Ha! Dieser Kuß!
Küssen scheint bei Wagner eine problematische Angelegenheit zu sein, wenn nicht die fürchterlichste Sache der Welt.
Gut ging das nicht aus, und bei Parsifal ging's auch nur deshalb gut aus, weil er rechtzeitig zur Einsicht kam.
Doch vielleicht sind das zwei Paar Schuhe. In jedem Falle aber geht es hier um mehr als um die Angst, eifersüchtig zu werden, worin selbstredend auch ein Schrecken liegt, mitanzusehen, wie man sich mit triebhaften Gefühlen herumschlagen muß, welche man zuvor nicht kannte.
Das ist nicht der Punkt. Ja, man erschrickt ein wenig über sich selbst, aber das war's dann auch. Man lernt auch diese Triebe zu zügeln. Der wagnersche Schrecken ist größer.
Frauen arbeiten ihrer Formung durch Männer zu, ob sie sich dessen nun bewußt sind oder nicht. Aber sie tun es nicht alle mit denselben Hintergedanken. Es geht nicht um die vordergründige Lüsternheit, es geht um die Hintergedanken.
Wenn man zum Beispiel ab und an im Schwimmbad ein Mädchen sieht, daß Schwierigkeiten dabei hat, seine Brüste im Bikini zu halten, und trotzdem - oder deswegen - öfters kichernd, seine Brüste festhaltend, kurze Strecken läuft, so steht außer Frage, daß dieses Mädchen in seiner Sexualität schwelgt. Nur ist daran kaum etwas Schreckliches. Man könnte es fast unschuldig nennen, wenn ein Mädchen solches tut, denn es macht sich keine Gedanken über die Zukunft, es wird sich mit großen, offenen Augen formen lassen.
Diese Sorte Frau kommt bei Wagner indes höchstens als Rheintochter vor.
Wagners Frauen kämpfen mit dem Bösen in ihrer Brust und werden nicht so recht frei von ihm, oder, wie im Falle von Brünnhilde, sie verschenken ihr Heil. Worum geht es dabei?
Ich denke, es geht um den Vorsatz einer Frau, sich zu einem Zweck formen zu lassen, sich entweder mit einer Hoffnung im Herzen einem Manne zu überlassen, ihm durch sich das Material gebend, um sie unter behutsamer Anleitung auszugestalten, oder sie macht sich in ihrer Verzweiflung zum Floß, auf dem der Mann, welchem sie sich überläßt, seine Teufel auslebend zur Hölle fährt.
Kurz und gut, es geht darum, daß eine Frau die Richtung festlegen kann, in welcher sie sich formen läßt. Es geht um die Angst, daß sich einem der Weg stets nur in die falsche Richtung öffnen wird.
Es geht um den Schrecken einer Seele, welche die Zerstörung will.
Wenn es auch wenig verwunderlich ist, so ist es doch bemerkenswert, daß dieses Sujet seit dem Aufziehen des 20sten Jahrhunderts verwaist ist: die Emanzipation beruht nicht nur auf Blindheit, sie macht auch blind.
Mir schwebt und schwankt
und schwirrt es umher!
Sehrendes Sehnen
zehrt meine Sinne;
am zagenden Herzen
zittert die Hand!
Wie ist mir Feigem?
Ist dies das Fürchten?
O Mutter! Mutter!
Dein mutiges Kind!
Im Schlafe liegt eine Frau:
die hat ihn das Fürchten gelehrt!
Wie end' ich die Furcht?
Wie fass' ich Mut?
Daß ich selbst erwache,
muß die Maid mich erwecken!
und schwirrt es umher!
Sehrendes Sehnen
zehrt meine Sinne;
am zagenden Herzen
zittert die Hand!
Wie ist mir Feigem?
Ist dies das Fürchten?
O Mutter! Mutter!
Dein mutiges Kind!
Im Schlafe liegt eine Frau:
die hat ihn das Fürchten gelehrt!
Wie end' ich die Furcht?
