Bereitschaftsbeitrag

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9. Januar 2023

Individuen- und kollektivbasierte Propaganda

Es gibt zwei Weisen, mit der Gültigkeit umzugehen, nämlich entweder die Wahrheit zu ehren oder sich Lügen auszudenken, wenn sie den eigenen Interessen besser dienen, und es gibt zwei Weisen, die Entscheidungen von Menschen zu beeinflussen, nämlich entweder die Gültigkeit von Angaben und Folgerungen zu beteuern oder eine Bewertung getroffener Entscheidungen gesellschaftlich zu verankern, was auch wieder auf zwei Weisen geschehen kann, nämlich entweder indem sich die Bewertung im beeinflußten Individuum einstellt, etwa durch Beteuerung der Gültigkeit ihrer Angaben und Folgerungen, oder indem sie ein hinreichend mächtiges Kollektiv zum Zwecke der kollektiven Beeinflussung der Gesellschaft annimmt.

Die Beteuerung von Angaben und Folgerungen verfängt natürlich nur dort zufriedenstellend, wo die Wahrheit geehrt wird, wird sie es nicht, wird die Beeinflussung durch die Bewertung getroffener Entscheidungen notwendig: Zwar lassen sich auch Lügner belehren, aber durch Lehren dazu bringen, der Gerechtigkeit wegen auf etwas zu verzichten, lassen sie sich nicht, vielmehr erachten sie ihre Lügen als gerecht.

Die klassische Propaganda ist individuenbasiert: Sie streut Verleumdungen, um den Umgang im eigenen Interesse zu beeinflussen, sie läßt den Irrtum und auch die bewußte Lüge gewähren oder fördert sie gar, um Mißtrauen zu säen, sie bekräftigt die Menschen in jenen Folgerungen, welche ihr genehm sind, und sie lehrt zu folgern, daß aufgrund der menschlichen Beschränktheit der praktische Erfolg von Folgerungen ihre Gültigkeit gut genug approximiert, so daß sich die Menschen an die Brust schlagen können und sagen: Mir geht es doch gut, und deshalb können die Regeln, an welche ich mich halte, so falsch nicht sein, wobei das relative Wohlbefinden auch wieder Gegenstand der Propaganda ist, alles Dinge, welche Frauen rein instinktiv tun, verleumden und bloßstellen anderer Frauen, um Männer, und bekräftigen und den Erfolg ihrer Regeln schätzen lehren, um Kinder an sich zu binden - nun, letzteres tun Männer freilich auch.

Dahingegen strebt der Sozialismus einen Zustand an, in welchem sich alle fürchten, der Parteilinie zu widersprechen, wozu eben diese Kampfsitzungen stattfinden, in welchen das Kollektiv über das Individuum herfällt und ihm auseinandersetzt, an was es ihm alles gebricht. Die Coronapandemie bot die Gelegenheit, dies auch im Westen einmal außerhalb von Lehrerseminaren auszuprobieren, aber derartige Etappen sind aus der Geschichte von Katastrophen durchaus bekannt, wo immer wieder einmal Hexen verbrannt wurden, und damals ist es auch nicht zu neuen Gesellschaftsverständnissen gekommen: Ohne fortwährenden Terror ist die Leck mich am Arsch!-Haltung nicht aus den Menschen herauszubekommen, und wo sie gewichen ist, bleiben Verfolgungswahnsinnige zurück.

Ja... das ist alles kalter Kaffee, und trotzdem laufen überall Psychologen enthusiasmiert herum und verkünden ihre bahnbrechenden gesellschaftspolitischen Einsichten, labern einem die Ohren von der Wichtigkeit der Etablierung von Narrativen voll und so weiter. Das ist so, als würde man auf einem Friedhof nach Schätzen graben.

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