Nochmals zum Einfluß der vier Geister auf Gesellschaften
Ich habe es mir aus verschiedenen Gründen verkniffen in meiner vorigen Übersicht der Verteilung der vier Geister innerhalb Europas (http://bereitschaftsfront.blogspot.com/2011/06/versuch-der-charakterisierung-der.html) Länder einzeln durchzugehen. Auch nahm ich davon Abstand den Einfluß der Sanguiniker allzu klar zu benennen.
Mit den zuvor verwendeten Bezeichnungen (Ringende, Suchende, Achtende und Versuchende) möchte ich nun folgendes doch näher betrachten.
Der Ringende zeichnet sich dadurch aus, daß sich die Abkopplung seiner Stimmung von der von ihm erlebten Gegenwart, also der Übergang zu einem vergleichsweise losgelösten Gefallen an seiner Haltung, nicht vollzogen hat.
Ohne jetzt zu sehr erklären zu wollen, wie das gemeint ist, denn freilich wird man diese Definition qualifizieren müssen, um nicht Törichtes zu sagen, gebe ich folgendes Beispiel an. Magersucht erklärt sich aus einer gestörten Körperwahrnehmung derart, daß ein de facto dysfunktionaler Körper als besonders trefflich empfunden wird, und zwar aus dem Grunde, daß ein spirituelles Ideal, die Leichtigkeit des lasterlosen Lebens, durch die Gestalt des Physischen wahrgenommen wird.
Eine derartige Störung setzt eine solche Abkopplung der Stimmung voraus, denn nur ein losgelöstes Gefallen kann das unmittelbare Körpergefühl überlagern, oder, anders ausgedrückt, Magersucht kommt nur unter Cholerikern und Melancholikern, nur unter Suchenden, Achtenden und Versuchenden vor, nicht aber unter Sanguinikern.
Dieses Beispiel ist instruktiv, denn es verdeutlicht, um wie vieles flexibler das Interesse der Suchenden, Achtenden und Versuchenden ist als das der Ringenden. Es ist also auch nicht sonderlich gewagt zu behaupten, daß Ringende aufgrund ihrer Verdrahtung der Entwickelung komplexer Gesellschaften im Wege stehen. Es ist vielmehr Korollar ihrer Starrheit. Genauer gesagt bekämpfen Ringende naturgemäß die Beschneidung ihrer Freiheiten, also ihrer Macht, was in Gesellschaften, in welchen ihre mangelnde Bereitschaft, gewisse ihnen unverständliche Ideale zu ehren, in ihrer Stigmatisierung mündet, dazu führt, daß sie sich in gesetzeswidriger Weise gegen diese auflehnen.
Ein Blick auf die entsprechende Karte zeigt, daß sich die Röte in Europa dabei ganz klischeegemäß verteilt. Interessant ist allerdings der Fall der Schweiz' und der Österreichs, denn ihre Werte für die A-Klasse (jeweils 9%), liegen bereits in einem Bereich, welchen man mit erhöhter Kriminalität zu assoziieren geneigt ist. (Daß ein Gentest Hitler dieser Klasse zugewiesen hat, will ich dabei nicht weiter berücksichtigen.) Es muß also davon ausgegangen werden, daß die spezifischen Kulturen der Schweiz' und der Österreichs besonders gut geeignet sind, Sanguiniker in komplexe Gemeinschaften einzubinden.
Nun mag es vielleicht an den Bergen liegen, daß die Leute dort seltener an einander geraten, aber ich halte es für wahrscheinlicher, daß im Falle der Schweiz' die direkte Demokratie und im Falle Österreichs eine gewisse moralische Nachsicht dazu führen, daß sich die ansonsten typischen kriminellen Clans nicht bilden, denn dadurch wird den Ringenden augenscheinlich Raum genug gelassen, um eine Einebnung des gesellschaftlichen Machtgefälles nicht erzwingen zu müssen.
