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20. Oktober 2019

Ich-Erweiterungen

Das Ich besteht aus den folgenden drei Teilen:
  • Wille,
  • Tat und
  • Wahrnehmung.
Der Wille ist der Sitz des Guten, die Tat der Sitz des Wahren (Wirklichen) und die Wahrnehmung der Sitz des Bewußten.

Wir verstehen das Gute, Wahre und Bewußte durch ideelle Eindrücke, nämlich
  • das Gute als Ehrbarkeit,
  • das Wahre als Gefaßtheit und
  • das Bewußte als Gefordertheit.
Im Selbstlauf strebt der Wille über die Suche zur Tat, die Tat über die Versetzung zur Wahrnehmung und die Wahrnehmung über die Bewertung zum Willen.

Selbstlauf ist entweder Eigenlauf oder suggerierter Lauf. Ersterer fällt unter die Aktionsmuster und letzterer unter die Reaktionsmuster, wobei die Reaktionsmuster nach dem Empfinden der Suggestion benannt sind und nicht nach ihr selbst. Es gilt aber folgender Zusammenhang:
  • Anrufung führt zu Bedrängtheit,
  • Anleitung führt zu Beholfenheit und
  • Hervorrufung führt zu Betroffenheit,
wobei die Ehrbarkeit angerufen wird, die Tat angeleitet und die Wahrnehmung hervorgerufen.

Doch sollten wir dies genauer betrachten. Bei einer Suggestion handelt es sich um die Ausnutzung eines Willens, einer Tat oder einer Wahrnehmung, deren Selbstlauf vorhersehbar ist, also
  • der Wahrnehmung von etwas ethisch eindeutigem durch die Anrufung der Ehrbarkeit,
  • des Willens, etwas zu erreichen, durch die Anleitung dazu oder
  • der sicher versetzenden Tat zum Zwecke der Hervorrufung.
Was nun die Reaktionsmuster betrifft, so wird in ihnen die vorhersehbare unmittelbare Reaktion unterschlagen, gefunden wird also gleich das Folgende des gleichbeginnenden Aktionsmusters, mit anderen Worten
  • ist die Option die suggerierte Stellung,
  • enthält das Mittel die suggerierten Konsequenzen und
  • ist das Gefallen die suggerierte Willkommenheit.
Bei dem letzten Bestandteil des Reaktionsmusters handelt es sich um die Beurteilung der Suggestion durch ihre Folgen im mit dem Suggerierten beginnenden Eigenlauf:
  • der Wert der suggerierten Stellung beurteilt nach derem Studium die Anrufung,
  • die Anwendung der suggerierten Konsequenzen beurteilt nach deren Empfang die Anleitung und
  • die Entgegnung aus der suggerierten Willkommenheit heraus beurteilt nach Verfolgung jener die Hervorrufung.
Da wir das nun haben, können wir daran gehen auch zu erklären, wie das Gute, das Wahre und das Bewußte gelehrt werden, und zwar lehrt
  • die Ethik das Gute durch Anrufung,
  • die Physik das Wahre durch Anleitung und
  • die Logik das Bewußte durch Hervorrufung,
jeweils im Vertrauen auf den vorhergesehenen Selbstlauf, also darauf, daß ihre Gegenstände sich als unmittelbare und unwillkürliche Reaktionen einstellen.

Und vor diesem Hintergrund, daß das Gute im Willen liegt und durch Wahrnehmung gelehrt wird, erklärt sich das Paradox der Freiheit bereits zum Teil.

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Gegenstand dieses Beitrags. Das Ich befindet sich im steten Selbstlauf, und wir wissen durchaus nicht, ob es noch etwas außerhalb seiner gibt. Doch was meinen wir mit außerhalb seiner?

