Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

22. November 2014

Zur Ausschüttung der Innovationsdividende

Ich möchte an dieser Stelle die Entwicklung, welche ich im Beitrag Die eine Zukunft beschrieben habe, genauer betrachten.

Warum spitzt sich die Lage für die Arbeiter zu?

Darauf hatte ich schon vor längerer Zeit eine Antwort gegeben, nämlich daß die Effizienzsteigerung der Produktion dazu führt, daß Arbeitskraft überflüssig wird, und daß der verbliebene Arbeitsbedarf aus organisatorischen Gründen nicht gleichmäßig auf die Arbeiter verteilt wird, sondern vielmehr ein Teil von ihnen voll beschäftigt wird und einer anderer überhaupt nicht.

Auch verwies ich in diesem Zusammenhang auf das Verhalten der Banken, welche durch ihre Niedrigzinspolitik die Verdrängung ineffizienter Produktionsbedingungen aktiv befördern.

Und letzthin thematisierte ich auch das Interesse der über diesen Veränderungen reich gewordenen, ihre Stellung zu halten, welches wie zu allen Zeiten zu einer gewissen Neuerungsfeindlichkeit führt.

Meine bisherige Darstellung war dabei beobachtender Art, nicht analytischer.

Diese Analyse möchte ich nun also versuchen.

Betrachten wir ein einfaches Modell, bestehend aus Kartoffelproduzenten und Nicht-Kartoffelproduzenten.

Nehmen wir eine Neuerung an, welche es einem Kartoffelproduzenten erlaubt, mit gleichem Aufwand das Zehnfache an Kartoffeln zu produzieren.

Was diese bewirkt, ist ein Kampf um die Ausschüttung der Innovationsdividende.

Dabei gibt es die folgenden beiden Pole.
  1. Die Kartoffelproduzenten würden am liebsten den Preis für Kartoffeln so belassen wie er ist und in Zukunft einfach weniger arbeiten.
  2. Die Nicht-Kartoffelproduzenten würden den Preis für Kartoffeln am liebsten so tief drücken, daß ein Kartoffelproduzent für seinen Aufwand nicht mehr entlohnt wird als bisher, wodurch sie selbst in Zukunft weniger arbeiten müßten, um ihren Bedarf an Kartoffeln zu decken.
Letzteres ist irgendwie unfair, warum sollten andere von der Verbesserung der Produktionsmethoden profitieren und nicht die Produzenten?

Aber darauf hat die Volkswirtschaft natürlich eine Antwort. Sie lautet:
Das Allgemeinwohl reflektiert das Produkt aus Arbeitsaufwand und -effizienz.
Oder anders ausgedrückt:
Kein Staat profitiert von faulen Säcken.
Der Punkt ist aber heikler als es diese Maxime suggeriert: Es ist keineswegs im Interesse der Allgemeinheit, die Innovationsdividende stets an die Konsumenten auszuschütten.

Was passiert denn, wenn sie an letztere geht?

Die Konsumenten werden etwas entlastet, und neun von zehn Kartoffelproduzenten verlieren ihre Arbeit.

Und an dieser Stelle kommt es nun auf folgendes an:
  • Ist der Konsumbedarf der Gesellschaft bereits gedeckt oder nicht?
Ist letzteres der Fall, so ist die Arbeitslosigkeit der Kartoffelproduzenten ein günstiger Faktor, da sie die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß diese sich fortan der Produktion noch nicht in genügendem Maße produzierter Güter zuwenden.

Was man dann gemacht hat, indem man in die Ausschüttung der Innovationsdividende eingegriffen hat - und staatlich subventionierte Niedrigzinsen tun dies systematisch - ist, dem Volk die Abstimmung über die Ausrichtung der Volkswirtschaft zu erlauben.

Ich nannte dies die Tore öffnen.

Wenn allerdings kein weiterer Konsumbedarf besteht, so führt derselbe Eingriff zum genauen Gegenteil, die Tore schließen sich, die Kartoffelproduzenten bleiben arbeitslos, können also auch nicht mehr konsumieren, das Produkt aus Arbeitsaufwand und -effizienz sinkt.

Freilich, es sinkt nur langsam. Und wenn man Sozialhilfe gewährte, so stagnierte es.

Ganz auf der sicheren Seite ist man aber auch mit Sozialhilfe nicht, denn unter solchen Verhältnissen würde sich ein Klima des Konsumverzichts wie eine schleichende Krankheit ausbreiten, der Gedanke: Oder auch einfach nicht arbeiten und nur das Nötige kriegen. wäre in den Hinterköpfen der Menschen allgegenwärtig.

Und es kommt noch folgendes hinzu.

Es wird stets Produkte geben, deren Preis sich nicht so leicht durch niedrige Zinsen drücken läßt wie andere.

Paradebeispiel: Immobilien in guter Lage.

Das liegt daran, daß eine gute Lage nicht so ohne weiteres produziert werden kann, etwa einen Starnberger See in der Nähe von Bremen zu graben, mit allem drum und dran, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein.

Und so lange es Privatbesitz gibt, wird niemand sein Land in guter Lage verkaufen, sondern lieber die Mieteinnahmen mit längs nehmen.

Es wird hier also zu Abwehrschlachten kommen, der Verteidigung der letzten Inseln des Wohlstands - auch dies eine geistige Rückzugsbewegung.

Und über all dem thronen jene, deren inhärenter Mangel an Empathie sie noch in den traurigsten Tagen die größten Stücke für sich herausschlagen ließ.

Gut, damit habe ich die heutige Situation, denke ich, nicht nur beschrieben, sondern auch erklärt.

Reden wir über etwaige Abhilfe. Es gibt drei Wege.
  1. Sozialismus, staatliche Einteilung zur Arbeit.
  2. Kommunismus, freiwilliger Zusammenschluß zu funktional autarken Kommunen, also mit unproblematischer Handelsabhängigkeit.
  3. Gezielte Zerschlagung von Betrieben, deren Effizienz keinen hinreichenden Profit abwirft, und deren Aufteilung auf eine größere Zahl von Beschäftigten samt begleitender Preissteigerung.
Am einfachsten wäre 3) im Rahmen eines großen Krieges.

3) ohne Krieg umzusetzen, dürfte schwieriger als 1), aber immer noch einfacher als 2) sein.

Doch auch 2) ist nicht unmöglich, am einfachsten sicherlich für jene, welche ihr noch vorhandenes Kapital in den Aufbau funktional autarker Strukturen transferieren können - so wie ich, wiewohl ich diesbezüglich vielleicht nicht sonderlich Großes leiste, einer gewissen Ermattung geschuldet.

Immerhin, diese Übersicht lege ich anderen vor, um sie für die kommenden Aufgaben vorzubereiten, und ihnen einen Weg zu einer auf Bereitschaft beruhenden Gesellschaft zu weisen, wiewohl dieser Beitrag hier natürlich das eigentliche Problem der technologischen Entwicklung ausblendet, nämlich der durch die Konzentration der Macht verursachten Instabilität.

Indes, es wird sich alles zusammenfügen, was aus einer Quelle stammt, darauf kann der Gläubige vertrauen.

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