Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

30. Mai 2023

Zur okzidentalen Entwicklung der Verhältnisse zwischen Anleitung und Ermöglichung und Freiheit und Unmündigkeit

Anleitung und Ermöglichung lassen sich im Bezug auf Gott (oder die Ehrbarkeiten) verstehen, insofern Er der Anleitende ist (beziehungsweise sie es sind), nämlich
  • Gerechtigkeit als Walten nicht spezifisch ermöglichter Einsichten
    im Gegensatz zu
    Hinweisen als Walten spezifisch freigelegter Einsichten
  • Offenherzigkeit als Walten die Verbundenheit berücksichtigender Haltungen
    im Gegensatz zu
    Buhlen als Walten spezifisch einsetzender Haltungen

  • Tapferkeit als Walten sich nach der Berücksichtigung des Friedens ausrichtender Taten
    im Gegensatz zu
    Probieren als Walten nicht spezifisch angeleiteter Taten,
und somit hatte ich den Gegensatz zwischen Offenherzigkeit und Buhlen bereits ohne es zu wissen betrachtet und festgestellt, daß die Offenherzigkeit auf unabweisbarem Recht beruht und das Buhlen auf Monopolen, was ich im weiteren noch näher ausführen werde, da dieser Gegensatz der geschichtlich folgenreichste ist, doch hier sei der Allgemeinheit halber zunächst festgehalten, daß sowohl Gerechtigkeit, als auch Hinweisen ebenfalls auf unabweisbarem Recht beruhen, ebenso wie Tapferkeit, wohingegen Probieren auf überlegener Gewalt beruht.

Grundsätzlich gilt, daß jede Partnerschaft Grund hat, auf andere Partnerschaften eifersüchtig zu sein, weil der spezifische Vorteil, welcher sich durch die Organisation ergibt, nämlich über viele Augen und Hände zu verfügen, sie in eine überlegene Verhandlungsposition gegenüber partnerlosen Verhandlungspartnern versetzt, welche sie sich, sofern sie sich nicht an der Verbundenheit orientieren, gerne erhalten würden, und das sind eben die Monopole, um welche es ihnen geht: einzig im Bilde zu sein und einzig zu koordinierter Aktion fähig.

Und schon wieder sind wir bei der katholischen Kirche, wie es scheint - doch dieses Mal scheint es tatsächlich nur so.

Die katholische Kirche gründete den Okzident, indem sie die stärksten germanischen Geschlechter von den Vorzügen, von ihr geadelt zu werden, überzeugte. Diese wurden so zu Werkzeugen, welche sie einsetzen konnte, aber nicht diese Ermöglichung bestimmte ihr Walten, sondern die Offenherzigkeit. Nichtsdestotrotz fand sie sich in einer Rolle wieder, nämlich die Geschichte mithilfe dieser Geschlechter zu schreiben, und es ist nur natürlich, daß genau diese Geschlechter begannen, ihr diese Rolle zu neiden, und indem deren Möglichkeiten wuchsen, buhlten sie schließlich mit ihr um diese Rolle, zunächst die Holländer hinsichtlich der Frage, wer Pfeffer und Zimt kriegt, und wer nicht, später vor allem die Engländer.

Mittlerweile haben natürlich alle Weltherrscher in spe gelernt, daß es vor allem darauf ankommt, den Pfeffer- und Zimtfluß zu garantieren, aber die Lage ist nun folgender Art: Nicht nur verbinden sich die Menschen buhlend zu Partnerschaften, welche versuchen, sich möglichst viele Monopole zu verschaffen, sondern diese Partnerschaften buhlen wiederum um die Verbindung all ihrer in einer Weltregierung, und das Kriterium dabei, welches darüber entscheidet, wer sie führt, ist der möglichst effektive Einsatz der eigenen Monopole.

Und dieser Lage habe ich mit 25 Jahren, wenigstens innerlich, den Rücken gekehrt, indem ich mich partnerschaftlich anders positionierte. Im Alter kann man sich ja an seine eigenen Regeln halten, in der Jugend hat man nur seinen Instinkt. Was ich vor kurzem über die Hamburger schrieb, daß sie die allgemeine Freiheit beförderten, ist gerade darum eben nicht mehr als eine schleifende Bremse auf einem abschüssigen Weg: Freiheit läßt sich, jedenfalls jene der Achtung, in diesem Rahmen nur bei Anerkennung der Herrschaft (allgemeiner der Priorisierung der Ermöglichung vor der Anleitung) tatsächlich leben, da die Anerkennung der Schönheit zu Lasten der eigenen Monopole geht. Freilich, die Freiheit der Sorge läßt sich unter der Herrschaft der Unvernunft auch nicht leben, so daß nur die Freiheit der Lust bliebe, welche aber auch zu Gunsten der Unmündigkeit verdrängt wird.

Die Freiheit der Sorge wird nicht verdrängt, sondern wie gesagt geächtet. Die Freiheit der Achtung wird durch die Vorstellung verdrängt, daß alle, außer natürlich jenen, welche über die relevanten Verbindungen verfügen, die gleichen Möglichkeiten haben sollten, was sie natürlich nur dann können, wenn der Staat die Partnerschaften, mit welchen sie beginnen, bestimmt, und auch wenn die Verfechter der allgemeinen Freiheit dem durchaus Sand ins Getriebe streuen, ist dieses Arrangement eine natürliche Notwendigkeit der Verhinderung gefährlicher Konkurrenzpartnerschaften, das heißt solcher, welche die andernfalls auftretende Ungleichverteilung von Pfeffer- und Zimt zum Anlaß zum Systemsturz nähmen (-> Cloward & Piven: Auflösung des Kompromisses, entweder totale Gleichheit der Möglichkeiten oder gar keine).

Und die Freiheit der Lust, schließlich, wird aus einer Behauptung der Archetypen heraus verdrängt, das heißt, die Spezialisierung der Lust am Ende des Zeitalters der Werke wird als unnatürlich empfunden und durch Aufrufe zu einem natürlicheren Leben verdrängt: Dahin gehören das Gentlemenboxen, wie die Körperertüchtigung insgesamt, die Pfadfinder, der Freikörperkult der Nationalsozialisten und die Skandinavienverklärung der Grünen. Ich sprach im vorigen Beitrag ja das Wärme Pumpen an, und daß es nun ernsthaft diskutiert wird, hat, wie so vieles, was derzeit ernsthaft diskutiert wird, seine unmittelbare Ursache in der pharisäischen Deformation der okzidentalen Universitäten, welche ihrerseits eine Begleiterscheinung der Verschaffung gleicher Möglichkeiten ist, denn gerade dadurch besitzen Professoren Macht über Studenten, daß sie ihnen Türen öffnen, doch letztlich geht es auf Vorstellungen eines natürlicheren Lebens zurück und ähnelt in der Hinsicht der Weigerung Hitlers, Düsenmaschinen zu entwickeln.

Übrigens, mir ist heute etwas wirklich witziges passiert: Auf einem schmalen Kiesweg kam mir ein Finne mit Nummernschild 666 entgegen, ich setzte an der letzten Ecke zurück und ließ ihn vorbeifahren, aber weil ich zuvor so gejagt bin, konnte er in der resultierenden Staubwolke den Weg nicht mehr sehen und kam zu stehen.

Labels: , , , , , , , , , , , ,