Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

2. Juli 2014

Der Grundgedanke des Islams

Oftmals wiederholt, zum Beispiel hier:
Wieviele Völker haben Wir ihrer Frevel wegen gänzlich vernichtet, und andere Völker an ihre Stelle gesetzt? Doch wenn sie Unsere Strafe spürten, siehe!, fliehen sie vor ihr. Fliehet nicht, sondern kehrt zu den guten Dingen des Lebens, welche euch gegeben wurden, zurück, und zu euren Heimen, auf daß ihr zur Rechenschaft gezogen werden könnt. Sie sagten: "Oh! Weh uns! Wir waren wahrhaftig Frevler!" Und ihr Schrei verklang nicht, bis Wir sie machten wie ein gemähtes Feld, wie Asche, stumm und erloschen.
und hier:
Wir sandten Noah zu seinem Volk  Er sagte: "O mein Volk! Betet zu Gott! Ihr habt keinen Gott außer Ihm! Empfindet ihr keine Furcht?" Die Anführer der Ungläubigen unter seinem Volk sprachen: "Er ist nur ein Mann wie ihr. Seine Absicht ist, sich über euch zu stellen. Wenn Gott gewollt hätte, hätte er Engel herabsenden können. Niemals wurde eine solche Rede unter unseren Ahnen vernommen." - "Er ist nur ein Besessener. Laßt ihn eine Weile." Er sagte: "O mein Herr! Hilf mir, da sie mich der Falschheit zeihen!" Also gaben Wir ihm ein: "Baue die Arche unter unseren Augen und unserer Führung. Dann, wenn unser Befehl kommt, und die Brunnen der Erde überlaufen, nimm von jeder Art ein Paar an Bord, männlich und weiblich, und deine Familie - außer jenen, gegen welche das Wort bereits gesprochen wurde, und rufe mich zu Gunsten der Frevler nicht an, denn sie werden ersäuft werden. Und wenn du mit der Arche ausgelaufen bist - du und die mit dir - sage: 'Gelobt sei der Herr, welcher uns vor den Frevlern gerettet hat!' Und sage: 'O mein Herr! Erlaube es mir mit deinem Segen einzulaufen, denn du bist der Beste, dies zu ermöglichen.' Wahrhaftig, hierin sind Zeichen. Wir prüfen."
Der Witz ist, daß es immer so weitergeht - oder auch der Mangel an Witz. In der Bibel ist es ja das letzte Mal, daß dergleichen passiert, die Menschen halten sich an die Noah'schen Gesetze und müssen nicht mehr mit der Sündflut rechnen, siehe Genesis, Kapitel 1-7.

Im Islam hingegen wird dergleichen überhaupt nicht versprochen. Gott mäht und mäht und mäht, und der Muslim schaut zu, daß er nicht unter die Sense kommt, wozu freilich auch gehört, für die göttliche Ordnung zu kämpfen und sterbend oder siegend die Früchte dafür zu ernten.

Ein Zykel ist auch das, genau wie beim Christentum, nur ein kürzerer und einer, bei welchem kaum Größeres wächst, dem Wesen der Natur der Regionen, in welchen Christentum und Islam beheimatet sind, entsprechend, siehe Zeit und Klima.

Der Christ lebt in einer größeren zeitlichen Schleife, er wirkt im Sommer an Höherem mit und muß, wenn der Winter kommt, tiefer in sich gehen, um den nächsten Frühling zu erleben. Gerade weil über den Sommer so viel gewachsen ist, genügt es nicht, sich an das Bewährte zu halten, denn es wird von dem sich legenden Gras erdrückt, um im Bild zu bleiben. Nein, im Grund selbst schlummert das neue Leben. In der Wüste hingegen kann man an Wasserstellen nichts falsch machen, mag die Gelegenheit auch Viele weglocken.

Soviel zur vergleichenden Gegenüberstellung, denn es ist gut zu wissen, mit was man es zu tun hat. Und diesbezüglich möchte ich noch eine kleine Anmerkung anfügen.

Der Islam wurde von Damaskios sowohl konzeptuell als auch diplomatisch auf den Weg gebracht, aber natürlich hat er sich nach seinem Tod bald verselbständigt. Es gibt einige Suren, welche inhaltlich auf Damaskios zurückgehen sollten, etwa die Färse, die Frauen und die Höhle. Bei den Frauen ist es weniger klar, aber ich denke, daß die Anweisungen Waisen betreffend an ihrem Anfang gleichnishaft zu verstehen sind, also jeder Mensch als Waise zu betrachten ist, da von Gott geschieden, welcher unter glücklichen Umständen seine Wahrheit erkennt und dann sein Erbteil erhalten möge und andernfalls wie ein Tier zu versorgen ist.

