Von den Mechanismen der Gemeinschaftsstiftung der vier Geister
Ich danke Herrn Kleine-Hartlage, daß er mich mit seinem letzten Beitrag zu den Geschehnissen der Weimarer Zeit in die richtige Richtung angestoßen hat, um die Antwort auf die Frage nach der gemeinschaftlichen Aufgabe der Versuchenden in der von mir skizzierten Gesellschaftsutopie, welche ich mir die letzten Tage über gestellt hatte, zu finden.
Ringende, Suchende, Achtende und Versuchende besitzen allesamt Instinkte, welche die Erhaltung und Vergrößerung der Gemeinschaften, in welchen sie leben, regeln. Mit Ausnahme der Achtenden bilden diese Instinkte anthropologische Konstanten, haben also im Laufe der Geschichte stets zu denselben Ergebnissen geführt, wobei im Falle gemischter Gemeinschaften gewisse typische Kooperationen und Dominanzen immer wiederkehren.
Ringende, oder Materialisten, verfolgen das Prinzip der Koalition, wenn jemand nur mächtig genug ist, so wird er gerne in die eigene Gemeinschaft eingegliedert. Das drückt sich heutzutage beispielsweise darin aus, daß Staaten Kapitalbesitzern einer bestimmten Größe, üblicherweise ab 100 000 Dollar, das Niederlassungsrecht einräumen.
Suchende stützen sich auf das Gesinnungsprinzip, wenn jemand nur die richtigen Glaubensgrundsätze bejaht, so wird er aufgenommen.
Versuchende gehen nach dem Verbürgungsprinzip vor, wenn sich jemand in der eigenen Gemeinschaft für einen Fremden verbürgt, so wird er aufgenommen.
Viele heutige Staaten haben natürlich gewisse Gesinnungsanforderungen, aber den allerwenigsten von ihnen ist es ernst damit. Archetypischerweise müßte ein (langbärtiger) Ältestenrat eine Inquisition durchführen. Moderne Religionsgemeinschaften sind größtenteils dazu übergegangen, diese Inquisition über die ganze Lebenszeit zu strecken.
Interessanterweise ist das Gesinnungsprinzip dem Koalitionsprinzip gegenüber ausgesprochen dominant, schon bei 20% Suchenden gegenüber 80% Ringenden ist es das nicht nur formal, sondern auch real bestimmende Prinzip. Es ist also abwegig zu glauben, daß der moderne Materialismus dazu führen könnte, daß Suchende aussterben. Ab einem gewissen Schärfegrad der Auseinandersetzung gewinnt es wieder die Oberhand.
Zwischen Gesinnungs- und Verbürgungsprinzip besteht offenbar eine große Schnittmenge und die übliche Kooperation besteht darin, die Gesinnung zwar zu fixieren, praktisch aber nach dem Verbürgungsprinzip vorzugehen und dessen Entscheidungen nur bei groben Verstößen gegen die fixierte Gesinnung zu revidieren.
Kommen wir nun also zu den gemeinschaftsstiftenden Instinkten der Achtenden. Diese nehmen wenig verwunderlicherweise jene auf, welche sie achten. Aber wer sind diese?
Zunächst einmal, wenn man sich die verschiedenen Gruppen Achtender im Laufe der Geschichte so ansieht, handelte es sich bei den Geachteten ausschließlich um enge Blutsverwandte. In Reinform kann man das beispielsweise an den verschiedenen Stämmen der amerikanischen Indianer studieren. Aber dann vollzog sich eine kulturelle Revolution unter den Achtenden, nämlich die Erfindung der Klassengesellschaft. Nachdem gewisse Leistungen mit dem Erwerb besonderer Rechte verknüpft wurden, wurden die Gemeinschaften Achtender sehr viel flexibler, Heldentaten konnte jeder vollbringen, gleich welchen Urahn er hatte, und alsbald setzten sich diese flexibleren Gemeinschaften gegen die älteren, starreren durch und drängten sie etwa in die Taiga und Tundra ab.
Es ist aber ein Fehler zu glauben, daß der indogermanische Siegeszug damit zusammenfiele. Er fällt vielmehr mit dem Verbürgungsprinzip zusammen. Japan hingegen ist ein gutes Beispiel einer solchen Meritokratie.
