Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

13. Oktober 2010

Wessen es bedarf

Kann eine Gesellschaft ein Ideal verfolgen, ohne daß sie eine substantielle Zahl an Bürgern enthält, welche sich naturgemäß zu ihm hingezogen fühlen?

Kann man Ehrsüchtigen wissenschaftliche Traditionen anvertrauen?

Oder Herrschsüchtigen?

Oder Herrschsüchtigen die Ehrung eines allgemeingültigen Ehrenkodexes?

Oder kann man dem Herrschsüchtigen nur darin vertrauen, daß er das Gesetz aufrecht erhält, weil er es braucht, um seinem Leben Sinn zu geben, damit das einmal Gewonnene nicht über Nacht entwendet werde?

Dem Ehrsüchtigen darin, daß er die Allgemeingülitgkeit des Ehrenkodexes ehrt, damit auch er als solcher in Zukunft verehrt werde?

Und nur dem Einsichtsliebenden darin, daß er auf die wissenschaftlichen Traditionen die nötige Sorgfalt verwendet?

Und wer diese Fragen nicht zu beantworten weiß, wenn er mit der Regelung des Staatslebens betraut ist, muß er den Staat dann nicht ins Unglück stürzen?

So ruht die Kultur eines Staates also auf dem Wesen und der Einsicht seiner Bürger, denn stärker noch als ich es von den Süchtigen und Liebenden schrieb, gilt das Vorherige für die in ihrem Denken auf diese Bereiche Beschränkten.

Insbesondere ist Sinnfindung ein intellektueller Vorgang, welcher stärker durch den geistigen Horizont beeinflußt ist als durch die eigene Vorliebe.

Der einfacheren Übersicht halber sei aber im Vorigen angenommen, daß Horizont und Vorliebe zusammenfallen, denn es geht hier nicht um Vollständigkeit, sondern um Anschaulichkeit.

Freilich muß ich diesen Einwurf an dieser Stelle machen, um auf die vierte Komponente einer Kultur übergehen zu können, da ihr nur ein geistiger Horizont entspricht und keine Vorliebe.

Wir sind uns bewußt, daß unsere Stellung zur Welt, unser Umgang mit Not durch Vertrauen, nicht Ohnmacht ist, sondern Macht. Lieben freilich können wir die Not nicht, weil sie gerade als Gegensatz zu unserem Willen definiert ist. Derartiges anzunehmen, hieße also einen kategorischen Fehler zu machen.

Aus diesem Bewußtsein heraus, daß unsere Stellung alles ist, unser höchster selbst gelebter Lebenssinn, denn ihn gegen die Fortpflanzung auszuspielen führte zu nichts, ergibt sich der Zwang zur Freiheit, sich in die Lage zu versetzen, seine Ideale in die Welt strömen zu lassen und sich zu diesem Zweck zusammenzuschließen, also Selbstbestimmungsbünde zu bilden oder auch, wenn man den Blick auf's Praktische richtet, Bereitschaftsbünde, denn darauf läuft es immer hinaus, wenn denn ein solcher Bund überhaupt etwas wert sein soll.

Freilich, wie auch sonst, kann eine Gesellschaft nur dann durch solche Bünde mitgeprägt werden, letztlich sind sie nichts weiter als Orden, wenn sie entsprechende Bürger besitzt. Hierarchische Ansprüche aus Orden heraus auf Außenstehende sind nicht ungewöhnlich, und zumeist auch leicht umzusetzen, indes schlecht für ihre Substanz, denn sie verleugnen dadurch ihr innerstes Wesen als Gemeinschaft zur Selbstbestimmung. In einer offenen Gesellschaft kommt Orden vielmehr die Rolle des Kulturschaffenden zu, und auch nur ihnen, wie man an der heutigen kulturellen Entwicklung unschwer erkennen kann.

Historisch bestehen Beziehungen zwischen Nationen und Orden, welche sich behutsam weiterentwickeln ließen, doch das ist reine Träumerei, denn das Ansinnen der heute Mächtigen ist es, sämtliche Orden entweder auszumerzen, oder, wo das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, ihnen jedenfalls Fesseln anzulegen und vor allem anderen zu verhindern, daß sich neue Orden bilden, wozu von ihnen auch schon Gegenorden mit Geburtsfehlern gegründet worden sind, um ideologische Energie abzuziehen.

Schätzungsweise 50% der Arbeit der CIA richtet sich gerade auf solche Dinge an der Heimatfront, um die Interessen der Besitzenden zu schützen, was keinesfalls verwunderlich ist, sondern in der von mir bereits zuvor beschriebenen Feindschaft zwischen Orden und Ständen wurzelt.

Labels: , , , , ,