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29. März 2012

Von einer fundamentalen Zweiteilung der Philosophie

Ich selbst verfolge hier keineswegs stets dasselbe Ziel.

Es gibt im wesentlichen zwei Ziele, einmal die Antwort darauf, wie sich eine Sache darstellt, wie sie vorgefunden wird, was sie unmittelbar ist, und zum anderen die Antwort darauf, was sie einem ist.

Letzteren Zweig der Philosophie habe ich als Dialektik, der Suche nach den Ideen, aus welchen sich eine Sache ergibt, identifiziert. Den ersten Zweig habe ich hingegen noch nicht benannt.

Es wäre natürlich ein schlechter Witz ihn als deutschen Idealismus zu bezeichnen, auch wenn letzterer sein prominentester moderner Vertreter ist, denn eine größere begriffliche Verwirrung ließe sich kaum stiften.

Ich bezeichne ihn also besser als Bewußtseinsphilosophie, wohingegen Dialektik dann die Philosophie des Willens ist.

Die klassische Unterteilung der Philosophie in Logik, Ethik und Physik ist sich der Bewußtseinsphilosophie als ihres gemeinsamen Grundes nicht bewußt, geht also von einer Philosophie der Erscheinungen aus, deren homogenes Prinzip, nämlich daß sie einem bewußt werden, sie nicht kennt.

Indes läßt sich Vollständigkeit in die Erscheinungen der Logik, Ethik und Physik hineintragen, wenn man definiert, daß die Logik von den inneren Erscheinungen handele, die Physik von den äußeren Erscheinungen und die Ethik von jenen Erscheinungen, welche das Innere und das Äußere verbinden.

Wenn man es so definiert, dann gehört die Philosophie des Willens, wie sie die Dialektik betreibt, zur Logik. Natürlich ließe sich der Begriff Willensphilosophie auch anders verstehen, so daß die Ethik unter ihn fiele, und es wird also besser sein, in der Folge stets von Dialektik zu sprechen. Unter die Dialektik fällt aber auch umgekehrt die ganze so definierte Logik, denn alle inneren Erscheinungen sind Ausdruck des menschlichen Willens.

Freilich ist diese Gleichsetzung etwas müßig, da Logik gemeinhin nicht so definiert wird. Und die Unterscheidung zwischen äußeren und inneren Erscheinungen ist auch nicht so ganz ohne, denn was sie letztlich unterscheidet, ist lediglich die Art und Weise von ihnen zu denken, eine Blume, beispielsweise, kann sowohl äußere als auch innere Erscheinung sein, je nachdem, ob sie als Körper oder als Sinneseindruck gedacht wird.

Bei der Ethik schließlich wird es gänzlich willkürlich und der einzige Grund, warum sie sich überhaupt auf diese Weise definieren läßt, ist, daß Logik und Physik schon anders definiert wurden.

Mit anderen Worten sehe ich keinen rechten Sinn darin, auf der klassischen Unterscheidung der Philosophie aufzubauen. Aber das ist auch nicht nötig, wenn man die Bewußtseinsphilosophie zur Verfügung hat, denn die Struktur des Bewußtseins gibt die weitere Unterteilung der Philosophie vor, sofern diese sich auf die Beziehungen zwischen den Erscheinungen beschränkt, wie sie sich aus unseren Erfahrungen erschließen lassen.

Letzteres läßt sich von der Dialektik so nicht ganz sagen, aber auch nur von ihr nicht, da sie notgedrungen mit einem etwas vagen Gefühl des so-sein-Müssens operiert, welches sich daraus ergibt, daß Wille will.

Beispielsweise, wenn ich sage, daß wenn etwas etwas nicht nicht ist, dieses etwas dann also etwas ist, so begnüge ich mich nicht damit zu behaupten, daß es mir stets so erscheinen wird, sondern ich behaupte, daß ich es selber bin, welcher will, daß es mir so erscheint.

Und so verhält es sich auch sonst, etwa wenn ich sage, daß das Gemüt jener Teil unseres Willens ist, welcher eine Beziehung zwischen unserer Haltung und unserer Stimmung herstellt. Wir wollen, daß es diese Beziehung gibt, und also gibt es sie. Oder auch wenn ich sage, daß ich ein Suchender bin. Ich bin es, weil ich es will. Oder wenn ich sage, daß unser Verstand eine intelligente Assoziationsmaschine ist, wiederum ist er es, weil wir es wollen. Und auch bei den transzendenten Akten ist alles Wille, da es zu ihnen nicht kommen könnte, wenn nicht alle Beteiligten es wollten, wiewohl sie oftmals nicht wissen, daß sie es wollen.

Dabei wird die Dialektik, und insbesondere die Untersuchung unseres Handelns, von dem Problem erschwert, daß man dem eher unbestimmten Gefühl etwas zu wollen Auswirkungen zuschreiben muß und dabei keine Vorstellung davon hat, wie es sich auswirken sollte, im Gegensatz zur Physik, wo durch den Ort, an welchem etwas geschieht, bereits sehr viel über seine möglichen Ursachen ausgesagt ist.

Freilich, letztlich wollen wir auch da, daß es so ist, in dem Sinne, daß wir uns den Raum so denken wollen, wie wir ihn denken, weil wir dadurch Ursachen von Geschehnissen eingrenzen können, aber das würde man ja normalerweise nicht so auffassen, sondern nur, wenn man eine dialektische Aussage über den Raum als innere Erscheinung macht, wobei uns der Raum für gewöhnlich natürlich nicht erscheint, er kann es aber, und zwar als gerichtete Entfernung, also als räumliche Lage. Von dort darauf zu kommen, daß hinter dem Eindruck einer gerichteten Entfernung der Wille steht, die Ursachen von Geschehnissen einzugrenzen, mag auch exemplarisch zeigen, wie eigentümlich das gesamte Geschäft der Dialektik ist.

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