Bereitschaftsbeitrag

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10. April 2022

Aufgaben politischer Mitbestimmung

Jeder Mensch sucht seine Lebensziele wie ihn seine Vorliebe, sein (subjektiver) Glaube und sein Gewissen heißen, aber insofern er Teil einer Gesellschaft vieler Menschen ist, ist es fraglich, in wiefern er tatsächlich seinen Weg zu Verhießenem finden, seinen Glauben als verwandelnd erweisen und ein ihm verwandtes Schicksal gestalten kann.

Indem eine Gesellschaft in einer Phase des Eigenlaufs des Ichs reagiert, verliert sie, verwalterische Kompetenz vorausgesetzt, die Möglichkeit, in der nächsten Phase zu politischen Übereinkünften zu gelangen:
  • Wird sie orientiert (belohnt), so ist die Abstammung vorgeschrieben,
  • wird sie beholfen, so ist die Verbandelung vorgeschrieben (üblicherweise unterdrückt), und
  • wird ihr angeboten, so ist das Ausgehen vorgeschrieben,
und also
  • führt Orientierung zu Spezialisierung und Fremdheit,
  • ist Behelfung Vorsorge und führt zu Aussichtslosigkeit und
  • führt Anbieten zu Konformität und Erstarrung.
Allerdings reagieren nicht alle Teile der Gesellschaft in gleichem Maße,
  • Generalisten lassen sich schlecht orientieren,
  • Hasardisten schlecht behelfen und
  • Kapitänen läßt sich schlecht anbieten,
und so kommt es, daß,
  • wer sich fremd fühlt, in unserer Gesellschaft als Wissenschaftler Einfluß auf die Arbeitswelt oder als Künstler auf die Freizeitgestaltung zu nehmen sucht, da er nur so hinreichend flexibel Einfluß auf hinreichend viele Menschen nehmen kann, um ein ihm verwandtes Schicksal zu gestalten,
  • wer die Lage für aussichtslos hält, die Gefahr sucht, um seinen Weg zu finden und
  • wen die Erstarrtheit schreckt, das Unwägbare, um seinen Glauben zu erweisen.
Zugleich gibt es aber auch noch eine andere Weise, Fremdheit, Aussichtslosigkeit und Erstarrtheit zu entkommen, und das hängt damit zusammen, daß
  • Fremdheit genau dort herrscht, wo Umworbenheit herrscht,
  • Aussichtslosigkeit genau dort, wo Zumutung herrscht, und
  • Erstarrung genau dort, wo Arrangiertheit herrscht,
und
  • Umwerbung durch das Angebot herrscht,
  • Zumutung durch die Belohnung und
  • Arrangiertheit durch die Behelfung.
Wenn es also Formen der Verschlagung gibt, welche die Macht von Angeboten, Belohnungen und Behelfungen brechen können, so liegt in ihnen der Schlüssel zu politischen Übereinkünften zu just diesem Zweck, und in der Tat bricht
  • die Verbandelung die Macht des Angebots und der Umwerbung und überwindet die Spezialisierung,
  • das Ausgehen vom Studium die Macht der Belohung und der Zumutung und überwindet die Vorsorge, und
  • die Anpassung der Abstammung die Macht der Behelfung und der Arrangierung und überwindet die Konformität.
Allerdings verschlimmert diese Lösung, welche ich fortan Verjüngung nennen werde, unter Umständen das Problem langfristig nur, nämlich im Rahmen des generativen Zykels.

Das Zeitalter der Wunder beruht auf der Orientierung der Jugend. Die Behebung der entstehenden Fremdheit durch Verbandelung ist zur Verfeinerung der die Angebote überwindenden (gebildeten) Lebensweise erwünscht, welche in der Verwertung der Verbandelung als Gewolltes abfällt, doch besteht die Übereinkunft, die Lebensweise nicht selbst anzubieten, sondern die Orientierung ihr gemäß zu aktualisieren. Doch indem die Orientierung also verjüngt wird, wird die resultierende Fremdheit nur stärker.

Das Zeitalter der Wacht beruht darauf, der Jugend anzubieten. Die Behebung der entstehenden Erstarrung durch die Anpassung der Abstammung ist zur Verfeinerung der die Behelfung überwindenden (partnerschaftlichen) Verflechtung erwünscht, welche in der Anpassung als Wahrgenommenes (nämlich die Eignung der Partner) abfällt, doch besteht die Übereinkunft, durch die Verflechtung nicht selbst zu behelfen, sondern die Angebote ihr gemäß zu aktualisieren. Doch indem die Angebote also verjüngt werden, wird die resultierende Erstarrung nur stärker.

Das Zeitalter der Werke beruht auf der Behelfung der Jugend. Die Behebung der entstehenden Aussichtslosigkeit durch das Ausgehen vom Studium ist zur Verfeinerung der die Belohnung überwindenden (technologischen) Ermächtigung erwünscht, welche im Einsetzen als Tat abfällt, doch besteht die Übereinkunft, mit Hilfe der Ermächtigung nicht selbst zu belohnen, sondern die Behelfung ihr gemäß zu aktualisieren. Doch indem die Behelfung also verjüngt wird, wird die resultierende Aussichtslosigkeit nur stärker.

Am Ende eines Zeitalters wird die besprochene Übereinkunft aufgekündigt, und die Reaktion der Jugend verschiebt sich also um eine Phase im Eigenlauf des Ichs zurück.

Und der Film Stalker zeigt genau das am Ende unseres Zeitalters. Was Solaris und Zardoz angeht, so zeigen sie Dinge, welche auf einer fehlerhaften Analyse beruhen.

In Solaris wird die Fremdheit als eine Strafe betrachtet, welche Gott, oder auch ein Mensch selbst, durch sein Verhalten anderen Menschen zumutet, und die Lösung besteht darin, das Verhalten hinreichend gut zu studieren, um die Ergebnisse zu seiner Lenkung einsetzen zu können, was natürlich die Weise ist, auf welche das Zeitalter der Werke, unser Zeitalter, mit seinen Problemen fertig wird. Die natürliche Lösung bestünde schlicht darin, sich zu verbandeln und einem Verwandteres zu entdecken.

Und in Zardoz wird die Erstarrung auf die Orientierung durch die politische Ideologie zurückgeführt, welche die Vortexbewohner vertreten, so daß die Lösung also in einer Verbandelung (die Leute in den roten Unterhosen) besteht, um eine bessere politische Ideologie zu entdecken. Tatsächlich besteht das Problem natürlich in den Angeboten, welche das Tabernakel den Vortexbewohnern macht, und die natürliche Lösung darin, das menschliche Erbteil dem Vortexleben auf sinnvolle Weise anzupassen.

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