Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

18. November 2014

Die eine Zukunft

In diesen so unruhigen Zeiten gibt es, bei Licht betrachtet, nur eine Bahn, auf welcher die Dinge voranschreiten können.

Einerseits läßt sich aus Arbeitern und Rentnern nicht mehr herauspressen als drin ist, und andererseits weicht der freie Wettbewerb zunehmend dem Arrangement der marktgestaltenden Kräfte.

Dabei ist es gerade die prekäre Lage ersterer, welche den Staat einschreiten läßt, um ihre weitere Zuspitzung zu verhindern. Auf diese Weise entsteht ein nationales Arrangement.

Das internationale Arrangement ergibt sich aus der Nützlichkeit zweier Staaten für einander, welche zu ihr entsprechender Rücksichtnahme führt. Dabei besteht die Nützlichkeit eines Staaten für einen anderen in dem Ausmaß, in welchem er seine Bevölkerung für die Wirtschaft des anderen erschließt, entspricht also dem Grad, zu welchem er von dem anderen als erfolgreiche Wirtschaftsregierung in dessen Diensten wahrgenommen werden kann.

Staaten erlegen Unternehmen also Bedingungen im Namen des nationalen Interesses auf und messen sich dabei gegenseitig nach den Vor- und Nachteilen, welche dies für sie jeweils bedeutet.

Die nationale Ebene bewirkt hierbei offensichtlich zweierlei, nämlich einerseits einer Gruppe von Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Wirtschaftspolitik zu gestalten, und andererseits eine Begünstigung derjenigen Staaten, deren Wirtschaftspolitik für andere Staaten aus dem einen oder anderen Grund vorteilhaft ist.

Ein Wegfall der nationalen Ebene, etwa im Rahmen von Verträgen, welche die Gestaltung der eigenen Wirtschaftspolitik verhindern, schafft automatisch eine internationale Arbeiter- und Rentnerschaft, deren Interessenvertretung von internationalen Organisationen übernommen werden muß.

Dies alles ist die Folge des Primats der Wirtschaft.

Freilich haben wir so noch kein anschauliches Bild gewonnen, dazu gehörte wesentlich die Macht, welche die regierenden internationalen Organisationen jeweils besäßen. Aber dazu kann man einstweilen wenig sagen.

Indes, jede Organisation vertritt ihre eigenen Interessen.

Die europäischen Staaten verdankten sich dabei einem Doppelinteresse, nämlich dem Interesse der Kirche an christlicher Lebensführung und dem Interesse der jeweiligen Heerführer an gesicherten Abgaben.

Daraus sind dann schließlich die nationalen Wirtschaftsinteressen erwachsen, in welchen das Staatsvolk informell die Rolle eines Marktgewährers spielt. Es ist dieses Interesse an dem informell gewährten Markt, welchem die staatliche Organisation dient.

Die Abschaffung der Staaten führt also zur Abschaffung dieser informellen Marktgewährung, die entsprechende Verantwortlichkeit geht auf die internationalen Regierungsorganisationen über.

Aber bleiben wir noch etwas bei den Staaten. Ihre Leistung, die informelle Marktgewährung, ist historisch aus einfachen Anfängen erwachsen. Es zeugte von erheblichem Größenwahn, wenn internationale Regierungsorganisationen heute Regeln ohne Präzedenz aufstellten. Es ist also auch nicht zu vermuten, daß sie es tun. Aber welche Präzedenz wählen sie? Und wie erreichen sie es, sie auf fremdem Territorium ohne Verwerfungen zu verankern?

Das ist alles andere als klar, vermutlich wird aber wohl Vorsicht vorwalten, insbesondere weil informelle Übereinkünfte lebendige Strukturen sind, welche erkranken können.

Naheliegenderweise sollte sich die Internationalisierung also schrittweise vollziehen und zunächst erproben, was sie später festzulegen gedenkt.

Und so geschieht es wohl auch, einzig, daß eine gewisse Blindheit gegenüber Mißerfolgen besteht, was selbstverständlich den Sinn der ganzen Sache ad Absurdum führt.

Das Problem dabei ist natürlich, eine Krankheit als solche zu erkennen oder, wo erkannt, zur Sprache zu bringen.

Das ändert aber nichts an der eingangs erwähnten Eindeutigkeit der Dynamik. Es ist schlicht unmöglich, daß aus dem gegenwärtigen Denken heraus auch nur ein Schritt anders gewählt wird. Zur Zeit treten wir gerade in die heiße Phase der letzten Konvergenzen, also jene, deren Scheitern bedeutet, daß ein maximal vereinbarer Block gefunden wurde.

Was ich über die Schwierigkeit, einer Konvergenz zu entkommen, geschrieben habe, gilt auch hier, aber zwei Dinge sind neu:
  1. alle Umsicht fehlt,
  2. das Scheitern wird zum Zweck der Abgrenzung erwartet.
Das Problem mit alledem ist natürlich die Reduktion der sozialen Bindungen durch das Primat der Wirtschaft. Aber je weiter dieser Prozeß fortschreitet, desto blinder wird er gegen es.

Unsere Geschichte fliegt auf Autopilot. Das heißt nicht, daß wir nicht kräftig durchgeschüttelt werden werden, nur daß sich an den übergeordneten Rahmenbedingungen nichts ändern wird.

Aber genau diese Art der Stabilität ist ausschlaggebend dafür, daß etwas Neues entstehen kann.

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