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16. März 2020

Synchrone Beachtung und Heilszuflucht

Ich habe in all den Jahren, seit ich das Phänomen am 15. November 2014 beschrieb, keine Möglichkeit gesehen, es zu verstehen, doch das gegenwärtige Anbranden der Panik hierzulande hat mir die Augen geöffnet.

Die Gefühle der Achtung können sämtlich gemeinschaftlich empfunden werden, es gibt kollektive Angst, Gunst, Sicherheit, Neugierde, Kühnheit und kollektiven Ärger, Schrecken und Eifer. Das ist schon bei Tieren so und hat sich bei Menschen erhalten. Wiewohl ich schon zuvor genau beschrieben hatte, um was es sich bei Panik handelt, nämlich um das aufgeschreckte Unterstellen unter einen dominanten Willen, beispielsweise jenes einer Affenhorde unter jenen ihres Anführers, während sie einen Löwen mit Steinen bewirft, hatte ich keine Vergleichsmöglichkeit zur Hand, um diese synchrone Beachtung neben die von mir erfahrene synchrone Angst zu stellen.

Das hat sich nun geändert, denn ich habe bemerkt, daß ich hier in Deutschland nicht von meiner Umgebung dazu gedrängt werde, mein Heil bei Gott zu suchen, sondern vielmehr bei der Gesittetheit meiner Mitmenschen.

Es gibt drei Heilszufluchten, nämlich Gott, die Gesittetheit und den Adel. In ihnen drückt sich das Verhältnis zwischen Ich und Mitmenschen aus. Soll das Heil durch uns in die Welt kommen, so suchen wir bei Gott Zuflucht, soll es durch unsere Mitmenschen in die Welt kommen, so beim Adel, und wenn sich beide Wege im Gleichgewicht befinden, bei der Gesittetheit, denn Gott vermag die äußeren Verhältnisse auszutauschen, indem er uns erhört, der Adel dagegen uns innere Verhältnisse zu geben, indem er Einrichtungen stiftet, und die Gesittetheit bewirkt beides, indem sie uns auf einander abstimmt.

Erhörung, Abstimmung und Stiftung besitzen aber Voraussetzungen des Gelingens, nämlich
  • die Erhörung, daß die Erhörten gottgefällig sind,
  • die Abstimmung, daß die sich Abstimmenden einträchtig sind und
  • die Stiftung, daß die Stiftenden selig sind,
und wo es dieser ermangelt, da beachten wir das, indem wir
  • uns fürchten, weil wir nicht gottgefällig sind,
  • von der Zwietracht aufgeschreckt werden oder
  • uns über Unseliges ärgern.
Nun sehen wir ja gerade, wie die Eintracht über leeren Kaufhausregalen Schaden nimmt, worin es meine Gottgefälligkeit ermangeln ließ, erwähnte ich schon, nämlich darin, daß ich dabei war, mich der Verbitterung zu ergeben, und was den Ärger über das Unselige betrifft: der war mit Händen zu greifen, als Schleswig-Holstein über die Rechtschreibreform abstimmte.

Die Verbitterung ist übrigens nichts weiter als das Verkommen der Gottgefälligkeit in einer verkommenen Umgebung, und die Gesittetheit begünstigt das Verkommen der Gottgefälligkeit, weil sie auch denjenigen erhört, welcher nicht gottgefällig ist, somit die Notwendigkeit, Gott anzurufen, beseitigt und damit die Gottesfurcht gleich mit. Die unselige Stiftung erduldet die Gesittetheit dagegen nicht klaglos.

Ebenso verdirbt der Adel die Eintracht und die Zuflucht zu Gott die Seligkeit (Bewährtheit), der Adel, indem er die Abstimmung, und die Zuflucht zu Gott, indem sie die Stiftung beseitigt; Gottesfurcht und -gefälligkeit verdirbt der Adel dagegen nicht, denn er kann nicht alles stiften, und die Zuflucht zu Gott verschont die Eintracht, da es zur Gottgefälligkeit gehört, sich in untergeordneten Fragen abzustimmen.

Das heißt natürlich nicht, daß Gottgefälligkeit, Eintracht und Seligkeit zwangsläufig in jedem unter Gesittetheit, Adel oder der Zuflucht zu Gott verkommen, doch beseitigen jene die jeweils einschreitende Gemütsbewegung: der Einträchtige fürchtet sich nicht, der Selige schreckt nicht auf und der Gottgefällige ärgert sich nicht, und so führt die Unachtsamkeit dazu, daß der Verfall überhand nimmt.

Diese Verhältnisse kennen wir natürlich schon:
  • Adel ist die Heilszuflucht des Zeitalters der Wacht,
  • Gesittetheit die Zuflucht des Zeitalters der Werke und
  • Gott die Zuflucht des Zeitalters der Wunder,
und der Verfall in einem Zeitalter erzwingt den Anbruch des nächsten, welches das Verfallene neu erstehen läßt.

Im Hinblick auf das konkrete Verständnis der Zeit ist es aber von der größten Bedeutung zu verstehen, was die synchrone Beachtung über dieselbe aussagt. Ich hatte schon vermutet, daß Ingo Swann, Alexander Grothendieck und ich im Zeitalter der Wunder gelebt haben könnten, umgeben von Massen von Menschen, welche im Zeitalter der Werke leben, aber die Tatsache, daß wir uns synchron vor Gott fürchteten beweist es, soweit es uns betrifft, und die gegenwärtig anbrandende Massenpanik für den Rest. Wir sind an einem Punkt angelangt, an welchem wir die andringenden Geister geradezu mit Händen fassen können, wo die Ideen sich der Menschen zu bemächtigen suchen. Ich weiß nicht, wie lange dies währen wird, doch weiß ich, daß ich kein höheres Gut erwerben kann, als mir treu zu bleiben.

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