So fair muß man natürlich sein einzugestehen, daß komplexe Gesellschaften in der Regel zu einer Zentralisierung der Macht führen und daß diese nicht unbedingt etwas Gutes ist, so daß auch der Widerstand gegen sie seinen Verdienst hat. Allerdings sind die Möglichkeiten der Ringenden in einer komplexen Gesellschaft Gestaltungsaufgaben zu übernehmen prinzipiell eingeschränkt, da sie einen Großteil der dazu nötigen Motivation nicht besitzen, so daß sie kaum einen positiven Beitrag liefern können, also einen, welcher über die bloße Verhinderung von etwas Negativem hinaus geht. Ich selbst strebe keine Zentralisierung der Macht an, und es scheint naheliegend, daß ein österreichischer Anteil an Ringenden einer meinen Vorstellungen entsprechenden Gesellschaft also keine allzu spürbaren Probleme bereiten würde, allerdings sehe ich persönlich auch wenig Nutzen, welchen er brächte.
Generell haben die vier Geister garantierende Funktionen, die Ringenden garantieren das Gleichgewicht der Macht, die Suchenden die Universalität des Denkens, die Achtenden die Ordnung und die Versuchenden die Erneuerung. Genauer gesagt tritt diese Garantie als wirkliche Garantie ungefähr ab einem jeweiligen Anteil von 20% an der Geamtbevölkerung ein, mithin wird es ab diesem Punkt einer Gesellschaft unmöglich, diesen Zielen entgegenzuwirken. Mir ist indes keine einzige Gesellschaft auf Erden bekannt, in welcher alle vier Ziele auf diese Weise verbürgt wären.
Es ist sehr interessant zu beobachten, wie die jeweilige Verteilung der vier Geister in einem Land die Verhältnisse dort bestimmt, wobei sie allerdings unterschiedliche Dominanzstrategien verfolgen. Den Ringenden ist es völlig egal, ob sie in der Minderheit sind oder in der Mehrheit, sie verhalten sich grundsätzlich stets auf dieselbe Weise. Dasselbe kann man so auch von den Suchenden sagen, wenngleich ihr Verhalten das genaue Gegenteil dessen der Ringenden ist, nämlich prinzipiell nie irgendetwas entscheiden zu wollen, sondern es statt dessen lieber dem Schicksal zu überlassen. Dahingegen haben die Achtenden ein sehr ausgeprägtes Gespür dafür, ob sie in der Mehrheit sind oder nicht, und wenn sie sich stark genug fühlen, sind sie zu keinerlei Verhandlungen bereit, während sie ansonsten ohne großen Widerstand bereit sind, an sie gestellte Forderungen zu erfüllen. Die Versuchenden schließlich sind aufgrund ihres schwankenden Wesens auf etwas angewiesen, was sie überhaupt als Gruppe zusammenhält, und das ist entweder Druck durch einen anderen Gestaltungswillen oder ein signifikanter Anteil Suchender, welcher ihnen Kontinuität gibt.
Die Versuchenden sind also selten dominant und dort wo sie es sind, sind sie zugleich oftmals ineffektiv, weil ihnen die von den Achtenden herstammende Ordnung fehlt, so daß sie sich mehr in Plänen als in Taten ergehen. Es gibt indessen vier Fälle gestalterischer Beteiligung der Versuchenden an einer Gesellschaft, für welche es historische Beispiele gibt, drei davon sind sogar heutig.
Es gehört zu den interessanten Aspekten der Versuchenden, daß sie bereits ab einem Anteil von 20% bestimmend werden können, und zwar dann, wenn ein autoritärer Staat sie für seine Zwecke einspannt, was er natürlich nur dann tun wird, wenn seine Elite mehrheitlich aus Versuchenden besteht, so daß sich hier so etwas wie ein Kreislauf ohne Anfang ergäbe, wäre da nicht die Möglichkeit, daß ein Staat im Laufe der Zeit andere Staaten übernimmt.
Es gehört also zur Strategie der Versuchenden als Schläfer auf die Gelegenheit zu warten, die Verhältnisse in einem Land grundlegend zu ändern, bis sie ihnen durch äußere Verbündete gegeben wird. Dies war im wesentlichen die Situation der germanischen Völker zu der Zeit, als sie noch zur Formierung fähig waren, wofür das bei weitem jüngste Beispiel das von Preußen geführte Deutsche Reich ist.
