Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

5. Mai 2021

Zur Entstehung von Gebanntheit

Ich sprach davon, daß Gebanntheit möglicherweise durch Vertiefung in Verkörperung, Spiel oder Routine aufkäme. Der tatsächliche Mechanismus ist der folgende: Wie ich im Beitrag Eigenlaufsvarianten schrieb, hält
  • Abhängigkeit unseren Willen fest,
  • Ordnung unsere Wahrnehmung und
  • Verantwortung unser Tun.
Bei der Verkörperung sind Abhängigkeit, Ordnung und Verantwortung frei. Beim Spiel ist die Abhängigkeit vom Ziel des Spieles vorgegeben, Ordnung und Verantwortung hingegen sind weiterhin frei. Und bei der Routine ist sowohl die Abhängigkeit von ihrer Bewältigung, als auch die ihrem Algorithmus zugrundeliegende Ordnung vorgegeben, und nur die Verantwortung frei. Also vergessen wir beim Spiel unseren Willen und bei der Routine unsere Wahrnehmung, wobei, wenn wir diese vergessen, unser Wille, als von ihr abhängig, irrelevant wird. Also beginnen wir zu halluzinieren, wenn wir uns zu sehr in eine Routine vertiefen, denn das Übergehen der Wahrnehmung führt zu sie ersetzenden Vorstellungen, und indem unser Wille diese bewertet, werden daraus Tagträume.

Analog begünstigt die Vertiefung in ein Spiel das Aufkommen von Panik: Wir übergehen unseren Willen und an seine Stelle tritt ein vorgestellter Imperativ. Das ist bereits im Spiel so, doch einverstandenerweise, nur wenn wir zu lange von unserem Willen geschieden bleiben, werden wir generell für Ersatz empfänglicher: Unser Ich versucht gewissermaßen seine Vollständigkeit wiederzuerlangen. Aus diesem Grunde ist es gefährlich, den eigenen Tagesablauf zu sehr zu strukturieren.

Entrücktheit hingegen tritt ein, wenn wir innehalten, zurücktreten oder uns gezielt hemmen (zum Beispiel durch das Vor- und Zurückwippen des Oberkörpers), wenn also unser Tun fehlt, aber anstatt uns eigene Taten vorzustellen, findet unser Ich durch Entgrenzung Vollständigkeit, also die Antizipation dessen, was unsere Passivität mit sich bringt.

Hinsichtlich der Reaktionsmuster gilt folgendes: Indem
  • Angebote Lagen liefern, begünstigen sie Entrückung,
  • Belohnung Wollen hervorruft, begünstigt sie Panik (insbesondere als Traumatisierung), und
  • Hilfen Taten erleichtern, begünstigen sie Halluzinationen.
Ersteres sehen wir wohl am häufigsten, also daß Wohlstand Passivität hervorruft, mittleres vor allem in Form der Furcht, den täglichen Hürdenlauf zu verpatzen, und letzteres würde wahrscheinlich erst dann voll durchschlagen, wenn wir uns beim Denken auf Gehirnimplantate stützten.

Umgekehrt heilt uns Besinnung in Form
  • von Verfolgung von Panik,
  • von Einlösung von Halluzinationen und
  • von Auslösung von Entrückung.

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