Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

13. Juli 2013

Die Frage des politischen Systems

Ich möchte die Gedanken, welche ich im (zur Zeit) 20sten Kommentar zu Der rote Faden des Extremismus aufgegriffen habe, weiterverfolgen.

Politische Systeme beruhen auf Selbstbildern, welchen sie gerecht werden. Beim Faschismus ist es die korporative Identität, also beispielsweise der deutsche Arbeiter, der deutsche Ingenieur, der deutsche Bänker, der deutsche Soldat, der deutsche Kaufmann und so weiter. Dieses sind konkrete Gruppen mit konkreten Interessen, welchen der faschistische Staat gerecht zu werden versucht. Um damit aber auch zugleich den Menschen gerecht zu werden, ist es nötig, daß die Menschen diese Identitäten annehmen und deren Gruppeninteressen als die eigenen betrachten.

Damit ist der Faschismus auch schon im wesentlichen beschrieben. Beim Sozialismus verhält es sich ebenso, wenn man das Selbstbild kennt, auf welchem er fußt, hat man auch ihn im wesentlichen verstanden. Dieses Selbstbild aber ist das des ohnmächtig unter seiner Umwelt leidenden Menschen, als welchem also durch die Gestaltung seiner Umwelt, insbesondere aber seiner Arbeitsbedingungen entsprochen wird.

Im Gegensatz zum Faschismus ist der Sozialismus damit nicht auf eine konkrete Gruppe ausgerichtet, sondern immer auf eine Geisteshaltung, welche mehr oder weniger berechtigt ist, und je weniger sie es ist, desto weniger verfolgt der sozialistische Staat konkrete Ziele, um ihr gerecht zu werden, desto mehr handelt es sich bei ihnen um Schwärmereien.

Natürlich ist der Sozialismus damit ein transitionales politisches System, da er faktische Unterdrückung ja beseitigt, die von ihm gepredigte Ohnmacht also immer gegenstandsloser wird und seine Projekte demgemäß immer sinnloser. Nur heißt das nicht, daß er deshalb von alleine abtreten würde, sondern lediglich, daß er es zwangsläufig soweit treibt, bis er gestürzt wird.

Dies ist aber nicht die Stelle, um der Frage nachzugehen, was auf ihn folgt. Daß es Kommunismus sei, halte ich wie gesagt nicht für übermäßig plausibel. Indes werde ich später, wenn ich mich mit dem politischen System, welches sich aus meinem Selbstbild ergibt, beschäftigen werde, noch den einen oder anderen Aspekt dieser Frage streifen.

Und, um das dritte politische System der Moderne auch noch zu behandeln, der Kapitalismus beruht auf dem Selbstbild des selbstbestimmten Kapitaleinsatzes, also daß im Handel kein Mangel an Fähigkeit sei.

Damit ist der Kapitalismus in der Tat das genaue Gegenteil des Sozialismusses, und nur so lange sich die Menschen in unbeschränkten Marktteilnehmern wiedererkennen, wird kapitalistische Ordnungspolitik ihnen gerecht.

Dieses sind wie gesagt die drei politischen Systeme der Neuzeit. Ihnen ging ein politisches System voraus, welches auf dem Selbstbild der Verpflichtung Gott gegenüber basierte, und jene aus diesem Grund den Leuten ständig einbleute.

Dazu ist allerdings zu sagen, daß auch mit ständiger Einbleuung ein solches Selbstbild nur in einer vorindustriellen Gesellschaft Bestand haben kann, denn nur in einer solchen ist die Verantwortung für das Gemeinwohl für jeden buchstäblich mit den Händen zu greifen, und ohne den Zwischenschritt des Gemeinwohls kein allgemeiner Begriff der Verpflichtung Gott gegenüber.

Die Amischen sind also durchaus konsequent.

Weiter will ich nicht in die Geschichte zurückgehen, da sich jenseits der Bilder von das Stroh schneidenden und bündelnden Knechten das Erdichtete unter die Erinnerung mischt.

Wir wurden durch die industrielle Revolution von der Notwendigkeit zu arbeiten befreit, ein modernes politisches System kann also nicht bei der Pflicht ansetzen, dies sollten wir festhalten.

Mein Selbstbild ist das des Ideen verkörpernden und zugleich erwägenden Menschen, das heißt zugleich Gottes Ausfluß und Einfluß, wie alles um uns herum: Alles ist und webt Harmonie.

Was ist mein Interesse als solcher?

Wodurch käme ein Staat Meinesgleichen entgegen?

Ich denke, durch die Bereitstellung von Infrastruktur, rechtliche Rahmen zur Entfaltung von Kooperativen, Kommunikations-, Transport- und Archivierungsmittel. Der Staat, welchen ich mir wünsche, ist ein um die Intaktheit der organischen Verbindungen seiner Bewohner bemühter.

Ein gärtnerischer Staat ohne ein feststehendes Idealbild des Gartens, an welchem er wirkt, dessen Eliten sich auf die Einhaltung der grundlegenden Regeln gedeihlichen (Zusammen-)Lebens beschränken, nicht unter einer zentralen Herrschaft, sondern in gegenseitiger Anerkennung.

Dies wäre mein politisches System in seiner größten Allgemeinheit, ohne auf die spezifischen organischen Verbindungen Rücksicht zu nehmen, welche mir am Herzen liegen. Könnte man es Kommunismus nennen?

Wahrscheinlich schon. Oder mit demselben Recht freiheitsbetonte Religiösität, im Gegensatz zur pflichtbetonten. Faschismus ist es nicht, da der Staat nicht moderiert, und auch kein Republikanismus im modernen Sinne, da andererseits die grundlegenden Regeln, über deren Einhaltung der Staat wacht, nicht formaler Natur sind, sondern substantieller.

Ehrlich gesagt gebe ich nicht viel auf Namen und verspüre kaum Lust, hier selbst ein Schlagwort zu prägen. Andererseits ist ein schecht gewähltes Schlagwort ein erhebliches Ärger- und Hindernis. Wahrscheinlich sollte das Element der menschlichen Entwicklung in den Mittelpunkt gestellt werden. Vielleicht durch den Begriff Maturismus.

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