Die Hinwendung der Achtenden zum Koalitionsprinzip, welche sich seit der amerikanischen Unabhängigkeit vollzogen hat, hat sie ihrer Orientierung beraubt und damit auch ihrer Fähigkeit, ihnen entsprechende Gemeinschaften zu bilden. Es ist, gerade für Achtende, wichtig zu verstehen, daß es sich dabei nicht um einen äußeren Angriff gehandelt hat, sondern vielmehr um eigenes Versagen unter den gegebenen Umständen, konkret einer unheilbaren Verwirrung aus kulturellen Versatzstücken gänzlich heterogener Art, eines fundamentalen Christentums einerseits und eines historisch gewachsenen aristokratisch bedingten kulturellen Überlegenheitsdünkels andererseits.
Philosophisch betrachtet waren die Engländer schon immer schräg, aber an dem Punkt sind sie halt gekippt.
Nun gut, es herrschen also Bedingungen, welche den Achtenden keine Dynamik gestatten. Damit könnte ich einverstanden sein, auch wenn es zu Ausbruchsbemühungen wie dem Dritten Reich führen kann. Doch zugleich herrschen zur Zeit sogar Bedingungen, welche ihnen noch nicht einmal mehr Statik erlauben, und soweit freilich sehe ich es ungern kommen.
Letztlich ist meine Gesellschaftsutopie auf die Bedürfnisse Suchender und Achtender zugeschnitten, auch wenn sie keine Klassenunterschiede kennt, denn sie kennt sehr wohl das Verlangen sich auszuzeichnen und gibt ihm Raum, lediglich daß es nur Ruhm und Geld sind, welche erworben werden können. Aber ein freier Ruhm, keiner, der von irgendjemandem auf ein vorgegebenes Feld verbannt wurde.
Suchenden entspricht sie aus dem Grund, daß sie minimale Vorbedingungen an Investitionen stellt und also der episodischen Grundhaltung der Suchenden sehr entgegen kommt. Aber wenn ich hier minimal schreibe, so meine ich damit nicht, daß es eine systemische Subvention gäbe. Es gäbe schlicht keine marktbedingten Hindernisse.
Als gemeinschaftsstiftendes Prinzip hatte ich bisher stets das Gesinnungsprinzip angenommen, wobei die zentrale Vorstellung dieser Gesinnung eben die gegenseitige Bereitschaft im Umgang mit einander ist.
Dieses läßt sich aber auch problemlos durch das Verbürgungsprinzip in der oben beschriebenen Weise ergänzen. Ich hatte ja sowieso angenommen, daß es verschieden verfaßte Gemeinden gäbe und zwischen diesen einen steten Austausch ihrer Mitglieder im Laufe der Generationen, wenngleich nur innerhalb eines größeren territorialen Ordnungsgebildes, welches man eine Nation nennen könnte, freilich keine einer Sprache und Kultur. Und dieses Zusammenspiel der verschiedenen Gemeinden und ihrer Verfassungen bietet, wenn ihm das Verbürgungsprinzip zu Grunde liegt, den nötigen Spielraum für Menschen von versuchendem Geist, denn andernfalls könnten sie zwar etwas versuchen, aber es hätte keine soziale Komponente, welche die wesenshafte ist.
Selbstverständlich sind die technischen Details zur Steuerung des Zusammenspiels der verschiedenen Gemeinden noch auszuarbeiten. Aber so würde es gehen, so wären immerhin drei Geister in einer Gesellschaftsform befriedet. Aber gerade weil das alles den Charakter eines Spieles hat, würden Ringende es zerstören. An einer vollständigen Synthese der Lebenswillen der vier Geister versuche ich mich nicht, und sie wird auch nicht sobald gelingen.
Vielleicht kommt die von mir skizzierte Synthese ja bald genug auf den Weg, im historischen Maßstab, es deuten doch viele Zeichen darauf hin. Das herrschende System frißt sein eigenes Rückgrat, eine militärische Unterdrückung durch eine primitivere Kultur ist dennoch unwahrscheinlich und eine Restauration unserer, wenn auch nicht unwahrscheinlich, so doch schwerlich tiefgreifend.