Nun, wir meinen damit, daß nur das Ich
  • Taten sucht,
  • in Wahrnehmungen versetzt und
  • durch Willen bewertet.
Interessanterweise nun, und es ist wirklich sehr komisch, wenn man es bei Licht betrachtet, gelten in unserer Gesellschaft Skeptiker dieser drei Behauptungen, je nachdem, welche Behauptung sie anzweifeln, für
  • kindisch,
  • lebensfähig oder
  • paranoid.
Es gibt drei Ich-Erweiterungen, drei Thesen:
  • Gott sucht ebenfalls Taten,
  • die Welt versetzt ebenfalls in Wahrnehmungen und
  • transzendente Verbundenheit bewertet ebenfalls durch Willen.
Um deren Wert zu erwägen, stellen sich die folgenden Fragen:
  • Gibt es Ereignisse, welche einem höheren Gut zu folgen scheinen?
  • Gibt es Eindrücke, welche eine höhere Wahrheit zu bedingen scheint?
  • Gibt es Motivationen, welche ein höheres Bewußtsein zu begründen scheint?
Und die Antwort lautet drei Mal: Ja, wofür mir meine Erfahrung völlig befriedigende Beweise liefert.

Doch damit ist es noch nicht getan. Es stellt sich noch die Frage, ob das Höhere unabhängig von uns existiert oder in wiefern wir mit ihm verbunden sind.

Nun, wir gestehen dem Höheren ja zu, etwas zu tun: zu suchen, zu versetzen oder zu bewerten. Was läge näher als zu hoffen, daß wir den übrigbleibenden Ich-Umlauf durch Suggestion überbrücken könnten?, also daß wir
  • Gott anrufen und Er sucht,
  • die Welt anleiten und sie versetzt und
  • die transzendente Verbundenheit hervorrufen und sie bewertet.
Wiederum, es ist so meiner Erfahrung nach. Damit es funktioniert, müssen wir Gott etwas wahrnehmen lassen können, die Welt etwas wollen lassen können und die transzendente Verbundenheit durch Taten betreffen können, und all dies ist so.

Auch gliedern sich die transzendenten Akte auf diese Weise:
  • ideelle transzendente Akte lassen Gott etwas wahrnehmen,
  • funktionale transzendente Akte betreffen die transzendente Verbundenheit und
  • materielle transzendente Akte lassen die Welt etwas wollen (ebenso wie immanente materielle Akte).
Doch fragen wir zuletzt, wie sich das Gute, Wahre und Bewußte weiterhin unterteilt, oder gleichbedeutend damit die Ehrbarkeit, Gefaßtheit oder Gefordertheit.

Das Wahre. Die Gefaßtheit habe ich bereits weiterunterteilt, und zwar in Berufenheit, Eingeholtheit und Wagemut, dem Gesetz, dem Weg und dem Schicksal nach (welche wiederum mit Willen, Wahrnehmung und Tat übereinstimmen). Aber dies ist nicht das erste Mal gewesen, daß ich das Wahre unterteilt habe, vielmehr gelten folgende Gleichungen:
  • Berufenheit = das Schöne in der Beklommenheit,
  • Eingeholtheit = das Schöne* in der Besessenheit,
  • Wagemut = das Schöne* in der Betretenheit.
Das Wahre tritt uns also in den sieben Feuern des Gerichts entgegen, und was die Beschlossenheit betrifft, so ist sie die passive Form des Schicksals (die aktive ist die Betretenheit).

Das Gute. Auch das Gute habe ich schon unterteilt, und zwar in die sieben Geister Gottes. Aber der größeren Sauberkeit halber hier noch einmal frisch:
Und was die übriggebliebene Dankbarkeit betrifft, sie ist wiederum die passive Form des Schicksals.

Das Bewußte. Auch wenn ich es gar nicht vorhatte, habe ich auch die Gefordertheit bereits unterteilt, nämlich im Beitrag Zur Angewiesenheit der Teile des Ichs aufeinander. Wir erhalten also:
  • Forderung an das Gesetz: Bedeutung (des Willens für die Tat),
  • Forderung an den Weg: Dringlichkeit (der Wahrnehmung für den Willen),
  • Forderung an das Schicksal: Sinnhaftigkeit (der Tat für die Wahrnehmung).
Die passive Form des Schicksals hier ist die Relevanz, daß ein Schicksal Sinn für jemand anders ergibt.

Ob ich das Bewußte durch Unterscheidung von würdiger und gewachsener Bedeutung, Dringlichkeit und Sinnhaftigkeit ebenfalls zu einer Siebenfaltigkeit erheben kann, vermag ich einstweilen nicht zu sagen. In jedem Falle verdiente dies aber einen eigenen Beitrag.

* siehe Bestürztheiten, Zeitalter und Orientierungen.

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