Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

8. Februar 2020

Berichtigungen zu den Stimmungen

Beginnen möchte ich mit der Feststellung, daß meine Definition der Stimmungen als Zufrieden- oder Unzufriedenheit mit der eigenen Haltung im Beitrag Zur Ordnung der Gefühle unter der Rubrik der Betroffenheit eine Verlegenheitslösung ist, welche ich mittlerweile aufgegeben habe. Es handelt sich bei den Stimmungen um einen Spezialfall der Wertschätzung oder Zuwiderheit, nämlich um jene, welche sich auf die eigene Haltung bezieht. Dem entsprechend ist der Beitrag Einordnung der Gefühle der sieben Feuer des Gerichts unausgegoren und nach meiner abschließenden Sicht der Dinge nichtig. Anders verhält es sich mit den Beiträgen, auf welchen er fußt. Diese sind im großen und ganzen stimmig und weichen nur in Einzelfällen von meiner gegenwärtigen Einordnung ab.

Ich werde im folgenden die Aussagen der relevanten Beiträge durchgehen und sie aus meiner gegenwärtigen Perspektive kommentieren.

Ideen und die Überpersönlichkeit der Seele (8.6.2015)

Meine Definition der Ideen hier ist spielerischer Art, also nach dem Motto: Mal sehen, zu was das gut ist. erfolgt. Aber im zweiten Teil unter der Überschrift Erwartungen und Geschick bin ich auf einen wesentlichen Zusammenhang zwischen Bestürztheiten, Erwartungen und spirituellen Warnungen gestoßen, nämlich daß
  1. sich unsere Erwartung durch spirituelle Warnungen offenbart, und zwar
  2. gemäß unserer Bestürztheit.
Was die technische Seite des Offenbarens angeht: Es handelt sich bei den spirituellen Warnungen selbst nicht um Eindrücke der Erwartung, aber wir können sie in jedem Falle zum Anlaß nehmen, unsere Erwartung zu erforschen, und werden unweigerlich finden, daß die spirituellen Warnungen unserer Erwartung Ausdruck verleihen, und zwar wie folgt, um es mit meinen jetzigen Worten zu sagen:
  • Schicksalsmahnung bedeutet, daß die erfolgte Verfolgung die Beteiligung erschwert,
  • Reue bedeutet, daß die erfolgte Einlösung die Ordnung erschwert,
  • Lebenstrauer bedeutet, daß die erfolgte Auslösung die Verantwortung erschwert und
  • die Ahnung gibt unserem Gewissen zu verstehen, was unser Einstimmen in das freie Heil durch Einlassen, Einleuchtenlassen und Einstehen, mit sich bringt.
In soweit Verfolgung, Einlösung, Auslösung und Einstimmen unserer Haltung folgen, handelt es sich bei Schicksalsmahnung, Reue, Lebenstrauer und Ahnung um Stimmungen. Erfolgen sie hingegen spontan, so handelt es sich bei ihnen um Unterformen der (negativen) Kühnheit.

Tafel der heranleitenden Stimmungen (10.5.2015) und Die Stimmungen des Waltens der Sorge (11.5.2015)

Beim Triumph handelt es sich nicht um eine Stimmung, sondern um Anteilnahme, genauer gesagt Stolz im weiteren Sinne, also Genugtuung, Freude oder Stolz im engeren Sinne, entsprechend verhält es sich bei der Frustration. Bei der Zufriedenheit (Zärtlichkeit, Fröhlichkeit oder Behaglichkeit) hingegen handelt es sich um eine Stimmung, nämlich jene, welche den Einfluß der eigenen Haltung auf den Triumph erwägt, und entsprechend verhält sich bei der Unzufriedenheit (Trotzigkeit, Albernheit, Gekränktheit).

Was die Untergliederung des Stolzes im weiteren Sinne betrifft, ist zu bemerken, daß Genugtuung, Freude und Stolz im engeren Sinne zwar allesamt Ausdrücke der Verantwortung sind, wir aber aufgrund unseres Reflexionsvermögens unsere Verantwortung wiederum in den Bereichen der Wirkung, Reifung und Beherzigung wahrnehmen, woraus sich Genugtuung, Freude und Stolz im engeren Sinne in entsprechender Reihenfolge ergeben. Insbesondere fühlen wir uns für unser Einüben verantwortlich, welches sich als Freude zeigt, wenn uns etwas schließlich gelingt, und für unsere Antizipation, welches sich als Stolz im engeren Sinne auf einen Apparat zeigt, welcher wie vorhergesehen funktioniert. Mit anderen Worten bezieht sich
  • Genugtuung also auf den Erweis,
  • Freude auf die Erfüllung und
  • Stolz im engeren Sinne auf die Erleuchtung.
Gefallen und Mißfallen sind also als direktes oder indirektes zu unterscheiden, und nur das indirekte bezieht sich auf die eigene Haltung und ist somit eine Stimmung.

Im Falle des Mißfallens gibt es aber noch eine weitere Empfindung, nämlich die Lethargie (Hilflosigkeit, Niedergedrücktheit oder Langeweile), welche sich nicht auf die eigene Haltung bezieht, und somit keine Stimmung ist, sondern auf die Umstände, womit es sich bei ihr um eine andere Unterform der (negativen) Wertschätzung, also der Zuwiderheit, handelt.