Ein anderer interessanter Fall ergibt sich, wenn zwischen Achtenden und Versuchenden ein Patt besteht, was nur möglich ist, wenn die Anteile der Ringenden und Suchenden insignifikant sind, da sich ansonsten Bündnisse bildeten, welche der direkten Verständigung der erstgenannten im Wege stünden. Kommt es also zu einem solchen Patt, wie beispielsweise in Lettland, bildet sich so etwas wie eine wahrhaftige Sozialdemokratie heraus, also eine Gesellschaft, welche sowohl peinlich darauf bedacht ist, die bürgerlichen Rechte einerseits und die soziale Einbindung der Menschen andererseits zu wahren.
Dergleichen Bemühungen in Gesellschaften anderen Zuschnitts muten umso seltsamer an, je vertrauter einem die natürlichen Äußerungen dieses Strebens sind. Es kann niemals sinnvolles Ziel der Politik sein, den sich äußernden Gestaltungswillen der Bevölkerung durch einen anderen zu ersetzen, es sei denn, ihr Wille entspränge einer Selbstdressur, aus welcher sie sich zu befreien suchte, was indes ein reichlich hypothetischer Fall ist, da ein Staat, wenn er solches versuchte, seine Selbstauflösung betriebe.
Selbstverständlich wird das Gegenteil, also die Dressur wider Willen, systembedingt von allen Staaten betrieben, aber dabei spielen Ideale keine Rolle, das ist ein rein technischer Vorgang, welcher seine Berechtigung aus den konkreten Bedürfnissen des Staatswesens bezieht. Wer das mit seinen Idealen vermischt, um die Ideale der Bevölkerung zu ersetzen, wird damit nicht glücklich werden.
Der dritte Fall ist geradezu kurios und ergibt sich, wenn Versuchende und Suchende zusammen unter Führung der Versuchenden, denn andernfalls täten die Suchenden nur das, was sie am liebsten tun, nämlich nichts, ein Patt mit den Achtenden erreichen. In diesem Fall beschränken sich die Versuchenden auf eine Art Vetorecht gegenüber den Achtenden in Fragen, wo sie sich der Zustimmung der Suchenden gewiß sein können, was konkret wohl auf einen Schönheitskult hinauslaufen muß, da in dem Begriff der Schönheit die Zustimmung der Suchenden zu konkreten Entscheidungen geradezu gefaßt ist. Den Achtenden wird also die Bedingung abgepreßt, daß ihre Entscheidungen der Schönheit des Lebens nicht abträglich sein dürfen, wie es zum Beispiel in Estland geschieht.
Die Suchenden bewerten freilich auch ohne Einspannung durch die Versuchenden das Leben danach, ob es schön oder nicht so schön ist, aber danach politisch handeln täten sie auch dann nicht, wenn sie ausschließlich unter sich wären, was sie dann natürlich auch nicht müßten, weil sich eh jeder an diese Richtlinie hielte und nichts Unschönes in die Welt gesetzt würde. Versuche sie politisch einzuspannen gab und gibt es viele, aber im allgemeinen sind sie zum Scheitern verurteilt, was aber nicht heißt, daß sie nicht selbst auf außerpolitischem Wege, insbesondere auf religiösem, eine Gesellschaft bestimmen können, wobei ich hier mit Politik lediglich das Schmieden strategischer Allianzen meine.
