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28. Dezember 2024

Kulturelle Herrschaften als fortgesetztes Beharren auf dem Delegationsrecht Gläubiger

Nachdem ich die drei Glaubensmodi verallgemeinert und ihrer zwei als Spezialfälle von sechs bedingenden Glaubensmodi gedeutet habe, fasse ich nun jeweils zwei der sechs bedingenden Glaubensmodi mit jeweils einem unbedingten zu insgesamt drei Glaubensweisen zusammen, nämlich dem Glauben an
  • die Bestimmung (Bestimmbarkeit), welcher durch Überantwortung und Erwachsen die Eröffnung zu erreichen sucht,
  • die Wahl (Wählbarkeit), welcher durch Übergehen und Näherbringung die Vervollkommnung zu erreichen sucht und
  • die Verwandlung (Verwandelbarkeit), welcher durch Verneinen / Lösen und Klärung die Bejahung zu erreichen sucht.
Gelungen ist
  • die Überantwortung, wenn wir auf die umgesetzten Vorhaben stolz sind, wenn wir sie ermessen,
  • das Übergehen, wenn wir Genugtuung empfinden, wenn wir in der begegnenden Entwicklung umsetzen,
  • die Verneinung / Lösung, wenn uns die nach ihr ermessene Haltung Freude bereitet, wenn wir in ihr begegnen,
und
  • die Eröffnung lockt die Überantwortung mittels des durch sie ermöglichtem Begegnens durch Verbundenheit,
  • die Vervollkommnung das Übergehen mittels des durch es ermöglichten Ermessens durch Liebe und
  • die Bejahung die Verneinung / Lösung mittels des durch sie ermöglichten Umsetzens durch Zufriedenheit.
Dadurch, einer Anpassung durch eine andere gerecht werden zu müssen, befindet sich
  • der Überantwortende in der Rolle des Auftragnehmers, welcher für den Auftraggeber umsetzt,
  • der Hinübergehende in der Rolle des Dieners, welcher für den Herren begegnet, und
  • der Verneinende / sich Lösende in der Rolle des Kandidaten, welcher nach dem Prüfer ermißt,
und dabei gibt es zwei Fälle, nämlich
  1. daß sich ein anderer Mensch in der jeweils zugehörigen Rolle befindet oder
  2. nicht.
Im zweiten Fall ist man es entweder selbst: die Ehre des Überantwortenden gibt den Auftrag, die Enthaltsamkeit (Anspruchsvollheit) des Hinübergehenden wählt die Entwicklung (Umstände), die Ehrfurcht des Verneinenden / sich Lösenden die Haltung, oder Gott vermittels dieser Gefühle.

Im ersten Fall ergibt sich hingegen die prinzipielle Möglichkeit, den Glauben herrschaftlich zu organisieren, und das geschieht bei
  • der Willenskultur, indem sich erwiesen habende Auftragnehmer Aufträge vergeben und die Bestimmung ihrer Aufträge annehmenden Untertanen organisieren, indem sie ihnen glaubhaft machen, daß die herrschaftlichen Vorhaben der Schlüssel zur stolzen Ermessung nach der Haltung sind, welche ihnen die Eröffnung verspricht, jedoch, wenn ihre Untertanen meinen, keine folgenreichen Aufträge zu erhalten, verstocken sie,
  • der Erlebniskultur, indem sich erwiesen habende Diener in die Rolle von Herren schlüpfen und die Wahl ihrer Untertanen in der Rolle von Dienern organisieren, indem sie ihnen glaubhaft machen, daß die herrschaftliche Entwicklung der Schlüssel zur Umsetzung der Vorhaben ist, welche ihnen die Vervollkommnung versprechen, das heißt den Rahmen bilden, in welchem eine rechtschaffene Haltung erst möglich wird, jedoch, wenn ihre Untertanen meinen, nicht folgenreich zu dienen, werden sie überdrüssig (vormals arriviert), und
  • der Repräsentationskultur, indem sich erwiesen habende Kandidaten in die Rolle von Prüfern schlüpfen und die Verwandlung ihrer Untertanen in der Rolle von Kandidaten organisieren, indem sie ihnen glaubhaft machen, daß die herrschaftliche Haltung der Schlüssel zur Begegnung der Entwicklung ist, welche ihnen die Bejahung verspricht, jedoch, wenn ihre Untertanen meinen, nicht folgenschwer geprüft zu werden, verzagen sie.
Doch abgesehen von der durch schlechte Herrschaft hervorgerufenen Verstocktheit, solchem Überdruß und solcher Verzagtheit, liegt auch im Glauben an
  • der Bestimmung selbst schon die Gefahr, überdrüssig zu werden, da die Überantwortung die Ehrfurcht verschattet, wenn es am Erwachsen mangelt,
  • der Wahl, zu verzagen, da das Übergehen die Ehre verschattet, wenn es an der Näherbringung mangelt, und
  • der Verwandlung zu verstocken, da die Verneinung / Lösung die Enthaltsamkeit verschattet, wenn es an der Klärung mangelt.
Kulturelle Herrschaften bilden sich also auf natürliche Weise, wenn es einem Kern Gleichgläubiger gelingt, sich
  • ehrenvoll als Überantwortende zu bewähren und die Bestimmung des Rests als Auftraggeber zu organisieren,
  • enthaltsam als Hinübergehende und die Wahl des Rests als Herren zu organisieren, und
  • ehrfürchtig als Verneinende / sich Lösende und die Verwandlung des Rests als Prüfer zu organisieren,
und auf diese Weise sind kommunistische und faschistische Parteien, beziehungsweise die angloamerikanische Oligarchie oder die katholische Kirche auch entstanden, wobei im Falle letzterer Christus das auch vorausgesagt hat, als er meinte:
Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den ein Weib nahm und unter drei Scheffel Mehl vermengte, bis es ganz durchsäuert ward.
Welche kulturelle Herrschaft sich bildet, hängt von der Zeit ab, also ob in ihr der Glaube an die Bestimmbarkeit, die Wählbarkeit oder die Verwandelbarkeit blüht. In mir ist der Glaube an die Verwandelbarkeit noch wach, aber allgemein gesprochen hat die Entdeckung der Neuen Welt den Glauben an die Wählbarkeit zur Vormachtstellung verholfen und die Industrialisierung jenen an die Bestimmbarkeit, wonach dann auch die Geschicke der Menschen verliefen.

Ich schlage freilich vor, in der heutigen Situation überhaupt nicht kulturell zu prägen, die Bestimmung ist ein sich selbst gefährdender Irrweg, die Wahl im Überdruß versackt, die Verwandlung, soweit ich es überblicken kann, eine Überlebensnotwendigkeit, und es mag auch nur natürlich und praktisch geboten sein, daß jene, welche sich erfolgreich verwandelt haben, die Verwandlung der andern prüfen, aber das heißt ja nicht, daß sie ihnen auch sonst die Haltung vorgeben sollten.

Ich habe den ganzen Tag auf diesen Beitrag verwendet, und es ist eine Qual, aber den Glauben zu verlieren, ist eine schlimmere. Vielleicht erlaube ich es mir, den Rest des Jahres mit Blödsinn zuzubringen, jetzt wo ich die seelischen Triebe von 100, 20 und 5 Generationen überblicke.

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