Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

6. Januar 2009

Vom inneren Schweinehund

Dieser Beitrag betrifft mich persönlich, ist aber vielleicht trotzdem auch für andere von Interesse.

Mir macht seit einigen Monaten meine eigene Unzufriedenheit zu schaffen. Dabei geht es gar nicht mal um meine Ohnmacht, denn ohnmächtig bin ich nicht, sondern vielmehr darum, daß ich mich, wie ich nun einsehe, aus eindeutig niederen Motiven gegen meine persönliche Integration in eine, meiner Meinung nach, wohlgeordnete Welt gesträubt habe.

Ich möchte ein paar Worte zu Loki sagen, nicht der Frau von Helmut Schmidt, sondern dem Mann von Sigyn. Sigyn ist eine der älteren Gestalten der germanischen Mythologie, wie auch die Vanen, und es ist wohl dieser älteren Fraktion, welcher sie schließlich durch ihren Mann den Sieg über die Asen bringt. Jedenfalls ist das meine Interpretation von Lokis Wirken, die germanische Mythologie verarbeitet die Militarisierung Skandinaviens während der Epoche des klimabedingten Exodus', indem sie durch Loki die Wiederkehr vormaliger idyllischer Zeiten in Aussicht stellt.

Loki ist aber zugleich auch ein psychologisches Phänomen, nämlich der entfremdete Wille, das sich selbst verkennende Wirken, womit er sowohl für die Verzerrung des Selbstbildes zuständig ist, als auch für die spontane, scheinbar unmotivierte, Tat. Es sind also diese Kräfte, denen der finale Sieg über die Kräfte der Selbstherrlichkeit zugetraut wird, welche die militaristische Ordnung stützen. Folgerichtig töten sich Loki und Heimdall am Ende gegenseitig, stirbt der alles zu kontrollieren trachtete durch die grundlose Tat und der grundlos handelte dadurch, daß er endlich auf sich selbst zurückgeworfen ward.

Daß Loki ausgerechnet mit den Gedärmen seines Sohnes gefesselt wurde, gibt eine klare Vorstellung davon, mit welchen Mitteln die herrschende Ordnung ihre Herrschaft aufrechterhält. Einst aber wird die Sorge um die eigenen Kinder der Entschlossenheit zu handeln nicht mehr im Wege stehen.

Nach diesem mythologischen Überbau wieder zurück zu mir und meinem eigenen Gefallen an der Entfremdung meines Willens, welche mir zu einer ziemlich festen Gewohnheit geworden ist.

Was mich aber konkret zurückhält, meine Liebe aufzunehmen und selbst anderen Menschen bereitzustehen, das sind diese drei. Ich fürchte übervorteilt zu werden und zu übervorteilen. Lächerlich, aber wenn man sich ein Problem nicht bewußt macht, spielt seine Größe keine Rolle. Ich fürchte, daß sich meine Investition in mein Leben nicht zufriedenstellend auszahlt. Eine berechtigtere Furcht, aber eine auf Eitelkeit gebaute. Und schließlich fürchte ich, daß mein Wirkungshorizont zu klein bleibt. Das aber zu fürchten gleicht dem, das Schwimmen zu fürchten, weil man das Wasser fürchtet, während man sich schon mitten im Wasser befindet.

Mit diesen Worten will ich diese Fürchte nun hinter mir lassen.

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