Bereitschaftsbeitrag

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14. Februar 2022

Zur Spannung zwischen gesellschaftlicher Prägung und Ordnung

Die Beiträge Endzeitliche Scheinlösungen und Angelpunkte des Wahnsinns bedürfen einer besseren theoretischen Fundierung, welche hiermit vorgenommen werde.

Der generative Zykel besteht aus den Phasen der Prägung, des Beitrags und der Ordnung. Ich kennzeichnete sie dadurch, daß wir die Prägung als Gültiges beherzigen, uns im Beitrag unserer Abhängigkeit ausliefern und in der Ordnung Verantwortung übernehmen. Die Kennzeichnung ist einleuchtend, aber nicht von struktureller Relevanz, da beliebig: Beherzigung, Auslieferung (im weiteren Sinne) und Verantwortungsübernahme lassen sich in allen Phasen finden.

Relevanter ist, daß wir unsere Prägung in unserem Beitrag nutzbarmachen, und unser Beitrag in der Ordnung nutzbar gemacht wird, wobei der Beitrag zwei verschiedenen Interessen zu genügen hat:
  1. dem Interesse des Geprägten, seine Prägung durch seinen Beitrag zu bestätigen,
  2. dem Interesse des Ordnenden, einen Beitrag zu empfangen, welchen er in der Ordnung verbinden kann.
Die Prägung betrifft unsere Lebensziele,
  • Eingezogenheit (das Wesentliche),
  • Artung (das Schöne) und
  • Kreislauf (das Mächtige).
Im Zeitalter
  • der Wacht wird das Schöne dadurch geprägt, daß wir in der Art eines Gottes oder einer Göttin leben,
  • der Werke wird das Wesentliche dadurch geprägt, daß wir eine subsidiare Eingezogenheit anstreben (vornehmlich durch Staatsdienlichkeit), und
  • der Wunder wird das Mächtige dadurch geprägt, daß bestimmt ist, was wir im Kreislauf gewähren,
aber da unsere Lebensziele in unserer Seele liegen, müssen wir sie in der Prägung wiederfinden, und das vollzieht sich dergestalt, daß wir unsere Prägung so in unserem Beitrag nutzbarzumachen suchen, daß unser Beitrag unseren Lebenszielen entspricht, in welchem Falle er die Prägung bestätigt:
  • das beherzigte Schöne wird dabei vorausgesetzt und sucht Bestätigung durch verwendbare Macht,
  • das beherzigte Wesentliche bestimmt das Vorgefundene und sucht Bestätigung durch voraussetzbares Schönes und
  • das beherzigte Mächtige wird verwendet und sucht Bestätigung durch durch Wesentliches Vorfindbares.
Je freier die Verwendung der Macht, beziehungsweise die Voraussetzung des Schönen oder die Vorfindung durch das Wesentliche ist, desto wahrscheinlicher ist es, daß unser Beitrag unseren Lebenszielen entspricht, aber da sich die gesellschaftliche Prägung im Gegensatz zur gesellschaftlichen Ordnung eines Zeitalters nicht ändert, divergieren die Interessen der Geprägten und der Ordnenden mit der Zeit, und mit größerer Bestätigung durch den Beitrag verbindet sich die größere Ordnungswidrigkeit desselben.

Also greifen die Ordnenden zur Beitragsanleitung, indem sie im Zeitalter
  • der Wacht Verwendbares (durch einen Kontrollapparat) überwachen,
  • der Werke Voraussetzbares (durch gesellschaftliche Normen) bedingen und
  • der Wunder Vorgefundenes (durch Beschäftigungsdirektiven) kanalisieren.
Wodurch sie die Geprägten dazu bringen, die Prägung, durch deren Nutzbarmachung sie keine Bestätigung mehr finden, aufzuweichen, so daß ihre Beiträge noch ordnungswidriger werden, was die Ordnenden versucht, in Kronos' Wahnsinn zu verfallen, und gottgleich den Landeskindern die Bestätigung ihrer Lebensziele durch ihre Beiträge zu verordnen, und wo dies nicht gelingt, sie zu verschlingen. Nero erging es so in Olympia, als er sich selbst den Sieg im Wagenrennen verordnete. Kronos selbst liegt etwas lange zurück. Aber während George Orwell in 1984 die Bedingung des Voraussetzbaren beschreibt, beschreibt Aldous Huxley's Brave New World den Kronos'schen Wahn, durch genetische Manipulation (Lobotomie) alle glücklich zu machen:
We're not too stupid and we're not too bright, to be a Gamma is to be just right.

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