Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

13. März 2020

Sorglosigkeit und Glückseligkeit

Ich habe mich im Laufe der Jahre immer einmal wieder mit der Frage beschäftigt, was genau mit der Ordnung der Gesellschaft, in welche ich hinein geboren wurde, nicht stimmt. Anfangs, also im Alter von 12 Jahren, beließ ich es dabei festzuhalten, daß meinen Mitmenschen eben nicht dieselben Dinge wichtig sind wie mir.

Später verfolgte ich dann einen Zusammenhang zwischen Arbeitswelt und psychologischer Verfassung; die folgenden Stationen seien hier angeführt:
Wie die Arbeitswelt wohl die psychologische Verfassung formt, das werde ich an dieser Stelle nicht ausführen, denn es ist nach dem Vorangegangenen klar genug. Aber ich werde hier noch einmal erklären, um welche psychologischen Verfassungen es bei dieser Formung geht.

Als erstes möchte ich dazu auf die im Beitrag Hypostasen und Holostasen beschriebenen Steuerungsmuster für unseren Selbstlauf verweisen. Diese verfolgen verschiedene Gefühle, und ich möchte aus diesen zwei Gruppen bilden:
  1. Anteilnahme, Wertschätzung, Liebe, Einsicht.
  2. Gunst, Neugierde.
Wenn wir eine Beteiligung, eine Ordnung oder eine Verantwortung betrachten, so können wir es entweder subjektiv tun, also danach fragen, wie wir die Beteiligung wertschätzen, die Ordnung lieben oder an der Verantwortung anteilnehmen, oder wir tun es objektiv und fragen danach, welche Situationen sich aus diesen ergeben, mit anderen Worten fragen wir also einmal danach, wie unserer Sorge oder Vernunft eine Erfahrung gefällt, und das andere danach, was diese Erfahrung für unsere Achtung oder unseren Verstand bedeutet.

Entsprechend möchte ich im ersten Fall, wenn wir eines der Gefühle der ersten Gruppe verfolgen, davon reden, daß wir unsere Glückseligkeit verfolgen, und im zweiten, wenn wir eines der Gefühle der zweiten Gruppe verfolgen, davon, daß wir unsere Sorglosigkeit verfolgen.

Der letztere Begriff bedarf einer kurzen Rechtfertigung. Das Treiben der Achtung drückt sich in Gunst und Neugierde aus. Aber dieses Treiben muß selbstverständlich die durch der Vernunft erfaßten Gegebenheiten zur Kenntnis nehmen, und das führt zu einer Hinderung, einer Minderung unserer Kühnheit, welche wir Besorgtheit nennen. Überlassen wir also unseren Eigenlauf unserer Achtung, so wird sie nach Sorglosigkeit streben, um den ihr fremden Ballast loszuwerden, wohingegen unsere Sorge, wenn wir ihr unseren Eigenlauf überlassen, nach der ihr innewohnenden Glückseligkeit strebt (Sorge einmal als Gefühl und das andere als Seelenteil.)

Offensichtlich treibt uns unsere Arbeitswelt zur Verfolgung der Sorglosigkeit. Weder der Politiker, welcher die Energiewende, noch der Restaurantbesitzer, welcher die Schließung einer Kaserne in seiner Umgebung erwägt, fragt sich, welche Beteiligung er mehr wertschätzt, welche Ordnung er mehr liebt oder an welcher Verantwortung er mehr anteilnimmt, beide fragen sich, was anzustoßen günstiger für sie ist (Glückseligkeit wird festgehalten, Sorglosigkeit angestoßen).

Und umgekehrt führt jedes Bemühen um Glückseligkeit schließlich zum selben Ziel, erlaubt jedes festgehaltene Gut, andere Güter festzuhalten, und schließlich wenden wir uns der Verfolgung des Heils zu; ein Gedanke, welchen ich bereits 2008 im Beitrag Die drei Wege zum Ausdruck brachte, welcher sich mit dem Zusammenspiel der drei Gesinnungen opportunistisch (erregt), heroisch (engagiert) und philosophisch (reflektiert) beschäftigt.

Labels: , , , , , , , , ,