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3. Januar 2022

Bewährung in Thyatira

Ich habe mich, als ich anfing, mir noch einmal The Matrix Resurrections anzuschauen, gefragt, warum die Welt um mich herum verrückt wird. An der Stelle, an der Thomas Tiffany (übrigens, ihr Abschiedswort Nothing in Revolutions hat Audrey Hepburn in Charade deutlich unpeinlicher herausgebracht) die Hand reichte, hab' ich abgeschaltet. So nah mir der Topos ist, als ich meine Hand ausstreckte, ging Breivik los, die Reihen der norwegischen Jusos zu lichten, so einfallslos ist das von Resurrections zu ihm Gesagte (wiewohl aus meiner Sicht natürlich zugleich wieder ein Indiz für die Verrücktheit der Welt in Anbetracht der Antwort auf Trinity's Frage, warum Neo so lange gewartet hätte, nämlich weil er womöglich fürchte, daß schlechte Dinge geschähen, wenn er ihr zu nahe käme, wie es der Analyst ihm gegenüber zuvor formulierte, wodurch der ganze Film für mich in den Ruch der Kuppelei kommt).

Ich sagte, daß es drei Glaubensmodi gibt. So lange wir uns in einem von ihnen befinden, sind wir der Wesentlichkeit unserer Existenz bewußt. Aber wir können die Wesentlichkeit unserer Existenz natürlich auch vergessen, und in einer solchen Lage mag bereits der Anblick eines Menschen, geschweige denn, ihm die Hand zu geben, einen Unterschied machen und sie einem wieder bewußt machen. Doch wozu sich stets von neuem vor Augen führen, wie eine Tür aufgestoßen wurde?

Es ist ein leichtes zu sagen, daß alles verrückt erscheint, weil eine Wahrnehmungsstörung vorliegt, weil das Erscheinende nicht echt ist. Bei weitem interessanter wird es, wenn wir davon ausgehen, daß es durchaus echt ist.

Ich schrieb jüngst zwei private Briefe, im ersten erwähnte ich sich verschiebende Gewichte, im zweiten ein Paradox, und Alex Jones sprach in beiden Fällen nur wenige Minuten später von just diesen Dingen. Und damit hätte ich wohl genug zusammengetragen (Breivik, Wachowski, Jones) um zu begründen, warum ich die Welt um mich herum auf mich beziehe. Doch möchte ich damit den Vorspann beschließen und mich zunehmend allgemeineren Dingen zuwenden.

Warum sollte es in Thyatira dahin kommen, daß
den andern, die zu Thyatira sind, die nicht haben solche Lehre und die nicht erkannt haben die Tiefen des Satans (wie sie sagen) [gesagt sei]: Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last: doch was ihr habt, das haltet, bis daß ich komme. Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Völker, und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen, wie ich von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm geben den Morgenstern. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! ?
Nun, damit habe ich mich jüngst befaßt: Die Dynamik der eingerichteten Gesellschaft zerrt an den ihr zu Grunde liegenden Dogmen. Und also kann es nicht fehlen, daß letztere an erstere angepaßt werden. Doch dadurch treten die vormals Rechtschaffenen aus der Rechtschaffenheit aus. Und Gott flucht ihrer, indem Er sie verrückt macht. (Ja, ja, aber ich führe hier nur Tatsächliches an, gleich wie verrückt es sich anhört.) Und gleichzeitig gewinnt das Gebet desjenigen, welcher darum bittet, auf der ihm gehießenen Bahn voranzuschreiten, an Gewicht, so daß er in gewisser Weise zu einer Art Angelpunkt der Geschichte wird.

Doch das wollte ich bloß nicht unerwähnt lassen. Eigentlich möchte ich in diesem Beitrag die Aussichtsrahmen beschreiben, in welchen sich die persönliche Entwicklung in den drei Zeitaltern vollzieht, und das vorige ist bloß eine Einstimmung auf jenen des Zeitalters der Wunder.