Der vierte Fall schließlich ergibt sich daraus, daß sowohl Suchende und Achtende in signifikantem Maße vorhanden sind, die Versuchenden aber mit Abstand die größte Gruppe bilden. Dieses ist die einzige Bevölkerungszusammensetzung, in welcher sich der Charakter der Versuchenden in einer nicht autoritären Gesellschaft zeigen kann, denn nur dann können sie überhaupt als Gruppe bestehen, bleibende Verhältnisse schaffen und ihre Vorstellungen politisch durchsetzen. Ihre Vorstellungen sind indes launisch und ihre Werke eklektisch, die Konsequenz, mit welcher sie ihre Umwelt umkrempeln, ist hingegen äußerst bedeutungsvoll für das Schicksal der betroffenen Gemeinschaft. Dieses ist heute in Rußland so.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, daß die Ausbreitung der indogermanischen Sprachen mit der Ausbreitung der Versuchenden zusammenfällt, wobei es häufig, und insbesondere in Griechenland und Indien, zu dem zuerst betrachteten Fall der Übernahme eines Staates gekommen ist, möglicherweise sogar mit Rückgriff auf Schläfer, welche in einer Minderheitsherrschaft über eine Mehrheit Suchender mündete, was eine kulturell sehr fruchtbare Kombination gewesen zu sein scheint, und, der Plausibilität nach, auch gewesen sein muß, wobei der autoritäre Charakter des Staatwesens die Notwendigkeit Achtender zur Aufrechterhaltung der Ordnung ersetzt haben mag und wäre es in religiöser Form wie in Indien geschehen. Zuletzt hat sich solches wahrscheinlich mit der Übernahme der Macht durch die Merowinger in Frankreich zugetragen.
Das Zusammenspiel zwischen Suchenden und Versuchenden ist dabei immer zweiseitig, die Suchenden ändern die Gedankenwelt der Versuchenden und die Versuchenden die Lebenswelt der Suchenden. Dabei können sich indes, wie das Beispiel Indiens zeigt, langfristig auch Zustände ergeben, welche beiden Seiten so nicht mehr gefallen, was meines Erachtens aus zu großer Beschneidung der suchenden Seite resultiert, in Indien wohl des Fehlens Achtender wegen.
So sinnvoll ein solches Geschehen aber auch gewesen sein mag, heute läßt es sich nicht mehr wiederholen. Die heutige politische Lage zeigt aber auch, daß günstige Verbindungen der unterschiedlichen Geister auch heute noch in einem gewissen Häufigkeitenspektrum der unterschiedlichen Klassen möglich sind, letztlich im gesamten Bereich S>20%, A>20%, V+S>A, V>min(S,A), wobei die letzte Bedingung regional auch durch V>20% ersetzt werden darf, so lange es ein Bewußtsein der Zugehörigkeit zu einem größeren politischen Körper gibt, in welchem die schärfere Bedingung gilt. (Natürlich kann man auch noch weitere begründete lokale Ausnahmen erlauben, doch nicht ohne Anschauung des Einzelfalls.)
Abschließend möchte ich noch den Fall Japans betrachten, wo es ein Patt zwischen Ringenden und Achtenden gibt. Auch dies ist eine ziemlich kuriose Situation, welche hingegen deutlich zeigt, wie staatstragend die Achtenden sein können, wenn man sie in ein Patt mit einem politisch aktiven Gegenpart zwingt. Letztlich, so muß man schon sagen, läßt sich alles regeln, wenn die Hälfte der Bevölkerung aus Reglungsfanatikern besteht. Aber natürlich bleiben, gerade bei den japanischen, an die Ringenden angepaßten Regeln, viele Dinge auf der Strecke, welche einem Durchschnittseuropäer heilig sind. Eine Gesellschaft mit R>20%, S>20% und A>40% gibt es nirgendwo auf der Welt, und das ist kein Zufall, sondern folgt aus den inhärenten Interessengegensätzen einer solchen Gemeinschaft. Frankreich sollte das umgehend bedenken, denn es steuert geraden Wegs auf eine solche Zusammensetzung zu.
Ich schätze, es wäre durchaus sinnvoll, die Zusammensetzungsbereiche abzustecken, in welchen es überhaupt menschliche Gemeinschaften gibt und ihr Wesen zu beschreiben, wie ich es bisher nur für Europa gemacht habe und nicht übermäßig gut, wie ich im Vergleich des jetzt und des zuvor Geschriebenen feststellen muß, wenngleich vielleicht brauchbar genug, um zu erahnen, was einen jeweils erwartet, aber ich muß dieses Unterfangen jedenfalls auf später verschieben, wenn ich es überhaupt angehen werde, denn es liegt durchaus nicht in meinem Interesse herauszufinden, was schlichtweg unmöglich ist, mir genügt es schon zu wissen, was mir im Rahmen des Möglichen erstrebenswert erscheint, und diesen Bereich habe ich beleuchtet.
