Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

16. Mai 2019

Schicksal, Koexistenzdruck und Entschickung

Am Ende eines Glaubenszykels kommt es natürlicherweise zu ideologischer Beklommenheit, also der Unmöglichkeit, der Gläubigkeit seiner Mitmenschen zu vertrauen. Mit anderen Worten fühlt sich der Gläubige sozial isoliert und wird versuchen, das Fundament einer neuen Gläubigkeit zu legen, womit für ihn die Hexagramme Brand und Erdbeben des I Chings gelten.

Die Stufen des Brandes
  1. Umhören
  2. Familiäre Zurechtweisung
  3. Wappnung
  4. Erkenntnis der Vormacht
  5. Treffen der Exilanten
  6. Neuanfang
Die Stufen des Erdbebens
  1. Planung
  2. Hilfeleistung
  3. Erhebung
  4. Offenlegung
  5. Verstellung
  6. Überhebung
Wie man sieht, besteht hier eine bittere Ironie zwischen den letzten Stufen des Leitgedankens (Dharma) und des Schicksals (Karma). Diese hat ihren Ursprung darin, daß man die Zurücksetzung des Glaubenszykels in der Welt sucht, wohingegen die Erlösung vom Schicksal in der Rückkehr zu dem Licht liegt, aus welchem es entspringt, der von mir hiermit so benannten Entschickung.

Das untere Trigramm in Brand und Erdbeben ist Feuer, und das paßt hier genau. Die Erkenntnis des Heiligen erschafft die Welt, aber dabei entsteht ein Koexistenzdruck der verschiedenen Ideale, welcher im zweiten Abschnitt des 12. Kapitels der Offenbarung beschrieben wird (die 1000 jährige Herrschaft der Heiligen ist zyklisch, die dortige entspricht derjenigen der katholischen Kirche von 500 bis 1500 A.D. und nicht derjenigen des 20. Kapitels der Offenbarung): Immer wieder wird Michael den Teufel aus dem Himmel auf die Erde werfen müssen; oder anders ausgedrückt: Stets sind wir selbst als Betende davon bedroht, verworfen zu werden, weil es unserem Gebet an Heiligkeit mangelt.

Wir sind uns dieser Bedrohung als Feuer bewußt, als spirituelles Böses. Dies ist die Hölle, welche die Seelen der Gläubigen zu zerstören vermag. Und um ihr zu entkommen, nehmen wir zum Licht Zuflucht.

Der Name Entschickung für diesen Prozeß rührt daher, daß wir, wenn uns das Dharma bis zur 4. Stufe des Karmas geführt hat, die Erkenntnis der Vormacht zur Offenlegung der Unverbesserlichkeit, umkehren. Wir spüren die Nähe des Feuers, wir beginnen zu verstehen, daß der Sog des Schicksals des alt gewordenen Glaubenszykels fatal ist, und daß wir uns zu seiner Zurücksetzung aus ihm lösen müssen.

Dazu dringen wir nun nicht weiter in die bestehenden Strukturen der Macht ein, sondern suchen an die erahnten geschichtlichen Heilsstrukturen anzuknüpfen, wobei wir über Erhebung und Hilfeleistung zur Planung des neuen Zeitalters zurückkehren, während der Leitgedanke über das Treffen der Exilanten zum Neuanfang fortschreitet.

Zur Überhebung heißt es im I Ching:
Nicht Licht, sondern Dunkelheit. Erst erklamm er den Himmel, dann stürzte er in die Tiefen der Erde.
Der Fortschritt führt in den Abgrund. Die Lösung aus dem Schicksal errettet. Die Finsternis hat das Licht nicht an sich genommen.

Wie ich im vorigen Beitrag schrieb, hängt die Zuflucht zum Heiligen vom Glaubensübergang ab. Als Jesus von Nazareth gekreuzigt wurde, nahm Er zur Verläßlichkeit Zuflucht, daß Er nicht von der Seite der Seinen flöhe. Heute gilt es zur Rücksicht (engl. considerateness) Zuflucht zu nehmen und das nächste Mal zu dem Frieden, welcher von einem ausgeht.

Rücksicht, freilich, bedeutet nicht blinde Milde, sondern darauf bedacht zu sein, was man bewirkt.

Die von Philip Kindred Dick verabscheute Attack Therapy, welche auch heute noch unter Linken zum Einsatz kommt, läuft darauf hinaus, einen Menschen in das Feuer seines ideologischen Untergangs zu werfen, um ihn anschließend physisch aufzufangen. Die Gruppe wird auf ihn gehetzt, das Opfer spürt seinen Glauben sich dem Haß zuneigen und sich durch das Feuer des Bösen bedroht, bis es entweder die angedrohte Sanktion für das Verlassen der Gruppe auf sich nimmt oder seinem Glauben abschwört oder sich gar vergißt und sich dem Teufel preisgibt.

Der Sinn der Angelegenheit ist selbstverständlich, den Koexistenzdruck von der Partei zu nehmen, damit sie nicht unter den Flüchen all jener, an welchen sie sich vergangen hat, erstickt. Diese Art Bevormundung kann nur unter Ungläubigen existieren, da Gläubige sie zum Teufel wünschen. Nur daß der tödliche Fluch stets ein gemäßigter und geduldiger ist. Mit anderen Worten ist die Attack Therapy die unverhohlenste und dreisteste Provokation, welche man sich vorstellen kann, und obendrein jene mit dem primitivsten Ziel, nämlich alle zu beschmutzen, welche nicht dem spirituellen Kern der Partei gemäß glauben. Ich sah auch schon solche, welche sich Juden nannten, ähnliches tun.

Die Ungläubigen freilich, und wie ich schon sagte, brauchen keine Hölle, um ihre Seele zu verlieren. Ihnen genügt bereits die Erde ganz unabhängig von jedwedem Glaubenszykel.

Die Gläubigen aber spüren das Feuer am Ende des Zykels und müssen zum Heil fliehen, und es genügt nicht, nur eine Strecke zu fliehen und dann einzuhalten, denn im jeweils relevanten Heil liegt der Grund des Neuanfangs.

Labels: , , , , , , , , , , , , , ,