Es gibt drei Aussichtsrahmen,
  • die Gehießenheit (auch Bahn) für die Aufmerksamkeit,
  • die Erfahrungsweise für das Verständnis und
  • das Amt für den Bedacht.
Es handelt sich bei ihnen um die bereits zuvor besprochenen Lebensziele, um welche wir im ideellen Gebet beten. Hier nun werde ich sie genauer definieren und ihre Rolle beim Wechsel der Zeitalter betrachten.

Indem wir nur verfolgen, was wir gehießen sind, wird unser Verständnis zu einer Erfahrungsweise geformt. Indem wir nur nach unserer Erfahrungsweise einlösen, wird unser Bedacht zu einem Amt geformt. Und indem wir nur nach unserem Amt auslösen, wird unsere Aufmerksamkeit zu einer Gehießenheit geformt. Mit anderen Worten wird
  • die Gehießenheit also durch eingeschränkte Verantwortung definiert,
  • die Erfahrungsweise durch eingeschränkte Abhängigkeit und
  • das Amt durch eingeschränkte Verhältnisse,
wobei sich im Zeitalter
  • der Wacht die berücksichtigten ethischen Verhältnisse in der Anerkennung (des Pantheons) ausdrücken, welche also seine Ämter bestimmt,
  • der Werke die berücksichtigten Abhängigkeiten in der (nächstenliebenden) Unterstützung, welche also seine Erfahrungsweise bestimmt, und
  • der Wunder die berücksichtigte Verantwortung in der (Bewährung in der) Gewährung ausdrückt, welche also seine Gehießenheit bestimmt.
Ich sprach ja davon, daß es drei Reiche der Seelenteile gibt, welche sich durch ihr soziales Verhalten auszeichnen,
  • das der Sorge (oder Gottes) durch das sich Bewähren,
  • das der Achtung durch das sich Verbünden und
  • das der Lust durch das sich Absprechen,
und im Zeitalter der Wunder ist die Verantwortung auf das sich Bewähren eingeschränkt, um was auf diese Weise nicht gewährt werden kann muß gebetet werden, weshalb eben die Heiligen (für 1000 Jahre, also die Dauer eines Zeitalters) in ihm herrschen, und weil es stets etwas gibt, was durch sich bewähren nicht gewährt werden kann, befinden sich die Heiligen auch stets im ideellen Gebet um die gehießene Entwicklung der Geschichte (kurz, um ihre Bahn). Mit anderen Worten werden sie sich für 1000 Jahre so fühlen müssen (oder dürfen) wie gegenwärtig ich.

Was nun den Wechsel der Zeitalter betrifft: Die persönliche Entwicklung im Zeitalter
  • der Wacht vollzieht sich in Betretenheit,
  • der Werke in Beklommenheit und
  • der Wunder in Besessenheit,
und also greifen wir im Zeitalter
  • der Wacht zur Nutzbarmachung,
  • der Werke zur Lenkung und
  • der Wunder zur Entdeckung,
um in ihm voranzukommen, wobei
  • nutzbarmachen auf einem Amt beruht und eine Gehießenheit begründet,
  • lenken auf einer Erfahrungsweise und ein Amt (nämlich das des Kontrolleurs) begründet und
  • entdecken auf einer Gehießenheit und eine Erfahrungsweise begründet.
Wenn nun am Ende des Zeitalters
  • der Wacht das Amt unfruchtbar wird, und wir nichts weiter mehr nutzbarmachen können, treten wir einen Schritt zurück und greifen zur Lenkung, um neue Ämter zu finden,
  • der Werke die Erfahrungsweise, und wir uns beim lenken an uns selbst vergehen, treten wir einen Schritt zurück und greifen zur Entdeckung, um neue Erfahrungsweisen zu finden,
  • der Wunder die Gehießenheit, und unsere Entdeckungen nur Chaos stiften, treten wir einen Schritt zurück und greifen zur Nutzbarmachung, um neue Gehießenheiten zu finden.
Jede Basis, jeder Ansatz, erwächst auf natürliche Weise als Folgeaussichtsrahmen aus einem Grundaussichtsrahmen, und indem wir, wenn uns unser Ausgangspunkt nicht mehr weiter führt, zu einem ihm vorgeschalteten übergehen und unsere Suche dergestalt ausweiten, gründlicher machen, machen wir von dieser Quelle neuen Lebens gebrauch.

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