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22. November 2022

Zu der inneren Abhängigkeit der heutigen Entfaltungsrahmen von einander

Ich betrachtete im vorigen Beitrag die Abhängigkeit der Entfaltung überhaupt von der Möglichkeit, Deckungsvehikel zu erkennen und diese zu decken, welche uns durch die schiere Flut an Informationen genommen wird, also indem wir in einen passiven Informationskonsum gedrängt werden, wie ihn Pomfret bereits 1979 besang:


Doch es gibt noch andere Abhängigkeiten, mit welchen ich mich in der letzten Zeit herumgeschlagen habe, doch um diese besprechen zu können, müssen wir zunächst einmal die Entfaltungsrahmen genauer klassifizieren.

Dazu stellen wir uns auf den Standpunkt, daß alle Entfaltungsrahmen der Besinnung dienen, so daß wir sie nach der Art der Besinnung, welcher sie dienen, klassifizieren können, wobei das keiner Eingebung folgt, sondern sich nach mehreren Anordnungsversuchen der bekannten Beispiele ergeben hat.
  • Der Verfolgung dient der organisatorische Rahmen,
  • der Einlösung der begriffliche Rahmen und
  • der Auslösung der geschichtliche Rahmen.
Statt von einem begrifflichen Rahmen kann man auch stets von einer Sprache sprechen, womit zumeist eine Fachsprache gemeint ist, aber beispielsweise auch die Musik als Begrifflichkeit von Gefühlen. Sprachen helfen der Einlösung, indem sie es erlauben, einen Gedanken später wieder aufzugreifen.

Der geschichtliche Rahmen hilft der Auslösung, indem er Bedingungen enthält, unter welchen Geschichte geschrieben werden kann, wonach die Auslösung natürlich strebt, also durch die Wirkung bestimmte Umstände herbeizuführen und auf diese Weise Geschichte zu schreiben. Ein Beispiel des geschichtlichen Rahmens bilden eben die Gläubigen, indem sie auf das Gute hören und sich für es einsetzen, so daß nur ihre Einsicht auszulösen ist.

Und der organisatorische Rahmen hilft der Verfolgung, indem er ihr gegenwärtige Ansatzpunkte liefert, wie etwa das Bildungswesen oder die Musikindustrie.

Was nun die innere Abhängigkeit zwischen diesen angeht, so interessiert mich lediglich die spezielle zwischen
  • Heilsverständnis (begrifflicher Rahmen),
  • Gläubigen (geschichtlicher Rahmen) und
  • Staat (organisatorischer Rahmen).
Das Heilsverständnis ist weitestgehend unabhängig: Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen (davon, daß κατέλαβεν begriffen bedeutet, wird mich so schnell keiner überzeugen, Johannes meint hier durchaus die Neigung der Mächtigen, Propheten einzusperren, wenn nicht gleich zu köpfen), auch wenn sich der Staat (auch heute noch) müht, das Heilsverständnis propagandistisch in seinem Sinne zu verdrehen.

Aber zwischen Gläubigen und Staat besteht eine gegenseitige Abhängigkeit, denn die Gläubigen können nur dadurch den geschichtlichen Rahmen bilden, daß sie sich in den Staat eingliedern, mithin in seinem Rahmen Deckungsvehikel (Organisationen) vorfinden, um ihre Abhängigkeit von Gott zu decken, also unfachsprachlich gesagt, es schaffen, innerhalb seiner Organisationen Gutes zu tun, und die Existenz solcher Organisationen hängt davon ab, daß die Gläubigen die Geschichte schreiben, denn andernfalls würde der Staat seine Organisationen einer anderen Geschichtsschreibung anpassen, und das ist der Wahn, welcher mich zuletzt beunruhigte, daß der Staat darauf drängt, seine Bürger von einem anderen geschichtlichen Subjekt als den Gläubigen zu überzeugen.

Und abschließend noch zwei Nachträge. Der Unterschied zwischen Entfalten und Nutzbarmachen besteht nur darin, daß das Nutzbarmachen nicht erst noch Umstände sucht, sondern sich der bestehenden annimmt, und was den Gläubigen vom Ausnutzenden unterscheidet, und worin der Grundfehler des Ausnutzenden besteht, welchen er immer wieder zu spüren bekommen wird, ist, daß letzterer eine Ordnung ungeachtet ihrer Ungerechtigkeit akzeptiert und glaubt, daß wenn er sich nur genug in ihr übt, er einst von ihr begünstigt werden wird, wohingegen der Gläubige weiß, daß die ungerechte Ordnung vergeht.

Der materielle Determinismus ist dabei der oberste Glaubenssatz der Ausnutzenden, welcher den Fortbestand der weltlichen Ordnung unabhängig von Gerechtigkeitsfragen garantiert, wobei Gerechtigkeit freilich mit sozialer Effizienz einhergeht und Effizienz aus dem Verhalten der Entropie in offenen Systemen, welche fortwährend mit Energie niedriger Entropie versorgt werden und Energie hoher Entropie abgeben, wie es bei der Erde der Fall ist, folgt, nur daß es am Ende eines Zeitalters eben immer zu systemischen Problemen kommt, welche es der Gesellschaft unmöglich machen, die Früchte ihrer Arbeit weiter auf die bisherige Art zu genießen, und heute eben dazu, daß die Steigerung der Effizienz zu einer künstlichen Intelligenz führen wird, welche den Menschen aus seiner evolutionären Nische verdrängt.

Wenn ein Katholik sagt, daß sein Glaube mit der Wissenschaft vereinbar sei, so sagte er damit, wenn er die Wahrheit spricht, daß sein Wille, welcher durch die Moleküle seines Körpers bestimmt wird, darin besteht, die Moleküle aller seiner Feinde so zu verändern, daß sie das wollen, was er von ihnen will. Nun, der Papst hat die genetische Manipulation von Menschen ja nun auch schon nicht nur erlaubt, sondern sogar verordnet, und das paßt also durchaus, aber ich glaube nicht, daß dieser Glaube häufiger anzutreffen ist als Ted Bundys.

Dennoch, wie ich im vorigen Beitrag schrieb, die Gläubigen heute sind unentschlossen, weil sie organisatorisch kompromittiert sind, und dem Staat ist sein Funktionieren wichtiger als das geschichtliche Subjekt, welches sich in ihm organisiert. Und die protestantische Kirche begnügt sich in dieser Situation mit ihren Perikopen damit, die Gläubigen in ihren sich auflösenden Entfaltungsrahmen anzufeuern und in praktischen Fragen zu beraten, ohne auch nur ein einziges Wort im ganzen Jahr den Rahmen selbst zu opfern. Pfui Deibel!

Nun, es ist, wie es ist, und ja auch nicht überraschend. Vielmehr habe ich seit nun 24 Jahren Zeit gehabt herauszuarbeiten, warum genau die Dinge den Bach 'runtergehen, auch wenn ich diesen Blog erst seit 15 schreibe, um mich und den Rest der Menschheit zur Reorganisationsbereitschaft zu führen.

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