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15. Februar 2020

Peter Scholl-Latour: Betrachtungen eines Weltreisenden

καὶ οἴσουσιν τὴν δόξαν καὶ τὴν τιμὴν τῶν ἐθνῶν εἰς αὐτήν.

und wird die Gnade und den Wert der Völker in dieselbe bringen.
Peter Scholl-Latours Kritik an den Vereinigten Staaten, welche er auf den ersten 77 Seiten seines Buches hinreichend deutlich zum Ausdruck gebracht hat, daß ich sie jetzt erwäge, beruht auf einer katholischen Idealvorstellung kolonialer Herrschaft, welche ihrerseits wiederum auf der Identifikation der katholischen Kirche mit dem Neuen Jerusalem beruht.

Ich habe mich bisher nicht autoritativ zum Neuen Jerusalem geäußert und werde es auch jetzt nicht tun. So viel ist aber auch mir klar, daß sich die Missionierung der Welt selbstverständlich unter sein Sinnbild bringen läßt, und daß die Mission der katholischen Kirche ihm jedenfalls im zitierten Punkt zu genügen sucht.

Denn warum ist Peter Scholl-Latour so griesgrämig? Warum meint er, die Wunde sei nicht verheilt?
καὶ μίαν ἐκ τῶν κεφαλῶν αὐτοῦ ὡς ἐσφαγμένην εἰς θάνατον, καὶ ἡ πληγὴ τοῦ θανάτου αὐτοῦ ἐθεραπεύθη. καὶ ἐθαυμάσθη ὅλη ἡ γῆ ὀπίσω τοῦ θηρίου,

Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres,
Er war ja 2004 wieder da und konnte mit eigenen Augen sehen, daß die Vereinigten Staaten siegreich waren, wenn nicht durch Bomben und Repräsentanten, so doch durch Handel und Finanz.

Auch muß er gewußt haben, daß es 2004 niemanden auf dem Erdenrund gab, welcher unter vergleichbaren Umständen zu den selben Opfern bereit gewesen wäre wie die Vietnamesen 1973.

Doch offensichtlich spielte das für Peter Scholl-Latour überhaupt keine Rolle: nicht die Erfolgsaussichten des militärischen Widerstands sind für ihn entscheidend, sondern die Erfolgsaussichten, die Gnade und den Wert der Völker der westlichen Zivilisation einzuverleiben, und Handel und Finanz tun es nicht; stattdessen lösen sie sie auf.

Es handelt sich also um zwei verschiedene Strategien:
  1. die Zügel der Herrschaft der menschlichen Natur anzupassen oder
  2. die menschliche Natur den Zügeln der Herrschaft anzupassen,
und es gibt seit dem Ende der Ära des Kolonialismusses in der Tat keine erfolgreichen Versuche mehr, ersteres zu tun:
καὶ τὸ ὄνομα τοῦ ἀστέρος λέγεται ὁ Ἄψινθος. καὶ ἐγένετο τὸ τρίτον τῶν ὑδάτων εἰς ἄψινθον, καὶ πολλοὶ τῶν ἀνθρώπων ἀπέθανον ἐκ τῶν ὑδάτων, ὅτι ἐπικράνθησαν.

Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie waren so bitter geworden.
Nun, die Frage bleibt natürlich, ob Peter Scholl-Latour schlicht von gestern war oder ob er den Sinn bewußt auf Gestriges lenkte:
Καὶ εἶδον τὸν οὐρανὸν ἠνεῳγμένον, καὶ ἰδοὺ ἵππος λευκός, καὶ ὁ καθήμενος ἐπ' αὐτὸν [καλούμενος] πιστὸς καὶ ἀληθινός, καὶ ἐν δικαιοσύνῃ κρίνει καὶ πολεμεῖ.

Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der daraufsaß, hieß Treu und Wahrhaftig, und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit.

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