Mit den zuvor verwendeten Bezeichnungen (Ringende, Suchende, Achtende und Versuchende) möchte ich nun folgendes doch näher betrachten.
Der Ringende zeichnet sich dadurch aus, daß sich die Abkopplung seiner Stimmung von der von ihm erlebten Gegenwart, also der Übergang zu einem vergleichsweise losgelösten Gefallen an seiner Haltung, nicht vollzogen hat.
Ohne jetzt zu sehr erklären zu wollen, wie das gemeint ist, denn freilich wird man diese Definition qualifizieren müssen, um nicht Törichtes zu sagen, gebe ich folgendes Beispiel an. Magersucht erklärt sich aus einer gestörten Körperwahrnehmung derart, daß ein de facto dysfunktionaler Körper als besonders trefflich empfunden wird, und zwar aus dem Grunde, daß ein spirituelles Ideal, die Leichtigkeit des lasterlosen Lebens, durch die Gestalt des Physischen wahrgenommen wird.
Eine derartige Störung setzt eine solche Abkopplung der Stimmung voraus, denn nur ein losgelöstes Gefallen kann das unmittelbare Körpergefühl überlagern, oder, anders ausgedrückt, Magersucht kommt nur unter Cholerikern und Melancholikern, nur unter Suchenden, Achtenden und Versuchenden vor, nicht aber unter Sanguinikern.
Dieses Beispiel ist instruktiv, denn es verdeutlicht, um wie vieles flexibler das Interesse der Suchenden, Achtenden und Versuchenden ist als das der Ringenden. Es ist also auch nicht sonderlich gewagt zu behaupten, daß Ringende aufgrund ihrer Verdrahtung der Entwickelung komplexer Gesellschaften im Wege stehen. Es ist vielmehr Korollar ihrer Starrheit. Genauer gesagt bekämpfen Ringende naturgemäß die Beschneidung ihrer Freiheiten, also ihrer Macht, was in Gesellschaften, in welchen ihre mangelnde Bereitschaft, gewisse ihnen unverständliche Ideale zu ehren, in ihrer Stigmatisierung mündet, dazu führt, daß sie sich in gesetzeswidriger Weise gegen diese auflehnen.
Ein Blick auf die entsprechende Karte zeigt, daß sich die Röte in Europa dabei ganz klischeegemäß verteilt. Interessant ist allerdings der Fall der Schweiz' und der Österreichs, denn ihre Werte für die A-Klasse (jeweils 9%), liegen bereits in einem Bereich, welchen man mit erhöhter Kriminalität zu assoziieren geneigt ist. (Daß ein Gentest Hitler dieser Klasse zugewiesen hat, will ich dabei nicht weiter berücksichtigen.) Es muß also davon ausgegangen werden, daß die spezifischen Kulturen der Schweiz' und der Österreichs besonders gut geeignet sind, Sanguiniker in komplexe Gemeinschaften einzubinden.
Nun mag es vielleicht an den Bergen liegen, daß die Leute dort seltener an einander geraten, aber ich halte es für wahrscheinlicher, daß im Falle der Schweiz' die direkte Demokratie und im Falle Österreichs eine gewisse moralische Nachsicht dazu führen, daß sich die ansonsten typischen kriminellen Clans nicht bilden, denn dadurch wird den Ringenden augenscheinlich Raum genug gelassen, um eine Einebnung des gesellschaftlichen Machtgefälles nicht erzwingen zu müssen.
