Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

14. Juli 2011

Sexuelle Reduktion

Ich habe bisher acht platonische Ideen beschrieben, die vier menschlichen Geister, Ordnung und Mischung, wie sie sich insbesondere im Wetter zeigen, die offene Zukunft und die Verbundenheit der Individuen, veranschaulicht, wie ich schrieb, durch Meer und Sternenhimmel.

An dieser Stelle kommen nun noch zwei weitere dazu, nämlich das Bestimmende und das Eröffnende, beides auf Möglichkeiten bezogen und veranschaulicht durch Phallus und Schoß.

Nun mag man zwischen diesen Ideen bereits Beziehungen sehen und dazu geneigt sein, sie auf allgemeinere Grundideen zurückzuführen, beispielsweise Ordnung und Bestimmendes und entsprechend Mischung und Eröffnendes gleichzusetzen, aber das ist nicht anzuraten, denn all diese Ideen gleichen Toren, durch welche man auf unterschiedliche Wege geführt wird, und wenn man zwei verschiedene Tore zu einem neuen Tor zusammenfaßte, so würde man bestenfalls eines von beiden zufällig wählen, wahrscheinlich aber unfähig werden, auch nur eines zu durchschreiten.

Frauen und Männer unterscheiden sich merklich in ihrem Umgang mit ihren geschlechtlichen Seinskernen. Während Männer erst dadurch ihre Scheu verlieren, sexuell bestimmend zu sein, daß sie erfolgreich in anderen Bereichen bestimmend waren (und ein wenig auch umgekehrt, die Bestimmtheit schaukelt sich auf), ist es bei Frauen so, daß sie desto eher sexuell eröffnend sind, desto weniger sie ansonsten eröffnen.

Der Grund für das Verhalten der Männer liegt darin, daß es besser ist, wenn das Bestimmende erprobt wird, beziehungsweise darin, daß das Vertrauen eines anderen Menschen eigene Zweifel aufzuheben hilft. Der Grund für das Verhalten der Frauen liegt darin, daß eine Gesellschaft, in welcher sie gefangen sind, eine biologische Erneuerung nötiger hat als eine Gesellschaft, in welcher sie frei sind.

Der letzte Punkt bedarf der genaueren Betrachtung. In dem Maße, in dem Menschen im Leben scheitern, geben sie ihren Anspruch auf, beim Geschlechtsakt mehr als nur ihren geschlechtlichen Seinskern auszudrücken, reduzieren also ihre Identität auf denselben, während sie ansonsten dabei höhere Ambitionen und Gefühle, was man so Liebe nennt, haben.

Bei Männern bewirkt dies, daß sie Frauen meiden, und bei Frauen bewirkt es, daß sie sich auch mit Männern einlassen, deren höhere Ambitionen ihnen, wenn sie selber noch welche hätten, zuwider wären und welche sie in jenem Falle also mieden.

Selbstverständlich wird dabei im besonderen die Ambition aufgegeben, die Welt durch rechte Erziehung der eigenen Kinder zu verbessern. Dieses bewirkt in der Folge sowohl die biologische als auch die kulturelle Auflösung der bestehenden Verhältnisse, wobei diese Angelegenheit natürlich nicht ganz so eindimensional ist, wie ich sie jetzt geschildert habe. Bei allzu großer weiblicher Freiheit könnten sich die Verhältnisse auch aus dem Grunde auflösen, daß keine sexuelle Eröffnung im ausreichenden Maße mehr stattfände. Allerdings wissen Männer das genau, und wenn sie selbst nur selbstsicher genug sind, beschneiden sie die Freiheiten ihrer Frauen instinktiv entsprechend. Überhaupt spielen Männer und Frauen instinktiv zusammen, Männer durch offene Ungerechtigkeit und Frauen durch verstecktes Hintertreiben, und in beiden Fällen geht es letztlich um Sex. So gesehen gibt es schon einen Kampf der Geschlechter, allerdings spricht es von Idiotie, wenn man ihn unreflektiert auf die politische Bühne hievt. Wie seine Schrauben zu stellen sind ist ja durchaus diskutabel, aber die politische Bühne zu seinem Zwecke zu mißbrauchen ist es nicht, man stelle sich mal umgekehrt zur heutigen Lage einen Minister vor, welcher sich hinstellen und damit prahlen würde, wie er gerade wieder durch ein Gesetz Frauen symbolisch erniedrigt hat, um sich selber dadurch attraktiver zu machen, ein Verhalten, welches man freilich oft genug im familiären Kreis sieht.

Frauen, welche sich von jedem Mann, welcher beim Sex nur auf das Bestimmende reduziert genug ist, ficken lassen und ansonsten ihre Schmetterlingssammlung rearrangieren, können Männer übrigens auf den ersten Blick erkennen und sich entsprechend auf das Bestimmende reduzieren. Allerdings werden sie das selber nur tun wollen, wenn sie nicht hoffen, aus der betroffenen Gesellschaft noch etwas Anständiges zu machen. Von Anfang an züchtet sich eine Gesellschaft also ihr feindlich gesonnene Elemente heran, wenn es zum Auftreten solcher Frauen kommt.

Dagegen sind Hedonismusficker im besten Sinne, also solche, welche darüber nicht ihre anderen Freuden vergessen, für Gedeih und Verderb einer Gesellschaft nicht weiter von Belang, hauptsächlich deshalb, weil Hedonismusficken ein Luxusphänomen ist (und zum Teil auch aus diesem Grund stärker unter Senioren verbreitet als unter Jugendlichen.)

All diese Dinge sind den meisten Menschen vergleichsweise klar, weshalb entsprechende Endzeitsphantasien (von Dämonen gevögelte Zombies), im Rahmen des im letzten Beitrag beschriebenen autonomen Strebens nach Klärung etwaiger Widersprüche im eigenen Erleben unter Zuhilfenahme von Dystopien, stetig weiter anschwellen. Das ist ein natürlicher Verteidigungsmechanismus, dessen Erfolg indessen politisch gefürchtet und also bekämpft wird. Letztlich prophezeie ich aber das Zerbrechen dieses Regimes in seinem Machtzentrum, siehe den Beitrag vom Zweiten dieses Monats.

Wer sich übrigens eingedenk all dessen darüber wundert, wie so vergleichsweise kurzsichtige Menschen an die Macht kommen konnten, kann ja mal Kipling lesen: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Glücklicherweise stören die Pläne der Kurzsichtigen die Pläne der Weitsichtigen aber seltener als man meinen könnte, es ist fast so wie mit mehreren Wellen unterschiedlicher Wellenlänge, welche sich überlagern, der Kurzsichtige genießt das Steuer in der Hand, der Weitsichtige das Terrain, welches er gestaltet hat.

Labels: , , , ,