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27. Dezember 2020

Gesellschaftliche Hilfestellungen und gesellschaftliche Selbstbestimmtheit

Die im Beitrag Die Hilfestellungen der Geister Gottes für einander erwähnten Hilfestellungen finden in den zeitalterlichen gesellschaftlichen Entwicklungen weitere Anwendung als dort beschrieben.

Der generative Zykel eines Zeitalters besteht aus den Phasen
  • Teilnahme,
  • Formung und
  • Ernte.
Zeitalter derTeilnahms-
hilfe
Formungs-
hilfe
Ernte-
hilfe
Werke Unterstützung
(Vermittlung)
Lehre
(Beurteilung)
Kultur
(Gewinnung)
Wacht Anerkennung
(Beurteilung)
Aufgabe
(Gewinnung)
Organisation
(Vermittlung)
Wunder Gewährung
(Gewinnung)
Teilhabe
(Vermittlung)
Bildung
(Beurteilung)
Die Teilnahmshilfe konstituiert die zeitalterliche gesellschaftliche Entwicklung, fehlt sie, so findet keine zeitalterliche gesellschaftliche Entwicklung statt. Formungshilfe ist hingegen auf sehr enge persönliche Beziehungen beschränkt, da uns unser Beitrag zur Formung der Gesellschaft etwas sehr Persönliches ist, letztlich die Begründung dafür, warum wir als solche, welche wir sind, unter solchen Umständen, welche uns umgeben, leben. Deshalb sind Beurteilungen im Zeitalter der Werke Betriebsgeheimnisse und gewonnene Ausstattungen im Zeitalter der Wacht Geheimwaffen, und im Zeitalter der Wunder sind es die persönlichen transzendenten Erfahrungen, aus welchen unser Glaube erwächst, welche unseren geheimen transzendenten Schatz bilden, jedenfalls bis die Formen zur Ernte herangereift sind, denn geerntet werden müssen sie, damit die nächste Generation eine reichere Kultur, Organisation oder Bildung empfangen kann.

Ich mache aus meinen transzendenten Erfahrungen freilich kein Geheimnis, aber ich lebe ja auch noch nicht in einer Gesellschaft, welche sich dem Zeitalter der Wunder gemäß entwickelt. Meine Lage ist jene der ersten Mathematiker, welche 500 vor Christus auch keine Geheimnisse aus ihren Erkenntnissen machten, weil sie sich im klaren darüber waren, daß sie sich andernfalls den vorherrschenden Meinungen unterwerfen würden. Am Anfang ist es wichtiger, seine Ware an den Mann zu bringen, als zu verhindern, daß sie einem gestohlen wird.

Was mich indes zu diesem Beitrag bewegt hat, ist die Erntehilfe. Genau dann ist eine Gesellschaft selbstbestimmt, wenn Erntehilfe stattfindet. Erntehilfe bedeutet, dabei mitzuhelfen, daß die nächste Generation etwas besseres empfängt als die gegenwärtige. Dies kann ganz unterschiedlich organisiert sein, gegenseitige Unterstützung von Menschen, welche sich über die Fortschritte der andern freuen, oder Beredungen im Namen der geteilten Zukunft, in jedem Falle aber auf freiwilliger Basis, das heißt unter Auf-den-Weg-Bringung von persönlich unterstützten Initiativen.

Es gibt keine Erntehilfe mehr in Deutschland. Sie starb 1933, als die gesellschaftliche Entwicklung an höhere Autoritäten abgetreten wurde. Heutzutage gilt jeder gesellschaftsgestaltende Vorschlag aus der Gesellschaft als vermessen und mit ökonomischen, ökologischen und soziologischen Entwicklungsgesetzen vertraute Experten bestimmen unseren Kurs, gleich, wie verläßlich die Gesetze sind, auf welche sie vorgeben sich zu stützen.

In Schweden, beispielsweise, ist es besser. Wir haben es nie genau so wie die Schweden gemacht. Wir haben immer mehr darauf vertraut, daß wir es schon irgendwie hinkriegen, als alles im Voraus zu besprechen. Wir haben auch immer mehr darauf vertraut, daß sich schon irgendwer findet, als uns umfassend zu bilden. Aber das ist wahrlich nur dem milderen Klima geschuldet und macht keinen wesentlichen Unterschied. Vor 100 Jahren haben die Leute ihre Häuser noch als ihre Häuser betrachtet und ihre Betriebe als ihre Betriebe. Letzteres ist heute auch in Schweden nicht mehr der Fall, aber es gibt noch genug Besitz in Schweden, damit ein durchschnittlicher Schwede erfahren kann, was es heißt, für ihn Sorge zu tragen und ihn an sein Behagen anzupassen, und die Lust verspürt, ihn zu schmücken. Und indem einem durchschnittlichen Schweden also das Ernten konkret etwas bedeutet, ist er auch mehr geneigt, sich in die gesamtgesellschaftliche Ernte einzubringen und öffentliche Institutionen an seinen Geschmack anzupassen.

Ein Ekel names Effizienz... wenigstens eines, von welchem man weiß, daß es auch die andern früher oder später besuchen wird... aber ich finde es schon beunruhigend: Ich bin nicht gewillt, die gesellschaftliche Selbstbestimmtheit an dieser Stelle aufzugeben. Es geht nicht an. Ich akzeptiere es nicht als eine Form menschlichen Lebens. Aber wo bleibt die gesellschaftliche Indignation?

Nun ja, viel läßt uns unser Zeitalter nicht mehr auf den Weg bringen: Unsere Werke bemächtigen sich unser, ganz gleich, wie es uns gefällt. Im Zeitalter der Wacht war irgendwann auch alles organisiert, was sich organisieren lät, und im Zeitalter der Wunder wird irgendwann auch alles gebildet sein, was sich bilden läßt. Heute aber läßt sich noch sehr viel bilden, wenn wir damit unter den heutigen Umständen nur vorankommen: der Zeitenzykel ist ein gestrenger Herr.

Was ihn so streng macht ist unser Formungswille. Hätten wir alles geformt, was wir formen wollten, könnten wir uns auf Teilnahmshilfe an dem allen beschränken, aber so ist es nicht und wer weiß?, ob es je so sein wird. Selbstbestimmtheit wäre dann natürlich kein Thema mehr, denn es würde ja nichts mehr bestimmt, aber so ist es heute nicht.

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