Andere Suren hingegen sind purer Ungeist, wie etwa Maria. Und auch die Suren die Propheten und die Gläubigen scheinen mir als Ganze gesehen unter Damaskios' Niveau zu liegen, wiewohl in letzterer eine aristotelische Betrachtung zur Entwicklung von Embryos enthalten ist. Freilich, wenn es stimmen sollte, daß der Koran Stück für Stück weiterentwickelt wurde in den ersten Jahrhunderten islamischer Herrschaft, dann sollte man erwarten, daß er selbst diese Entwicklung kommentiert, und zwar stützender Art, wobei die Stützung etwa eine Rechtfertigung oder eine Drohung sein könnte.

Nun, er tut's auf drohende Weise, eine offensichtlich bestanden habende Diskussion über den Verlust der ursprünglichen islamischen Idee mit dem Wort Schnauze! abwürgend:
Er ist es, der dir das Buch herabgesandt hat. In ihm gibt es einfache, grundsätzliche Verse. Diese sind das Fundament des Buchs. Andere sind metaphorisch. Aber jene, in deren Herzen Perversität ist, folgen seinem metaphorischen Teil, Zwietracht suchend und verborgene Bedeutungen, aber niemand kennt seine metaphorischen Bedeutungen außer Gott. Und jene, deren Wissen auf fester Basis steht, sagen: "Wir glauben an das Buch, alles in ihm ist von unserem Herrn." und niemand wird die Bedeutung verstehen außer verständigen Männern.
Es gibt Diskussionen, welche dem Gemeinwohl nicht zuträglich sind. Insbesondere sollte man Unverständige an Dinge glauben lassen, welche ihrem Unverständnis angepaßt wurden.

Die Sache hat allerdings einen Haken. Wenn man es so hält, darf man sich nicht darüber wundern, wenn Unverständige schließlich mit eben jener Parole gegen die Verständigen putschen, denn ihrer sind stets mehr und jene läßt den Borniertesten in den Augen der Vielen als den Gerechtesten erscheinen.

Es ist die Schwäche aller Geheimgesellschaften. Niemand merkt, wenn sie übernommen werden. Deshalb soll man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Es ist einfach genug zu verstehen, aber offensichtlich war dieser Einwand in einer bestimmten Phase der islamischen Entwicklung politisch inopportun.

Die Forschung sagt, soweit ich weiß, das Gegenteil, also daß sich platonische Tendenzen später gebildet hätten. Die Fakten sprechen allerdings eine andere Sprache. Der Islam war ursprünglich esoterisch, dann wurde er öffentlich, und in Folge dessen erweitert. Und diese Erweiterung zwang die esoterische Lesart zunächst ins Verborgene, und schließlich putschte sie gegen sie und beseitigte sie ganz.

Äußerlich entspricht das grob Mohammeds mekkanischer und medinischer Phase, aber der wirkliche geschichtliche Verlauf ist ein anderer, weitaus gewöhnlicher und aus diesem Grunde auch ziemlich frustrierend. Letztlich ein Kuriosum, daß ein Mörder mit dem hergerichteten Leichnam hausieren geht und es nicht wenige gibt, welche ihn darob für einen Weisen halten.

Obwohl... wenn ich es recht bedenke... so kurios ist es auch wieder nicht. Ganz im Gegenteil. Nicht nur, daß der Ungeist den Geist ermordet ist gewöhnlich, sondern auch, daß er sich anschließend mit seinem Leichnam schmückt. Gott allein gehört alle Ironie. Auch die, daß derselbe Damaskios, welcher sich im Tod der Hypatia darüber beklagt, daß das Christentum sich mit der Würde der von ihm ermordeten Philosophen schmückt, eine Entwicklung auf den Weg gebracht hat, welche dasselbe mit ihm anstellen würde.

Zuletzt haben die Wagnerianer es mit Wagner getan. Nein, es ist nicht kurios.

Was kann der Geist tun, solches zu vermeiden?

Geschmacklos sein, oft genug. Hat bei Platon einigermaßen funktioniert und bei Schopenhauer auch. Schimpfe niemand auf die Verbitterung!

Wir sind nur Menschen, was in Gottes Händen liegt, können wir nicht halten. Er entscheidet darüber, wer für ihn siegt, nicht wir selbst. Und wir sollten also auch nichts unternehmen, was in Richtung einer persönlichen Parteinahme in dieser Angelegenheit geht. Was sie betrifft, muß ewig keiner und jeder gelten.

Das heißt aber natürlich nicht, daß sich Diener nicht unabhängig von ihren Siegesaussichten verbrüdern sollten.

Gut, damit kommt diese kleine Anmerkung an ihr Ende. Eine Mahnung, sich nicht blenden zu lassen, sondern überall hinzusehen, welcher Geist einen erwartet.

Labels: , , , , , ,