Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

4. März 2017

Zur Entfaltung der Sorge

Zum rechten Wuchs eines Menschen gehört die Entfaltung aller seiner Seelenteile.

Die Sorge. Die Lust bewältigt, die Achtung koordiniert und die Sorge wählt die Form, in welcher wir ihr folgend existieren wollen.

Ihre Entwicklung ist weit individueller als jene der anderen beiden Seelenteile, aber an ihrem Anfang muß ein Unbehagen mit der eigenen Existenz oder jener der Eltern stehen, welches die Notwendigkeit begründet, die Form des eigenen Lebens selbst für sich zu entwerfen und durch sich aufzurichten.

Allerdings kann ein Kind zunächst nicht viel in dieser Angelegenheit tun, außer die Augen aufzuhalten und die Lebenswirklichkeit anderer Erwachsener zu erkunden, denn die Erkundung der Lebenswirklichkeit anderer Kinder lohnt sich selbstverständlich nicht.

Selbstverständlich liegt hier die ehrenwerte Pädophilie begründet, wie sie etwa Platon in Teilen im Phaidros beschreibt, vermengt freilich mit der weniger ehrenwerten, oder der Koran in den Versen, und ich führe hier der besseren Anschaulichkeit halber einmal zwei Stellen hinreichend vollständig auf,
Er runzelte die Stirn und wandte sich ab,
weil der Blinde zu ihm kam.
Was könnte ihn lehren, als daß er wüchse?
Oder gehorchte, so daß ihn die Erinnerung gemahnte?
Ihm, der sich für unabhängig hält,
ihm zollst du Achtung,
und betrübst dich nicht darüber, wenn er nicht wächst.
Aber von ihm, der zu dir in ernster Absicht kommt,
und sich fürchtet,
von ihm bist du abgelenkt.
Nein! Wahrhaftig, es sei eine Warnung!

Während der Morgenstunden
und der Nacht, wenn sie am stillsten ist,
hat dein Herr dich nicht vergessen, noch haßt Er dich.
Und wahrlich, dein späterer Teil wird reicher als dein früherer sein,
und wahrlich, dein Herr wird dir geben, was dich zufriedenstellt.
Fand Er dich nicht als Waisen und beschützte?
Fand Er dich nicht umherschweifend und leitete?
Fand Er dich nicht mittellos und bereicherte?
Deshalb halte den Waisen nicht klein,
deshalb treib den Bettler nicht weg,
deshalb gib dem Reichtum deines Herrn deine Zunge.
Ich persönlich empfand als Kind freilich viel Furcht und zog es vor, die Lebenswirklichkeit Erwachsener an Frauen zu studieren, um bloß Männern nicht zu nahe zu kommen, und einige Lehrerinnen vornehmlich erlaubten mir das auch bis zu einem gewissen, freilich recht bescheidenem, Grade.

Was aber ist in dieser Frage anzuempfehlen?

Ich denke, das wichtigste in dieser Frage ist, daß Geistliche sich ständig in der Öffentlichkeit herumtreiben, das heißt im Café sitzen, oder auf einer Bank neben einem Springbrunnen, vielleicht auch auf den Stufen einer Treppe eines Hauseingangs, überall, wo die Menschen öffentlich den Frieden ihrer Existenz feiern - und ist das etwa ein so großes Opfer?

Freilich, je weiter nördlich auf der Nordhalbkugel, desto größer ist es. Aber dann müssen Geistliche hier halt über eine gesunde Konstitution verfügen.

Dies wäre also die erste Phase der Entwicklung der Sorge. Die zweite Phase besteht sinnigerweise darin, den eigenen Geist in Form schlagen zu lassen, idealerweise durch ein Mathematikstudium. Der Nutzen ist derselbe wie der des Ausdauerlaufs für den Fußballspieler, in der Konfrontation mit gültigen und trügerischen Argumenten wird der Geist auf das Bevorstehende vorbereitet.

Und in der dritten Phase schließlich beginnt der Entwurf und die Aufrichtung der Form des eigenen Lebens, bei welchen die eine oder andere Technik behilflich sein mag, siehe beispielsweise Διαλεκτική, welche also sinnigerweise auch zu lehren wären.

Nachdem die Sorge voll entwickelt ist, erweist sie sich fortan als ein Ruder, welches die Geschichte auf einen zu ihm kompatiblen Kurs bringt: Dies ist das Geheimnis des Glaubens, wie ich es hier zuletzt beschrieben habe.

Bleibt nur die Frage nach der Organisation der Geistlichen. Wie man am Beispiel Indiens sieht, ist sie nicht zwingend erforderlich, aber andererseits sehe ich nur Vorteile daran, sich über die eigenen Vorstellungen des Heiligen auszutauschen und bei hinreichender Übereinstimmung praktische Zusammenschlüsse zur Rechtsformulierung zu bilden, also Rechtsschulen. Entsprechende Institutionen zur Bewerkstelligung dieses Zwecks wären ebenfalls zu etablieren.

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