Das Vermissen, oder auch der Nihilismus (Ehrfurcht, Verzweiflung oder Erhabenheit), wiederum ist eine Unterform der Liebe, wobei
  • Ehrfurcht den Erfolg liebt,
  • Verzweiflung die Ausschöpfung und
  • Erhabenheit die Klarheit.
Zwar handelt es sich bei der Ehrfurcht hier um die selbe Empfindung, welche ich zur Kennzeichnung der Vollkommenheit der Beteiligung herangezogen habe, doch eine tiefere Bewandtnis hat es damit nicht: selbstverständlich ist nichts so erfolgreich wie die göttliche Schöpfung. Vielmehr ist in der Ehrfurcht vor der göttlichen Schöpfung eine Schicksalsmahnung enthalten, welche für die Heranziehung verantwortlich ist. Der Zusammenhang mit den Vollkommenheiten ist also folgender:
  • in der verlorenen Ursprünglichkeit liegt Reue,
  • in der verlorenen Ehrfurcht Schicksalsmahnung und
  • in der verlorenen Gegenwärtigkeit Lebenstrauer.
Die Verpflichtung, oder auch die Überwindung (Unterwerfung, Auslieferung oder Enthebung), schließlich, bezieht sich wieder auf die eigene Haltung, doch nicht auf ihr Sein, sondern auf ihr Werden, und ist damit ebenfalls eine Unterform der Liebe und keine Stimmung. Mit anderen Worten gehört
  • die Unterwerfung also zur zum Erfolg führenden Ordnung,
  • die Auslieferung zur zur Ausschöpfung führenden Ordnung und
  • die Enthebung zur zur Klarheit führenden Ordnung,
wobei
  • die Enthebung die Ehrfurcht untergräbt,
  • die Auslieferung die Gegenwärtigkeit und
  • die Unterwerfung die Ursprünglichkeit,
so daß die Zeitalter der Werke, Wunder und Wacht in einander übergehen.

Zuversicht und Sorge sind sich auf das Geschäft der Vernunft beziehende Unterformen der (negativen) Kühnheit, und Ergebenheit ist die Stimmung, welche die Haltung kennzeichnet, aus welcher heraus wir bereit sind, unsere Haltung zu überdenken, womit es sich bei der Ergebenheit um eine Unterform der Behaglichkeit handelt, nämlich dem Behagen angesichts der Haltung, welche zur einsichtigen Operation der eigenen Seele führt, was gleichbedeutend damit ist, den eigenen Glauben aufzuklären. Entsprechend handelt es sich bei dem Gegenteil der Ergebenheit, der Leidenschaft, um eine Unterform der Gekränktheit, nämlich um das Leiden daran, keinen Frieden mit sich selbst schließen zu können.

Die zurückführenden Stimmungen (12.5.2015) und Seelische Schmerzen und Wege ihrer Auflösug (9.6.2015)

Neben der Ergebenheit als Unterform der Behaglichkeit betrachten wir nun auch Achtung als Unterform der Fröhlichkeit und Verwurzeltheit als Unterform der Zärtlichkeit, wobei uns jene Haltung fröhlich stimmt, welche die Ausschöpfung begünstigt, also uns beteiligt und reifen läßt, und jene zärtlich, welche unseren Erfolg begünstigt, denn wahrhaftig ist es so, daß derjenige, den die Achtung erfüllt, sich am Leben beteiligt und stiller Fröhlichkeit voll ist und derjenige, der Wurzeln treibt, Verantwortung trägt und stiller Zärtlichkeit voll.

Zu diesen Gefallen betrachten wir wieder Mißfallen, Vermissen und Verpflichtung, sowie Scheuen, Zuversicht und Sorge. Mißfallen ist hier aber nur Unzufriedenheit und nicht Lethargie, da sich das Gefallen ausschließlich auf die eigene Seele richtet und wir die Umstände also nicht in unsere Wertschätzung miteinbeziehen.

Wir haben die Leidenschaft ja bereits als Gegenteil der Ergebenheit eingeführt, doch ist sie für den allgemeinen Gebrauch ungeeignet, und so sagen wir, daß
  • die Schuld das Gegenteil der Ergebenheit ist,
  • der Unwert das Gegenteil der Achtung und
  • die Verstoßenheit das Gegenteil der Verwurzelung.
Unwert ist eine Unterform der Albernheit, in welcher wir uns nicht als würdig empfinden, uns am Leben zu beteiligen, mit anderen Worten also die bedrückendste Albernheit schlechthin. Und Verstoßenheit ist eine Unterform der Trotzigkeit, in welcher wir es nicht schaffen, unsere Verantwortung so zu tragen, wie wir es möchten, also die traurigste Trotzigkeit schlechthin. Entsprechend ist Schuld die bitterste Gekränktheit schlechthin.

Andererseits ist zu bemerken, daß alberne Menschen sich selten als unwürdig betrachten, trotzige sich selten als verstoßen und leicht gekränkte sich selten als schuldig, was damit zusammenhängt, daß die Lösung von Problemen davon abhängt, sie nicht zu verdrängen.