Nun ist mir fast, als hätte ich das alles schon einmal geschrieben, aber wahrscheinlich war es nur sehr ähnlich.
Ringende, Suchende, Achtende und Versuchende besitzen allesamt Instinkte, welche die Erhaltung und Vergrößerung der Gemeinschaften, in welchen sie leben, regeln. Mit Ausnahme der Achtenden bilden diese Instinkte anthropologische Konstanten, haben also im Laufe der Geschichte stets zu denselben Ergebnissen geführt, wobei im Falle gemischter Gemeinschaften gewisse typische Kooperationen und Dominanzen immer wiederkehren.
Ringende, oder Materialisten, verfolgen das Prinzip der Koalition, wenn jemand nur mächtig genug ist, so wird er gerne in die eigene Gemeinschaft eingegliedert. Das drückt sich heutzutage beispielsweise darin aus, daß Staaten Kapitalbesitzern einer bestimmten Größe, üblicherweise ab 100 000 Dollar, das Niederlassungsrecht einräumen.
Suchende stützen sich auf das Gesinnungsprinzip, wenn jemand nur die richtigen Glaubensgrundsätze bejaht, so wird er aufgenommen.
Versuchende gehen nach dem Verbürgungsprinzip vor, wenn sich jemand in der eigenen Gemeinschaft für einen Fremden verbürgt, so wird er aufgenommen.
Viele heutige Staaten haben natürlich gewisse Gesinnungsanforderungen, aber den allerwenigsten von ihnen ist es ernst damit. Archetypischerweise müßte ein (langbärtiger) Ältestenrat eine Inquisition durchführen. Moderne Religionsgemeinschaften sind größtenteils dazu übergegangen, diese Inquisition über die ganze Lebenszeit zu strecken.
Interessanterweise ist das Gesinnungsprinzip dem Koalitionsprinzip gegenüber ausgesprochen dominant, schon bei 20% Suchenden gegenüber 80% Ringenden ist es das nicht nur formal, sondern auch real bestimmende Prinzip. Es ist also abwegig zu glauben, daß der moderne Materialismus dazu führen könnte, daß Suchende aussterben. Ab einem gewissen Schärfegrad der Auseinandersetzung gewinnt es wieder die Oberhand.
Zwischen Gesinnungs- und Verbürgungsprinzip besteht offenbar eine große Schnittmenge und die übliche Kooperation besteht darin, die Gesinnung zwar zu fixieren, praktisch aber nach dem Verbürgungsprinzip vorzugehen und dessen Entscheidungen nur bei groben Verstößen gegen die fixierte Gesinnung zu revidieren.
Kommen wir nun also zu den gemeinschaftsstiftenden Instinkten der Achtenden. Diese nehmen wenig verwunderlicherweise jene auf, welche sie achten. Aber wer sind diese?
Zunächst einmal, wenn man sich die verschiedenen Gruppen Achtender im Laufe der Geschichte so ansieht, handelte es sich bei den Geachteten ausschließlich um enge Blutsverwandte. In Reinform kann man das beispielsweise an den verschiedenen Stämmen der amerikanischen Indianer studieren. Aber dann vollzog sich eine kulturelle Revolution unter den Achtenden, nämlich die Erfindung der Klassengesellschaft. Nachdem gewisse Leistungen mit dem Erwerb besonderer Rechte verknüpft wurden, wurden die Gemeinschaften Achtender sehr viel flexibler, Heldentaten konnte jeder vollbringen, gleich welchen Urahn er hatte, und alsbald setzten sich diese flexibleren Gemeinschaften gegen die älteren, starreren durch und drängten sie etwa in die Taiga und Tundra ab.
Es ist aber ein Fehler zu glauben, daß der indogermanische Siegeszug damit zusammenfiele. Er fällt vielmehr mit dem Verbürgungsprinzip zusammen. Japan hingegen ist ein gutes Beispiel einer solchen Meritokratie.