Wie fass' ich Mut?
Daß ich selbst erwache,
muß die Maid mich erwecken!
Gut ging das nicht aus, und bei Parsifal ging's auch nur deshalb gut aus, weil er rechtzeitig zur Einsicht kam.
Ja, diese Stimme! So rief sie ihm;
und diesen Blick, - deutlich erkenn' ich ihn, -
auch diesen, der ihm so friedlos lachte;
die Lippe, - ja... so zuckte sie ihm; -
so neigte sich der Nacken,
so hob sich kühn das Haupt;
so flatterten lachend die Locken,
so schlang um den Hals sich der Arm;
so schmeichelte weich die Wange;
mit aller Schmerzen Qual im Bunde,
das Heil der Seele
entküßte ihm der Mund!
und diesen Blick, - deutlich erkenn' ich ihn, -
auch diesen, der ihm so friedlos lachte;
die Lippe, - ja... so zuckte sie ihm; -
so neigte sich der Nacken,
so hob sich kühn das Haupt;
so flatterten lachend die Locken,
so schlang um den Hals sich der Arm;
so schmeichelte weich die Wange;
mit aller Schmerzen Qual im Bunde,
das Heil der Seele
entküßte ihm der Mund!
Doch vielleicht sind das zwei Paar Schuhe. In jedem Falle aber geht es hier um mehr als um die Angst, eifersüchtig zu werden, worin selbstredend auch ein Schrecken liegt, mitanzusehen, wie man sich mit triebhaften Gefühlen herumschlagen muß, welche man zuvor nicht kannte.
Das ist nicht der Punkt. Ja, man erschrickt ein wenig über sich selbst, aber das war's dann auch. Man lernt auch diese Triebe zu zügeln. Der wagnersche Schrecken ist größer.
Frauen arbeiten ihrer Formung durch Männer zu, ob sie sich dessen nun bewußt sind oder nicht. Aber sie tun es nicht alle mit denselben Hintergedanken. Es geht nicht um die vordergründige Lüsternheit, es geht um die Hintergedanken.
Wenn man zum Beispiel ab und an im Schwimmbad ein Mädchen sieht, daß Schwierigkeiten dabei hat, seine Brüste im Bikini zu halten, und trotzdem - oder deswegen - öfters kichernd, seine Brüste festhaltend, kurze Strecken läuft, so steht außer Frage, daß dieses Mädchen in seiner Sexualität schwelgt. Nur ist daran kaum etwas Schreckliches. Man könnte es fast unschuldig nennen, wenn ein Mädchen solches tut, denn es macht sich keine Gedanken über die Zukunft, es wird sich mit großen, offenen Augen formen lassen.
Diese Sorte Frau kommt bei Wagner indes höchstens als Rheintochter vor.
Wagners Frauen kämpfen mit dem Bösen in ihrer Brust und werden nicht so recht frei von ihm, oder, wie im Falle von Brünnhilde, sie verschenken ihr Heil. Worum geht es dabei?
Ich denke, es geht um den Vorsatz einer Frau, sich zu einem Zweck formen zu lassen, sich entweder mit einer Hoffnung im Herzen einem Manne zu überlassen, ihm durch sich das Material gebend, um sie unter behutsamer Anleitung auszugestalten, oder sie macht sich in ihrer Verzweiflung zum Floß, auf dem der Mann, welchem sie sich überläßt, seine Teufel auslebend zur Hölle fährt.
Kurz und gut, es geht darum, daß eine Frau die Richtung festlegen kann, in welcher sie sich formen läßt. Es geht um die Angst, daß sich einem der Weg stets nur in die falsche Richtung öffnen wird.
Es geht um den Schrecken einer Seele, welche die Zerstörung will.
Wenn es auch wenig verwunderlich ist, so ist es doch bemerkenswert, daß dieses Sujet seit dem Aufziehen des 20sten Jahrhunderts verwaist ist: die Emanzipation beruht nicht nur auf Blindheit, sie macht auch blind.
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