Bereitschaftsbeitrag

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3. März 2023

Reflexion und Koexistenz

Herr Lichtmesz hat mir unverhoffterweise die Grenzen von ChatGPT aufgezeigt, wofür ich ihm hiermit danke.

Alle Begriffe, welche wir von etwas haben, beruhen auf der Koexistenz von Eindrücken in Wahrnehmungen, aber sobald wir geboren worden sind, und womöglich auch schon davor, assoziieren wir mit den Eindrücken des Begreifens all die Dinge, welche Platon im siebten Brief nennt, also Namen, Aussagen und Bilder oder Szenen, und räumen ihnen dadurch einen speziellen Rang ein, nämlich eben den von Begriffen und Verhältnissen (Begriff bezeichnet ein einstelliges Verhältnis oder auch ein Prädikat, Verhältnis einen mehrstelligen Begriff oder auch eine Relation, wobei ich bisweilen aus Bequemlichkeit von der Stelligkeit absehe).

Und so kommt es, daß wir eine Reihe ausgezeichneter Verhältnisse angeben können, siehe Leitgedanken und -vorstellungen, Die Verhältnisse der sinnlichen Wirklichkeit und auch Gleichartige Verhältnisse mit Eintaucheindrücken, Gruppen und logische Gesetze, welche zwischen koexistenten Gegenständen bestehen, doch daneben gibt es selbstverständlich immernoch das einzig wahre Verhältnis, nämlich das Verhältnis der Koexistenz selbst.

Dieses Verhältnis ergibt sich aus der Reflexion, und abhängig von der Stufe der Reflexion möchte ich die folgenden Formen der Koexistenz unterscheiden:
  1. Stufe der Reflexion: die Gesellschaft gleichzeitiger Gegenstände,
  2. Stufe der Reflexion: die Schau der verschiedenen Gesellschaften einer Art,
  3. Stufe der Reflexion: die Gegenüberstellung verschiedener Schauen einer Art,
was darüberhinausgeht, sei als Koexistenz der nämlichen Ordnung bezeichnet.

Wenn wir nun einen Gegenstand beschreiben (in Verhältnisse setzen), so
  • verorten wir ihn, wenn wir vom Verhältnis der Koexistenz keinen Gebrauch machen,
  • gesellen wir ihn zu, wenn wir das Verhältnis der Gesellschaft bemühen,
  • stellen wir ihn aus, wenn wir das Verhältnis der Schau bemühen und
  • stellen wir ihn gegenüber, wenn wir das Verhältnis der Gegenüberstellung bemühen.
ChatGPT kann nur verorten, und ich nannte eine verortende Beschreibung eine Deklamation. Warum? Nun, weil es mir mittlerweile zur zweiten Natur geworden ist, mich zu fragen, welcher allgemeinsprachliche Begriff mit einer technischen Definition einhergeht, und diesen Vorgang möchte ich hinsichtlich der bei ihm verwendeten Koexistenzverhältnisse einmal genauer betrachten.

Ein allgemeinsprachlicher Begriff besteht aus einer Gesellschaft von Begriffseindrücken. Das Ziel der Auffindung eines passenden allgemeinsprachlichen Begriffs zu seiner technischen Präzisierung besteht darin, eine solche Gesellschaft zu finden, welche einen Träger enthält, welcher von einer passenden technischen Art ist, also aus Begriffen besteht, welche sich in das verwendete technische Begriffsgebäude fügen. Ein Träger ist dabei eine Gesellschaft von Begriffen, welche stets Teil einer größeren Gesellschaft, welche sie trägt, ist. Das heißt, in der Schau aller Beispiele des Trägers treten nur Begriffseindrucksgesellschaften auf, welche die getragene Gesellschaft, hier den allgemeinsprachlichen Begriff, enthalten.

Und wenn wir jetzt noch fordern, daß der Träger minimal sein möge, also keine unnötigen Verhältnisse beschreibe, mit anderen Worten also keine Teilgesellschaft des Trägers bereits ein Träger sei, in welchem Falle wir von einer Basis sprechen, so müssen wir die Beispielsschauen aller Träger einander gegenüberstellen, um zu sehen, daß es sich erstens um solche handelt und es zweitens keine in unserem Basiskandidaten enthaltenen Träger gibt.

Nun gut, wie wir das anstellen, also wie wir Schauen erzeugen oder Gegenüberstellungen, das ist genauso mysteriös, wie wir Gesellschaften leuchtender Punke zu Bildern zusammenstellen, denn nichts davon vermögen wir tatsächlich, oder jedenfalls nicht im allgemeinen, doch kommen wir dennoch zu Existenzurteilen und mit ihnen über die Runden. Im Falle des Deklamierens kann ich aber auch darauf verzichten, denn ob ChatGTP nun deklamiert oder verortet, doch nicht zugesellt, aus- oder gegenüberstellt, ist nicht weiter von Belang. Hingegen könnte man die Verwendung von Zugesellung, Aus- oder Gegenüberstellung unter dem Begriff Räsonieren vom Deklamieren abgrenzen, was eine gewisse Eleganz besitzt.

Post Scriptum vom selben Tag. Im vorstehend besprochenen Bemühen, der natürlichen Sprache keine Gewalt anzutun, möge eine Koexistenz 2. Ordnung gegebenenfalls als Gegenüberstellung von Gesellschaften im Gegensatz zur Gegenüberstellung von Schauen bezeichnet werden.

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