Weiterhin betrachten wir
  • Reue als Unterform (negativer) Erhabenheit,
  • Schicksalsmahnung als Unterform der Verzweiflung und
  • Lebenstrauer als Unterform der Ehrfurcht,
was natürlich so nicht hinhaut, sondern eine Übersetzung erfordert. Bei nüchterner Betrachtung werden wir kaum einen Unterschied zwischen Reue und Schuld, Schicksalsmahnung und Unwert oder Lebenstrauer und Verstoßenheit finden. Das im Hintergrund Geliebte ist die Ordnung der Artung durch Erleuchtung, der Eingezogenheit durch Erfüllung oder des Kreislaufs durch Erweis, und wir vermissen es in der Tat, wenn wir Reue, Schicksalsmahnung oder Lebenstrauer empfinden.

Wir könnten also sagen, daß Reue, Schicksalsmahnung und Lebenstrauer nicht nur Stimmungen sind, sondern zugleich auch Unterformen der Liebe, wenn wir es müßten, und in den beiden hier besprochenen Beiträgen, welche den sieben Feuern des Gerichts zu Grunde liegen, müssen wir es.

Bleibt also nur noch, die Verpflichtungen als Unterformen zu betrachten:
  • Buße als Unterform der Enthebung,
  • Gehorsam als Unterform der Auslieferung und
  • Selbständigkeit als Unterform der Unterwerfung.
Zunächst einmal hat Buße natürlich wenig mit Enthebung zu tun. Dennoch, Enthebung bedeutet, die eigene Haltung der Gewinnung von Klarheit anzupassen, üblicherweise dadurch, sich der Erhabenheit zu öffnen und die natürliche Ordnung der Dinge zu erkennen. Im Falle der eigenen Schuld ist dies aber nicht zielführend, da wir durch unser fehlerhaftes Einlösen Unordnung in die Welt gebracht haben, und auch weiterhin bringen werden, wenn wir nicht Buße tun und unsere verfehlte Haltung hinsichtlich der verletzten Ordnung der Artung durch Erleuchtung ändern oder, was gleichbedeutend damit ist, zur Ergebenheit zurückkehren.

Es gibt eine Schule, welche lehrt, man solle sich selbst verzeihen, sehen, was einen fehlen ließ, und den Fehler als natürlich betrachten. Das Problem damit ist, daß man auf diese Weise nie sieht, was einen fehlen ließ. Was einen fehlen ließ, verunstaltete die eigene Haltung. Was man auf diese Weise sieht, ist der Umstand, auf welchen die verunstaltete Haltung traf. Und Reue ist der Anhaltspunkt, welcher uns zur Verunstaltung und damit zur Buße führt. Ein Mensch ohne Reue ist verloren.

Gehorsam ist Auslieferung, dazu ist nichts weiter zu sagen. Allerdings was die Selbständigkeit als Unterform der Unterwerfung betrifft, da muß ich wohl darauf hinweisen, daß sich der Selbständige den Kräften der Welt unterwirft, gerade dadurch, daß er keine Hilfe von Anderen in Anspruch nimmt.

Zuversicht und Sorge beschreiben hier die Kühnheit bei der Verpflichtung zu Ergebenheit, Achtung oder Verwurzelung zurückzufinden, also
  • Geduldetheit und Verworfenheit bei der Buße,
  • Ermattung (im Sinne von engl. to mellow) und Albdruck beim Gehorsam oder
  • Stärke und Schwäche bei der Unterwerfung,
sowie, im Falle der unverantworteten Trauer,
  • Trost und Bescheidung bei der Genesung,
wobei sich auch die unverantwortete Trauer auf die eigene Haltung bezieht und somit eine Stimmung ist, in sofern die eigene Haltung nämlich durch Unglücksfälle ihre Bezugspunkte verlieren kann.

Womit also nur noch das Scheuen (Erschaudern, Selbstwertgefühl oder Statusangst) zu klären wäre. Beim Scheuen handelt es sich um eine Unterform der Angst, indem uns nämlich
  • Erschaudern vor einem fehlerhaften Vorsatz warnt,
  • Selbstwertgefühl vor einem fehlerhaften Glauben, im Sinne eines Begriffs, an dessen Einlösung wir glauben, und
  • Statusangst vor einer fehlerhaften Haltung,
so daß Einlösung, Verfolgung und Auslösung zwar fehlgehen, wir aber sogleich über der Lage, in welche wir somit geraten, ängstlich werden und von weiteren Schritten absehen.

Grausamkeit, Unbedingtheit und Folgsamkeit (Unreflektiertheit) sind dann die Verblendungen, welche die jeweilige Angst unterdrücken und einen dazu bringen weiterzumachen.

Die abschließenden Bemerkungen im zweiten Beitrag, welche ich hier bespreche, sind durchaus bedeutungsvoll, aber sie sind nicht allgemeingültig, sondern stellen lediglich ein beispielhaftes Verständnis dar und verdienen daher keine insgesamt abschließende Einordnung.

Labels: , , , , , , , , ,