Bereitschaftsbeitrag

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9. Juni 2022

Zur Vergiftung der gesellschaftlichen Achtung durch den Handel

Die Bewunderung ist die Grundlage der gesellschaftlichen Achtung, denn wofür sollten wir Menschen achten, wenn nicht für ihre Rechtschaffenheit, ihr Gespür oder ihr Können?

Mit dem nötigen Einwand werde ich mich noch beschäftigen, doch zunächst möchte ich festhalten, daß, wiewohl der Handel in vielerlei Hinsicht auf Achtung beruht, darauf, daß Standards eingehalten und gesetzt werden, er indirekt ein Interesse daran hat, die gesellschaftliche Achtung zu untergraben, weil er nämlich um so bessere Geschäfte macht, desto mehr das Denken seiner Kunden durch das Samsara, Erfahrungsmuster, Planungsansätze und Abzielungen, bestimmt wird. Doch indem die Seele solcherweise in Vergessenheit gerät, geraten es auch die Gegenstände der Bewunderung.

Die vorletzte Behauptung mag bezweifelt werden, ebenso wie die Suggestivfrage, doch beide lassen sich durch die folgende Betrachtung einsehen.

Wenn wir am Grabe eines Menschen stehen, was erscheint uns dann als seine Größe? Daß er so erfolgreich wie kein anderer dem Samsara hinterhergelaufen ist? Mehr erreicht hat als jeder sonst? Oder daß er sich stets einen Reim auf die Lage machen konnte, und seinen Regeln treu bleiben? Daß er immer wußte, was gespielt wird, und wohin die Reise geht? Daß er den Kopf über Wasser behielt, und die Einrichtung seines Lebens verteidigte? Daß er interessante Freundschaften zu schließen wußte? Daß er sich von Schwierigkeiten nicht schrecken ließ und sie meisterte? Daß er das Leben genoß?

Wer singt I did it my way?

Abgehalfterte Entertainer, welche das alles nicht haben. Oder würde man am Grabe davon schwärmen, daß jemand genauso charmant wie Gregory Peck war und genauso stilvoll gekleidet?

Natürlich will der Handel keine großen Kunden, welche ihm nur abkaufen, was zu ihrem Leben paßt, sondern solche, welche durch das Erworbene größer scheinen wollen.

Billy Wilder hat in The Apartment klar den Wind der Zeit erkannt. Und am Ende, wenn er genug geweht hat, steht eine Gesellschaft, welche sich im Samsara verloren und ihre Seele vergessen hat, zur Bewunderung Anderer und zur gesellschaftlichen Achtung unfähig geworden ist.

Es verwaltet der Bankier, indem er Aufträge erteilt, Kredite zu investieren, flexibel, ja elegant, und schafft sich dabei schließlich eine Welt, welche seine Auftragnehmer vor unlösbare Probleme stellt, so daß sie schließlich rebellieren, um ihr Geschäft ungehindert ausüben zu können, aber dadurch zerplatzt die Illusion des Kunden, im Mittelpunkt zu stehen, und seine Fixierung auf das Samsara mit ihr.  Also überwindet das Tier die Hure und ihren Zauber, ordnet die Geschäfte und stellt damit zugleich ihre grundlegendere Verkehrtheit bloß, was die Gesellschaft zur größeren Reform befähigt, nämlich den menschlichen, seelischen Maßstab wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Ich sage ja schon lange, daß dies die Schritte sind, aber aus den heute genannten Gründen und auf die heute genannte Weise werden sie erfolgen.

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