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25. Februar 2025

Zur Frage der Willkür bei der Selbstfestlegung

Ich habe mich mit der Frage, was uns zur Selbstfestlegung motiviert, bisher nicht beschäftigt. Es ließe sich versuchen, sie durch Ableitung zu klären, davon ausgehend, daß die Selbstfestlegungen totale Anpassungen sind und die Motivationen der Anpassungen bekannt. Allerdings kommt es dabei zu einer kleinen Schwierigkeit, da es unsinnig ist, ein Werkzeug um seiner selbst Willen zu lieben.

Die Lösung liegt in der Verträglichkeit der Liebe mit sich selbst begründet:
  • das Verbundene begünstigt die Umsetzung des Zufriedenstellenden,
  • das im engeren Sinne Geliebte begünstigt die Begegnung des Verbundenen und
  • das Zufriedenstellende begünstigt die Ermessung nach dem im engeren Sinne Geliebten,
denn somit können wir fordern,
  • die Begegnung jenes Verbundenen zu geloben, aus dessen Verfolgung erlangte Belange wir im engeren Sinne lieben,
  • jenes im engeren Sinne Geliebte anzuerkennen, mit aus dessen Einlösung erlangten Zielen wir zufrieden sind, und
  • uns zu jenem Zufriedenstellenden zu verpflichten, aus dessen Auslösung erlangten Verbindungen wir verbunden sind,
und wenn ich mein eigenes Selbstfestlegen betrachte, verhalte ich mich auch genau so, etwa wenn ich gelobe, Gott zu vertrauen, weil ich weiß, daß alles, was ich am Leben im engeren Sinne liebe, sich nur auf dieser Grundlage einstellen kann.

Mein (subjektiver) Glaube ist also wichtiger für mein Gottvertrauen als meine Vorliebe, aber letztere widerspricht ihm nicht. Indes läßt es sich durchaus denken, daß es die beiden bei einer Selbstfestlegung beteiligten Formen der Liebe tun, und eine die andere zwingt, und zwar stets jene der übergeordneten Anpassung die andere zur untergeordneten, denn im umgekehrten Fall griffen wir zur Selbstfestlegung, bei welcher die untergeordnete zur übergeordneten würde, statt zum Gottvertrauen also beispielsweise zur Anerkennung der göttlichen Ordnung, wenn unsere Vorliebe ihr widerspräche.

Eine solche zur untergeordneten Anpassung zwingende Selbstfestlegung stellt einen Akt der Willkür gegen die eigene Seele dar, welcher aber üblicher- und ironischerweise unwillkürlich im Überschwang vollzogen wird, und dazu führt, daß die Vereinbarung der Selbstfestlegungen leidet: bei
  • dem Gelübde die Formalisierung, indem sie nach im engeren Sinne Ungeliebtem zu ermessen aufgibt und der Konformität mit im engeren Sinne Geliebten widerspricht,
  • der Anerkennung die Normierung, indem sie Unzufriedenstellendes umzusetzen aufgibt und der Ebnung des Weges des Zufriedenstellenden widerspricht, und
  • der Verpflichtung die Schonung, indem sie Unverbundenem zu begegnen aufgibt und der Einräumung von Verbundenem widerspricht.
Es ist also wichtig bei
  • der Formalisierung danach zu fragen, ob man auf dem Boden des Rechtschaffenen steht, um sich vor falschem Überschwang zu hüten,
  • der Normierung danach, ob auf dem Boden des Friedens, und
  • der Schonung danach, ob auf dem Boden der eigenen Verbundenheit,
beziehungsweise allgemeiner bei
  • dem Gelübde danach, ob auf dem Boden des Rechtschaffenen,
  • der Anerkennung danach, ob auf dem Boden des Friedens und
  • der Verpflichtung danach, ob auf dem Boden der eigenen Verbundenheit,
doch treten mögliche Verfehlungen bei den erstgenannten Vereinbarungsbemühungen besonders deutlich zu Tage. Insbesondere neigen Politiker zum Überschwang bei der Anerkennung politischer Theorien, welcher sich in den normierten Verfahren zeigt, welche sie der Gesellschaft aufnötigen. Der Gefühlspessimismus wiederum, von welchem ich vor kurzem sprach, besteht größtenteils in der Verachtung der eigenen Verbundenheit, und zeigt sich entsprechend in orientierungsloser Schonung. Andererseits zeigt sich der Überschwang beim Gelübde in der eigenen Befangenheit, also Urteilsverdrehung. Dieses sind allesamt gefährliche Verfehlungen, und wir tun gut daran, genau auf unsere Liebe zu hören, bevor wir uns selbstfestlegen.

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