werkzeug der Selbstverstümmelung darstellen und niemand große Liebe für solch ein Werkzeug hegt, sobald er es als solches erkannt hat. Der Mühlstein, welcher sie dabei konkret in die Tiefe hinabgezogen hat, war ihre Zustimmung zur Politik Barack Obamas. Nur jene nationalen sozialdemokratischen Parteien, welche auf Distanz zu ihm blieben, und etwa den Syrieneinsatz ablehnten, haben die Chance zu überleben - und ihrer sind zu wenige, um das Ende des Sozialismusses als internationale Kraft zu verhindern (und damit freilich zugleich das Ende der liberalen als bestimmender Gesellschaftsordnung).

So, und um nun noch meine eigenen Überlegungen zu den bestehenden Charakterunterschieden zwischen den Menschen miteinzubringen: Der Glaube an die Wettbewerbsfähigkeit ist natürlich für Achtende und Versuchende, da sie sich ihrem Charakter gemäß von Anderen messen lassen (was bei den Finnen freilich gemäß anderer Kriterien geschieht). Suchende wie ich ziehen ihren Seelenfrieden vor und Ringende die Macht, gleichwie unfair sie auch errungen worden sein mag. Danach geformt werden sich die Verhältnisse noch in jedem Falle zeigen.

Wenn der Boden unter den Füßen der Progressiven schließlich nachgibt, werden sie schwerlich wissen, was zu tun ist. Es ist wichtig, intellektuelle Probleme im Rahmen konstruktiven Dialogs zu lösen, aber es ist ja nunmal leider so, daß sich die Politik dazu entschlossen hat, Übermut und aufkeimende Furcht der sich in der Fremde Wiederfindenden auf die Verhinderung desselben zu richten. Entsprechend grob wird der kommende Einschnitt sein.

Aber da wir hier letztlich von den einfachsten Dingen des Lebens reden, wird sich schon alles wieder richten, wenn die Unvernunft der herrschenden Ordnung schließlich offenbar geworden sein wird.

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