So fair muß man natürlich sein einzugestehen, daß komplexe Gesellschaften in der Regel zu einer Zentralisierung der Macht führen und daß diese nicht unbedingt etwas Gutes ist, so daß auch der Widerstand gegen sie seinen Verdienst hat. Allerdings sind die Möglichkeiten der Ringenden in einer komplexen Gesellschaft Gestaltungsaufgaben zu übernehmen prinzipiell eingeschränkt, da sie einen Großteil der dazu nötigen Motivation nicht besitzen, so daß sie kaum einen positiven Beitrag liefern können, also einen, welcher über die bloße Verhinderung von etwas Negativem hinaus geht. Ich selbst strebe keine Zentralisierung der Macht an, und es scheint naheliegend, daß ein österreichischer Anteil an Ringenden einer meinen Vorstellungen entsprechenden Gesellschaft also keine allzu spürbaren Probleme bereiten würde, allerdings sehe ich persönlich auch wenig Nutzen, welchen er brächte.
Generell haben die vier Geister garantierende Funktionen, die Ringenden garantieren das Gleichgewicht der Macht, die Suchenden die Universalität des Denkens, die Achtenden die Ordnung und die Versuchenden die Erneuerung. Genauer gesagt tritt diese Garantie als wirkliche Garantie ungefähr ab einem jeweiligen Anteil von 20% an der Geamtbevölkerung ein, mithin wird es ab diesem Punkt einer Gesellschaft unmöglich, diesen Zielen entgegenzuwirken. Mir ist indes keine einzige Gesellschaft auf Erden bekannt, in welcher alle vier Ziele auf diese Weise verbürgt wären.
Es ist sehr interessant zu beobachten, wie die jeweilige Verteilung der vier Geister in einem Land die Verhältnisse dort bestimmt, wobei sie allerdings unterschiedliche Dominanzstrategien verfolgen. Den Ringenden ist es völlig egal, ob sie in der Minderheit sind oder in der Mehrheit, sie verhalten sich grundsätzlich stets auf dieselbe Weise. Dasselbe kann man so auch von den Suchenden sagen, wenngleich ihr Verhalten das genaue Gegenteil dessen der Ringenden ist, nämlich prinzipiell nie irgendetwas entscheiden zu wollen, sondern es statt dessen lieber dem Schicksal zu überlassen. Dahingegen haben die Achtenden ein sehr ausgeprägtes Gespür dafür, ob sie in der Mehrheit sind oder nicht, und wenn sie sich stark genug fühlen, sind sie zu keinerlei Verhandlungen bereit, während sie ansonsten ohne großen Widerstand bereit sind, an sie gestellte Forderungen zu erfüllen. Die Versuchenden schließlich sind aufgrund ihres schwankenden Wesens auf etwas angewiesen, was sie überhaupt als Gruppe zusammenhält, und das ist entweder Druck durch einen anderen Gestaltungswillen oder ein signifikanter Anteil Suchender, welcher ihnen Kontinuität gibt.
Die Versuchenden sind also selten dominant und dort wo sie es sind, sind sie zugleich oftmals ineffektiv, weil ihnen die von den Achtenden herstammende Ordnung fehlt, so daß sie sich mehr in Plänen als in Taten ergehen. Es gibt indessen vier Fälle gestalterischer Beteiligung der Versuchenden an einer Gesellschaft, für welche es historische Beispiele gibt, drei davon sind sogar heutig.
Es gehört zu den interessanten Aspekten der Versuchenden, daß sie bereits ab einem Anteil von 20% bestimmend werden können, und zwar dann, wenn ein autoritärer Staat sie für seine Zwecke einspannt, was er natürlich nur dann tun wird, wenn seine Elite mehrheitlich aus Versuchenden besteht, so daß sich hier so etwas wie ein Kreislauf ohne Anfang ergäbe, wäre da nicht die Möglichkeit, daß ein Staat im Laufe der Zeit andere Staaten übernimmt.
Es gehört also zur Strategie der Versuchenden als Schläfer auf die Gelegenheit zu warten, die Verhältnisse in einem Land grundlegend zu ändern, bis sie ihnen durch äußere Verbündete gegeben wird. Dies war im wesentlichen die Situation der germanischen Völker zu der Zeit, als sie noch zur Formierung fähig waren, wofür das bei weitem jüngste Beispiel das von Preußen geführte Deutsche Reich ist.
