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17. März 2020

Der moderne Adel

Wie ich im vorigen Beitrag ausführte, gibt es zwei Richtungen, in welchen wir das Heil suchen können, nämlich bei andern und bei uns selbst. Suchen wir es bei andern, nehmen wir zum Adel Zuflucht, suchen wir es bei uns selbst, nehmen wir zu Gott Zuflucht, und wenn wir die Mitte halten, nehmen wir zur Gesittetheit Zuflucht.

In den heutigen westlichen Demokratien dominiert die Zuflucht zur Gesittetheit, aber wann immer es eine neue Schwierigkeit gibt, stellt sich auch die Frage von neuem, zu welcher Richtung wir Zuflucht nehmen sollten, weshalb es nicht verwundern kann, daß es stets Versuche gibt zu stiften oder erhört zu werden oder auch sich abzustimmen, nur daß nicht jede Zuflucht gleich zeitgemäß ist.

Das Ende des Zeitalters der Werke ist dadurch gekennzeichnet, daß Effizienz, Konzentration der Macht und Stiftungsmöglichkeiten ins Unermeßliche gehen und die Abstimmung dadurch instabil wird. In dieser Lage gebietet die systemische Betrachtung, das Gewicht des Einzelnen wieder zu erhöhen, doch ist es nur schwer ersichtlich, wie. Wenn wir aber an Gott glauben, so sind wir in dieser Lage mehr als in jeder anderen genötigt, ihn zu bitten, uns in unserer Ohnmacht zu erhören.

Tun wir es hingegen nicht, so werden wir die Erhöhung des Gewichts des Einzelnen wohl als frommen Wunsch abtun, und uns vielmehr den bestehenden Stiftungsmöglichkeiten zuwenden, meinend, daß die Konzentration der Macht durch das richtige Programm für ihren Gebrauch entschärft werden könnte. Dies ist der zu erwartende (Offenbarung 13:17) Adel der Endzeit des Zeitalters der Werke und der moderne Adel heute.

Allerdings gibt es heute noch einen anderen Umstand, welcher nicht notwendig am Ende des Zeitalters der Werke auftritt, aber entscheidend auf die Genese des heutigen Adels Einfluß nimmt, nämlich die unvollkommene kulturelle Erschlossenheit der Welt, also daß die westlichen Demokratien nur einen Bruchteil derselben einnehmen. Dies, nämlich, muß der stiftende Adel überwinden, wenn er sich seiner Stiftung sicher sein will, doch ist dieser Umstand nicht nur ein Hindernis, sondern zugleich auch seine Legitimation, da, wo gemeinsame Gesittung fehlt, Abstimmung schwerlich möglich ist und nur die Stiftung bleibt.

Die Schlußweise dürfte sich dabei in etwa so gestalten:
  1. Eine uneinige Welt ist gefährlich (oder gar unmoralisch).
  2. Abstimmung mit Barbaren ist nicht möglich.
  3. Die Welt braucht einen Adel, welcher das gesellschaftliche Leben voraussetzungslos zu stiften weiß.
Mit anderen Worten ist unser heutiger Adel nicht nur totalitär wie jeder Adel der Endzeit des Zeitalters der Werke, sondern obendrein auch noch anspruchslos, und in diesem Umstand liegt Sprengstoff, wie ich im Beitrag Antireligiöse Menschenführung ausführte: eine Fraktion findet Zuspruch durch Nivellierung, die andere durch Klasseneinteilung, und beide müssen sich dabei in unzumutbarer Weise an der menschlichen Würde vergehen, zunächst aber die antireligiösen Nivellierer, wie ja auch jeden Tag von neuem zu beobachten ist, denn die Christenheit erkennt die angestrebte Wacht leichter in der Klasseneinteilung als in der es direkt angreifenden Nivellierung, da erstere römisch, letztere hingegen taoistisch ist.

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