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30. November 2020

Persönliche und gesellschaftliche Ehrbarkeitsprüfungen

Ich sprach davon, daß exklusive Ehrbarkeitsempfänglichkeiten unerquicklich seien und kombinierte liebenswert. Im allgemeinen dürfte das auch stimmen, aber es gibt Situationen, in welchen es nur auf eine Ehrbarkeit ankommt, und in diesen stimmt es nicht. Eine solche Situation aber möchte ich eine Ehrbarkeitsprüfung nennen.

Das, wovon wir ausgehen, ist das Mächtige, das, wohin wir gehen, das Wesentliche und wie wir gehen das Schöne. Persönlich gehen wir vom Frieden aus und zur Verbundenheit hin und die Rechtschaffenheit bestimmt unseren Gang. Gesellschaftlich gehen wir von der Verbundenheit aus und zum Frieden hin und die Rechtschaffenheit bestimmt wiederum unseren Gang. Die persönlichen und gesellschaftlichen Ehrbarkeitsprüfungen seien einander auf das Mächtige, Schöne und Wesentliche bezogen gegenübergestellt.

Die persönlichen Ehrbarkeitsprüfungen
  • In der Selbstbehauptung wird das Mächtige geprüft,
  • in der Gottgefälligkeit (Weisheit) das Schöne und
  • in der Verständigung das Wesentliche.
Die gesellschaftlichen Ehrbarkeitsprüfungen
  • In der Vorbereitung wird das Mächtige geprüft,
  • in der Entwicklung das Schöne und
  • in der Bewahrung das Wesentliche.
Die Zuordnung der persönlichen zu den gesellschaftlichen Prüfungen variiert dabei mit den Zeitaltern. Zur Angabe der auftretenden Zuordnungen beziehe sich
  • orientierend auf die Vorbereitung,
  • methodisch auf die Entwicklung und
  • tradierend auf die Bewahrung.
Wir erhalten somit und im Bezug auf die etablierten Lebensläufe der drei Zeitalter, daß
  • Anerkennung auf orientierender Weisheit beruht,
  • Aufgabe auf methodischer Selbstbehauptung (Selbstbehauptung in der Methode),
  • Organisation auf tradierender Verständigung,
  • Unterstützung auf orientierender Verständigung,
  • Lehre auf methodischer Weisheit (gottgefälliger Wahl der Methode),
  • Kultur auf tradierender Selbstbehauptung,
  • Gewährung auf orientierender Selbstbehauptung,
  • Teilhabe auf methodischer Verständigung (Verständigung über die Methode) und
  • Bildung auf tradierender Weisheit.
Am Ende des Zeitalters der Werke verliert die tradierende Selbstbehauptung Gottes Segen, wovon ich in den letzten beiden Beiträgen schrieb. An ihre Stelle tritt die orientierende Selbstbehauptung, also unerschrocken zu erkunden, wie weit man es in der Welt mit seinen Fähigkeiten bringt, um anschließend auf dieser Grundlage die gemeinschaftliche Zusammenarbeit auszuhandeln und schließlich das Gottgefällige zu tradieren. Deshalb hilft Familiarität heute nicht weiter, wenn ihr die Selbstbehauptung fehlt. Aber auch Standhaftigkeit ohne Verständigung und Streitbarkeit ohne Weisheit werden uns in dieser schwierigen Übergangszeit, in welcher wir uns nicht auf etablierte Institutionen stützen können, sondern von den Tugenden der Handelnden abhängen, nicht zum Vorteil gereichen, sondern schwere Schäden anrichten. Mit anderen Worten müssen wir Einseitige, Mitreißende und Unerbittliche in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld also tolerieren, wenn uns keine umfassenderen Empfänglichkeiten für das Ehrbare zur Verfügung stehen, gleichzeitig aber auch dafür sorgen, daß niemand die Grenzen der Betätigungsfelder, für welche er geeignet ist, überschreitet.

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