Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

1. Juli 2015

Glaubenslagen

Wenn ein Mensch seinen eigenen Glauben gefunden hat, so mag er sich in verschiedenen Lagen wiederfinden. Eine davon ist der Aufruhr. Im Aufruhr versucht er gegen den Widerstand der Öffentlichkeit ins Offene durchzubrechen. Aber so muß sich seine Lage nicht gestalten.

Zunächst einmal ist danach zu fragen, ob sein Glaube Öffentlichkeit verlangt oder nicht. Und anschließend danach, ob er sich in die bestehenden Umstände einfügt oder nicht.

Die erste Frage führt zur Unterscheidung öffentlicher und privater Glauben, die zweite zur Unterscheidung additiver und disruptiver Glauben, um hier nicht gleich von fortführenden und zurücksetzenden Glauben zu sprechen, was wohl dabei versucht wird, indes oftmals in geradezu lächerlich aussichtslosen Lagen.

Ein öffentlich disruptiver Glaube ist eben ein Aufruhr, für welchen ich im Beitrag Philip Kindred Dick's Metaphysik zwei Beispiele angegeben habe, wobei Dick's Fall darüberhinaus auch noch zeigt, daß die Öffentlichkeit sich keineswegs im Einklang mit dem institutionellen Rahmen befinden muß: Die manifestierte Öffentlichkeit in einer Gesellschaft ist ihr informaler Konsens, bestehend aus all den Verhaltensregeln, welche im Offenen bereitwillig befolgt werden; Öffentlichkeit hier also im Sinne von wie man sich öffentlich gibt.

Ein öffentlich additiver Glaube ist ein Dienst. Er zeichnet sich dadurch aus, daß man innerhalb der Öffentlichkeit ausreichend Gelegenheit findet, ein öffentliches Gut zu befördern, an welches man glaubt. Beispiele dafür gibt es natürlich viele: Unsere Öffentlichkeit erlaubt die verschiedensten Dienste, sie begrenzt die Dienstbarkeit der Menschen nicht durch Verbote, sondern durch Inkonsequenz, also dadurch, daß sie die Säue in den Menschen weckt, welche alle Arten von Diensten zertreten.

Bleiben die privaten Glauben. Ein additiver privater Glaube ist ein Beitrag, wie ihn etwa ein Förster in einem entlegenen Forst empfinden mag. Er lebt in seiner Welt und trägt auf diese Weise zur Welt im Ganzen bei.

Und ein disruptiver privater Glaube ist ein Doppelleben.

Daß die Protestanten sich nicht von der funktionalen Phase des Glaubenszykels lösen mögen, heißt in diesem Zusammenhang, daß sie zu allen Zeiten davon überzeugt waren und auch weiterhin davon überzeugt sind, daß es sich bei der Öffentlichkeit um einen Sauhaufen handelt, welchem gesellschaftliche Vorschriften auferlegt werden müssen, damit er sich ordentlich verhält. Sie glauben nicht daran, daß der bestehende Gesetzesrahmen Dienste erlaubt. Und das ist eben auch ganz wesentlich wahr.

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