Einschüchterung
Überschätzt zu werden hilft, Kriege zu vermeiden,
unterschätzt zu werden, sie zu gewinnen.
unterschätzt zu werden, sie zu gewinnen.
Da Schwache Kriege sowieso verlieren, nützt es ihnen also gegebenenfalls, überschätzt zu werden, aber für alle anderen ist es immer ein Fehler zu versuchen, ihre Gegner einzuschüchtern, da sie sich durch dieses offene Bekenntnis zum Vorrang der Macht vor dem Recht nur entschiedenere Feinde machen.
Dies gilt sowohl zwischen den Nationen, wo starke Nationen also froh über ihre relative Stärke sein sollten und unnötige Auf- und Anstachelungen vermeiden, als auch innerhalb von Gesellschaften, wo das offene Bekenntnis zum Vorrang der Macht vor dem Recht zum Ausschluß vom rechtlichen Schutz führt.
Allerdings, wenn eine Fraktion verdeckte Gewalt einsetzt, so muß man die Lage genauer betrachten. Ist die Gewalt so bemessen, daß nur die Betroffenen sie als solche begreifen, also ohne Unbetroffene einzuschüchtern, so kann sich die betroffene Partei nur auf ebensolche Weise zur Wehr setzen, da sie andernfalls selbst öffentlich als ihr Auslöser dastünde, und wenn eine Fraktion öffentlich als ihr Auslöser dasteht, selbst wenn, oder besser gesagt, gerade wenn sich ihre Verstrickung nicht vor Gericht beweisen läßt, ihre Urheberschaft aber eindeutig ist, muß sie damit rechnen, zu einem militärischen Ziel zu werden, und ganz bestimmt, wenn es sich bei der einschüchternden Fraktion um einen Teil eines Staatsapparats handelt, denn in dem Fall besteht die Wahl zwischen einem allgemeinen Krieg gegen den nämlichen Staat und einem Enthauptungsschlag gegen die nämliche Fraktion, möglicherweise auch indirekt durch Zerstörung ihrer Machtbasis.
Ich habe das Gefühl, daß die Lage in den Vereinigten Staaten nicht in eine Art Sezession mündet, in welcher die einzelnen Staaten zunehmend verbissen ihre Rechte gegenüber der Zentralregierung durchsetzen, wie es etwa Ron DeSantis vorgemacht hat und wie es die Rechtssprechung des obersten Gerichtshofs nahelegt. Ich denke, daß dies nicht akzeptiert werden wird, sondern daß extremistische Strömungen auf beiden Seiten des politischen Spektrums bereits seit einiger Zeit gefördert werden, um den flächendeckenden Eindruck einer soziologischen Ausnahmesituation zu erwecken. Wenn diese dann aber zur Begründung von Beschlüssen herangezogen wird, welche der Einschätzung der Bürger widersprechen, so wird das ganze Spiel doch durchschaut und als durch Gewaltandrohung erzwungene Entrechtung erkannt werden. Jedenfalls ist das der Verlauf, welchen ich absehe, und wenn es zu ihm kommt, so tritt statt föderalen Rechtsdisputen der militärische Konfliktfall ein. Es ist nicht direkt so, daß ich ihn erwarte, das wäre zu viel gesagt, aber ich habe noch nie gesehen, daß die Vereinigten Staaten von Amerika vorsichtig agiert hätten, und ich sehe es auch jetzt nicht. Unverändert gilt der Eisenhower'sche Grundsatz: If you can't solve a problem, make it bigger, beziehungsweise der Alexandersche: Wenn du einen Knoten nicht lösen kannst, schlag ihn durch. Die Weisheit eines solchen Vorgehens besteht aber im entschiedenen Beiseitewischen von Kleinlichkeiten, und das setzt eine höhere Warte voraus, welche heute fehlt (und auch im Falle Alexanders nur theoretischer Art war).
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