Ein anderer interessanter Fall ergibt sich, wenn zwischen Achtenden und Versuchenden ein Patt besteht, was nur möglich ist, wenn die Anteile der Ringenden und Suchenden insignifikant sind, da sich ansonsten Bündnisse bildeten, welche der direkten Verständigung der erstgenannten im Wege stünden. Kommt es also zu einem solchen Patt, wie beispielsweise in Lettland, bildet sich so etwas wie eine wahrhaftige Sozialdemokratie heraus, also eine Gesellschaft, welche sowohl peinlich darauf bedacht ist, die bürgerlichen Rechte einerseits und die soziale Einbindung der Menschen andererseits zu wahren.
Dergleichen Bemühungen in Gesellschaften anderen Zuschnitts muten umso seltsamer an, je vertrauter einem die natürlichen Äußerungen dieses Strebens sind. Es kann niemals sinnvolles Ziel der Politik sein, den sich äußernden Gestaltungswillen der Bevölkerung durch einen anderen zu ersetzen, es sei denn, ihr Wille entspränge einer Selbstdressur, aus welcher sie sich zu befreien suchte, was indes ein reichlich hypothetischer Fall ist, da ein Staat, wenn er solches versuchte, seine Selbstauflösung betriebe.
Selbstverständlich wird das Gegenteil, also die Dressur wider Willen, systembedingt von allen Staaten betrieben, aber dabei spielen Ideale keine Rolle, das ist ein rein technischer Vorgang, welcher seine Berechtigung aus den konkreten Bedürfnissen des Staatswesens bezieht. Wer das mit seinen Idealen vermischt, um die Ideale der Bevölkerung zu ersetzen, wird damit nicht glücklich werden.
Der dritte Fall ist geradezu kurios und ergibt sich, wenn Versuchende und Suchende zusammen unter Führung der Versuchenden, denn andernfalls täten die Suchenden nur das, was sie am liebsten tun, nämlich nichts, ein Patt mit den Achtenden erreichen. In diesem Fall beschränken sich die Versuchenden auf eine Art Vetorecht gegenüber den Achtenden in Fragen, wo sie sich der Zustimmung der Suchenden gewiß sein können, was konkret wohl auf einen Schönheitskult hinauslaufen muß, da in dem Begriff der Schönheit die Zustimmung der Suchenden zu konkreten Entscheidungen geradezu gefaßt ist. Den Achtenden wird also die Bedingung abgepreßt, daß ihre Entscheidungen der Schönheit des Lebens nicht abträglich sein dürfen, wie es zum Beispiel in Estland geschieht.
Die Suchenden bewerten freilich auch ohne Einspannung durch die Versuchenden das Leben danach, ob es schön oder nicht so schön ist, aber danach politisch handeln täten sie auch dann nicht, wenn sie ausschließlich unter sich wären, was sie dann natürlich auch nicht müßten, weil sich eh jeder an diese Richtlinie hielte und nichts Unschönes in die Welt gesetzt würde. Versuche sie politisch einzuspannen gab und gibt es viele, aber im allgemeinen sind sie zum Scheitern verurteilt, was aber nicht heißt, daß sie nicht selbst auf außerpolitischem Wege, insbesondere auf religiösem, eine Gesellschaft bestimmen können, wobei ich hier mit Politik lediglich das Schmieden strategischer Allianzen meine.
