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20. Mai 2023

Die Grade der persönlichen Freiheit und ihre Erkenntnisformen des Lebenssinnes

Die persönliche Freiheit bemißt sich nach der Art der Begründung unseres Verhaltens, nämlich ob wir tun, was wir tun, weil
  • wir versuchen, unter Anderen herauszustechen oder nicht herauszustechen, je nachdem, ob wir uns eine bessere gesonderte Behandlung versprechen oder nicht, was dem Grad unserer Unmündigkeit entspricht,
  • wir gelernt haben, daß wir nur so mit dem Leben zurechtkommen, was dem Grad unserer Geschlagenheit entspricht, oder
  • es ausdrückt, was uns bewegt, was dem Grad unserer Freiheit entspricht.
Die Geschlagenheit führt indes zu sehr unterschiedlichen Typen, so daß wir sie noch weiter unterteilen sollten, nämlich danach, ob wir frei nicht
  • mit unseren Mitmenschen zurechtkommen, was stets daran liegt, daß wir zu vertrauensselig sind, und uns mißtrauisch macht,
  • den sittlichen Ansprüchen genügen, was wiederum danach zu unterscheiden ist, ob jene
    • uns einschränken, was uns kriecherisch macht, oder
    • uns herausfordern, was uns Ehrfurcht einflößt.
Was nun die Erkenntnisformen des eigenen Lebenssinnes angeht, so erkennt
  • der Unmündige von Anfang an, daß er sich durchschlagen muß,
  • der Mißtrauische, wenn er geschlagen wird, daß er sich vorsehen muß,
  • der Kriecherische, wenn er geschlagen wird, daß er sein Leben schönfärben muß,
  • der Ehrfürchtige, wenn er geschlagen wird, daß er es opfern muß, und
  • der Freie erst im Nachhinein, auf welches Ziel hin ihn sein Inneres bewegt hat.
Die Kriecherei ist arg weit verbreitet in Deutschland. Nach dem vorigen sollte man wahrscheinlich froh darüber sein, aber wenn ich sehe, wie ein Kriecher um die Gunst eines anderen wirbt, indem er ihm vorführt, wie schön sein Leben zu färben, er gewillt ist - und da hält Deutschland den Weltrekord und wird ihn ewig halten! - regen sich in mir sofort Ausrottungsphantasien.

Bald 50 Jahre haben mich aber gelehrt, daß das nicht der Weg zum Ziel ist, sondern daß er in der Bloßstellung der Pharisäer besteht, welche diese sittlichen Ansprüche definieren und den Menschen ins Hirn träufeln, siehe Der popkulturelle Zykel als fortwährendes beschwichtigendes Rückzugsgefecht des Intendanten.

Ich kann nicht sagen, daß mich diese Richtung, welche mein Leben genommen hat, wirklich überrascht, denn mit 6 Jahren habe ich schon verstanden, daß es Heiligkeit auf Erden jedenfalls nicht im wahrnehmbaren Maße gibt, aber daß jetzt womöglich bald Schluß mit der ganzen Heuchelei ist, spült eine ganze Reihe von Erwägungen an die Gestade meines Bewußtseins, welche mir bisher unvertraut waren.

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