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6. April 2009

Beleuchtung eines Streites zwischen Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer bezüglich der Dummheit der Masse des Volkes

Ich habe zuletzt darüber nachgedacht, wie sich emotionale und intellektuelle Unabhängigkeit etwas systematischer erfassen ließen und bin dabei auf das Urteilen gekommen, daß es mehr als eine Art zu urteilen gibt.

Nun meine ich damit nicht eine Unterscheidung der Urteile, wie sie Arthur Schopenhauer vorgenommen hat. Es geht eher um folgendes, einen Punkt, in dem sich Schopenhauer bemüßigt fühlte, Kant auf das Schärfste zu widersprechen. Kant meinte nämlich, daß die Masse des Volkes dumm sei, weil sie keine abstrakten Begriffe benutze, sondern stets nur über konkrete Sachverhalte urteile, während Schopenhauer meinte, daß jeder Tropf aus abstrakten Begriffen folgern könne, es aber Verstandes bedürfe, um über einen konkreten Gegenstand ein zutreffendes Urteil zu fällen.

Machen wir es kurz. Beide haben Recht, wobei Kant das meint, was ich mit intellektueller Unabhängigkeit meine. Schopenhauer, in seinem Widerspruch, läßt nämlich einen Sachverhalt weg, und zwar den wichtigsten überhaupt, daß man sich seine abstrakten Begriffe selbst erarbeiten muß, daß sie einem nicht gegeben werden.

Emotionale Unabhängigkeit ergibt sich daraus, daß man bezüglich seines Seelenfriedens in der Lage ist, sichere konkrete Urteile zu treffen. In diesem und anderen Bereichen sichere konkrete Urteile treffen zu können ist aber nur die Voraussetzung dafür, sich einen Begriffsschatz zu erarbeiten, welchen man dazu verwenden kann, Fragen im allgemeinen durchzuspielen. Dabei kommt es sehr darauf an, daß man genau hinsieht und scharfe Begriffe und Regeln verwendet, also z.B. ob einem Homogenität auffällt und die sich daraus ergebende Linearität, denn es macht einen großen Unterschied in bezug auf die Lösung allgemeiner Fragen, ob ich nur weiß, daß größer gleich schwerer bedeutet oder ob ich weiß, daß Größe und Schwere exakt proportional sind. Letzteres engt die Menge möglicher Zusammenhänge offensichtlich viel stärker ein und erlaubt somit öfter eine Entscheidung über die Möglichkeit eines abstrakten Sachverhaltes.

Dieses aber zu tun, sich einen derartigen Begriffsschatz anzulegen, ihn zu entwickeln und zu warten, das habe ich intellektuelle Unabhängigkeit genannt.

Und bei der Unterscheidung der Urteile darf hier nicht das Urteil isoliert betrachtet werden, also ob es ein konkretes oder ein abstraktes ist, ein anschauliches oder ein begriffliches, ein synthetisches oder ein analytisches, sondern es muß mit ihm das betrachtet werden, worauf es fußt, nämlich im zweiten Falle der Begriffsschatz, dann wird hinreichend klar, daß Kant gänzlich richtig liegt und Schopenhauer in diesem Punkt etwas rechthaberisch ist.

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