Der vierte Fall schließlich ergibt sich daraus, daß sowohl Suchende und Achtende in signifikantem Maße vorhanden sind, die Versuchenden aber mit Abstand die größte Gruppe bilden. Dieses ist die einzige Bevölkerungszusammensetzung, in welcher sich der Charakter der Versuchenden in einer nicht autoritären Gesellschaft zeigen kann, denn nur dann können sie überhaupt als Gruppe bestehen, bleibende Verhältnisse schaffen und ihre Vorstellungen politisch durchsetzen. Ihre Vorstellungen sind indes launisch und ihre Werke eklektisch, die Konsequenz, mit welcher sie ihre Umwelt umkrempeln, ist hingegen äußerst bedeutungsvoll für das Schicksal der betroffenen Gemeinschaft. Dieses ist heute in Rußland so.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, daß die Ausbreitung der indogermanischen Sprachen mit der Ausbreitung der Versuchenden zusammenfällt, wobei es häufig, und insbesondere in Griechenland und Indien, zu dem zuerst betrachteten Fall der Übernahme eines Staates gekommen ist, möglicherweise sogar mit Rückgriff auf Schläfer, welche in einer Minderheitsherrschaft über eine Mehrheit Suchender mündete, was eine kulturell sehr fruchtbare Kombination gewesen zu sein scheint, und, der Plausibilität nach, auch gewesen sein muß, wobei der autoritäre Charakter des Staatwesens die Notwendigkeit Achtender zur Aufrechterhaltung der Ordnung ersetzt haben mag und wäre es in religiöser Form wie in Indien geschehen. Zuletzt hat sich solches wahrscheinlich mit der Übernahme der Macht durch die Merowinger in Frankreich zugetragen.
Das Zusammenspiel zwischen Suchenden und Versuchenden ist dabei immer zweiseitig, die Suchenden ändern die Gedankenwelt der Versuchenden und die Versuchenden die Lebenswelt der Suchenden. Dabei können sich indes, wie das Beispiel Indiens zeigt, langfristig auch Zustände ergeben, welche beiden Seiten so nicht mehr gefallen, was meines Erachtens aus zu großer Beschneidung der suchenden Seite resultiert, in Indien wohl des Fehlens Achtender wegen.
So sinnvoll ein solches Geschehen aber auch gewesen sein mag, heute läßt es sich nicht mehr wiederholen. Die heutige politische Lage zeigt aber auch, daß günstige Verbindungen der unterschiedlichen Geister auch heute noch in einem gewissen Häufigkeitenspektrum der unterschiedlichen Klassen möglich sind, letztlich im gesamten Bereich S>20%, A>20%, V+S>A, V>min(S,A), wobei die letzte Bedingung regional auch durch V>20% ersetzt werden darf, so lange es ein Bewußtsein der Zugehörigkeit zu einem größeren politischen Körper gibt, in welchem die schärfere Bedingung gilt. (Natürlich kann man auch noch weitere begründete lokale Ausnahmen erlauben, doch nicht ohne Anschauung des Einzelfalls.)
Abschließend möchte ich noch den Fall Japans betrachten, wo es ein Patt zwischen Ringenden und Achtenden gibt. Auch dies ist eine ziemlich kuriose Situation, welche hingegen deutlich zeigt, wie staatstragend die Achtenden sein können, wenn man sie in ein Patt mit einem politisch aktiven Gegenpart zwingt. Letztlich, so muß man schon sagen, läßt sich alles regeln, wenn die Hälfte der Bevölkerung aus Reglungsfanatikern besteht. Aber natürlich bleiben, gerade bei den japanischen, an die Ringenden angepaßten Regeln, viele Dinge auf der Strecke, welche einem Durchschnittseuropäer heilig sind. Eine Gesellschaft mit R>20%, S>20% und A>40% gibt es nirgendwo auf der Welt, und das ist kein Zufall, sondern folgt aus den inhärenten Interessengegensätzen einer solchen Gemeinschaft. Frankreich sollte das umgehend bedenken, denn es steuert geraden Wegs auf eine solche Zusammensetzung zu.
Ich schätze, es wäre durchaus sinnvoll, die Zusammensetzungsbereiche abzustecken, in welchen es überhaupt menschliche Gemeinschaften gibt und ihr Wesen zu beschreiben, wie ich es bisher nur für Europa gemacht habe und nicht übermäßig gut, wie ich im Vergleich des jetzt und des zuvor Geschriebenen feststellen muß, wenngleich vielleicht brauchbar genug, um zu erahnen, was einen jeweils erwartet, aber ich muß dieses Unterfangen jedenfalls auf später verschieben, wenn ich es überhaupt angehen werde, denn es liegt durchaus nicht in meinem Interesse herauszufinden, was schlichtweg unmöglich ist, mir genügt es schon zu wissen, was mir im Rahmen des Möglichen erstrebenswert erscheint, und diesen Bereich habe ich beleuchtet.
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