Die Hinwendung der Achtenden zum Koalitionsprinzip, welche sich seit der amerikanischen Unabhängigkeit vollzogen hat, hat sie ihrer Orientierung beraubt und damit auch ihrer Fähigkeit, ihnen entsprechende Gemeinschaften zu bilden. Es ist, gerade für Achtende, wichtig zu verstehen, daß es sich dabei nicht um einen äußeren Angriff gehandelt hat, sondern vielmehr um eigenes Versagen unter den gegebenen Umständen, konkret einer unheilbaren Verwirrung aus kulturellen Versatzstücken gänzlich heterogener Art, eines fundamentalen Christentums einerseits und eines historisch gewachsenen aristokratisch bedingten kulturellen Überlegenheitsdünkels andererseits.
Philosophisch betrachtet waren die Engländer schon immer schräg, aber an dem Punkt sind sie halt gekippt.
Nun gut, es herrschen also Bedingungen, welche den Achtenden keine Dynamik gestatten. Damit könnte ich einverstanden sein, auch wenn es zu Ausbruchsbemühungen wie dem Dritten Reich führen kann. Doch zugleich herrschen zur Zeit sogar Bedingungen, welche ihnen noch nicht einmal mehr Statik erlauben, und soweit freilich sehe ich es ungern kommen.
Letztlich ist meine Gesellschaftsutopie auf die Bedürfnisse Suchender und Achtender zugeschnitten, auch wenn sie keine Klassenunterschiede kennt, denn sie kennt sehr wohl das Verlangen sich auszuzeichnen und gibt ihm Raum, lediglich daß es nur Ruhm und Geld sind, welche erworben werden können. Aber ein freier Ruhm, keiner, der von irgendjemandem auf ein vorgegebenes Feld verbannt wurde.
Suchenden entspricht sie aus dem Grund, daß sie minimale Vorbedingungen an Investitionen stellt und also der episodischen Grundhaltung der Suchenden sehr entgegen kommt. Aber wenn ich hier minimal schreibe, so meine ich damit nicht, daß es eine systemische Subvention gäbe. Es gäbe schlicht keine marktbedingten Hindernisse.
Als gemeinschaftsstiftendes Prinzip hatte ich bisher stets das Gesinnungsprinzip angenommen, wobei die zentrale Vorstellung dieser Gesinnung eben die gegenseitige Bereitschaft im Umgang mit einander ist.
Dieses läßt sich aber auch problemlos durch das Verbürgungsprinzip in der oben beschriebenen Weise ergänzen. Ich hatte ja sowieso angenommen, daß es verschieden verfaßte Gemeinden gäbe und zwischen diesen einen steten Austausch ihrer Mitglieder im Laufe der Generationen, wenngleich nur innerhalb eines größeren territorialen Ordnungsgebildes, welches man eine Nation nennen könnte, freilich keine einer Sprache und Kultur. Und dieses Zusammenspiel der verschiedenen Gemeinden und ihrer Verfassungen bietet, wenn ihm das Verbürgungsprinzip zu Grunde liegt, den nötigen Spielraum für Menschen von versuchendem Geist, denn andernfalls könnten sie zwar etwas versuchen, aber es hätte keine soziale Komponente, welche die wesenshafte ist.
Selbstverständlich sind die technischen Details zur Steuerung des Zusammenspiels der verschiedenen Gemeinden noch auszuarbeiten. Aber so würde es gehen, so wären immerhin drei Geister in einer Gesellschaftsform befriedet. Aber gerade weil das alles den Charakter eines Spieles hat, würden Ringende es zerstören. An einer vollständigen Synthese der Lebenswillen der vier Geister versuche ich mich nicht, und sie wird auch nicht sobald gelingen.
Vielleicht kommt die von mir skizzierte Synthese ja bald genug auf den Weg, im historischen Maßstab, es deuten doch viele Zeichen darauf hin. Das herrschende System frißt sein eigenes Rückgrat, eine militärische Unterdrückung durch eine primitivere Kultur ist dennoch unwahrscheinlich und eine Restauration unserer, wenn auch nicht unwahrscheinlich, so doch schwerlich tiefgreifend.
Nun ist mir fast, als hätte ich das alles schon einmal geschrieben, aber wahrscheinlich war es nur sehr ähnlich.
Labels: 03, geschichte, gesellschaftsentwurf, gesetze, identitäten, institutionen, φιλοσοφία