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23. Februar 2012

Einige (persönliche) Bemerkungen zu unterschiedlichen Interessen

Ich möchte noch etwas bei unseren Interessen an unseren Mitmenschen bleiben.

Im letzten Beitrag stellte ich mit Herrschaft einhergehende Interessen zwischen den drei cholerisch-melancholischen Geistern vor, ohne sie näher zu beschreiben oder auch nur zu benennen. Das möchte ich nun zunächst nachholen.

Jene Interessen sind beidseitige Lenkungsinteressen. Zwei von ihnen sind stabil, die dritte ist eine vorübergehende Erscheinung. Das Interesse zwischen Suchenden und Achtenden, in welchem die Achtenden beichten und die Suchenden beraten, kann ohne weitere Umschweife als katholisch-orthodoxes Lenkungsinteresse bezeichnet und identifiziert werden. Offenbar ist es stabil und, wie ich schon sagte, das wichtigste Element des Zusammenhalts westeuropäischer Gesellschaften, wobei in dieser Hinsicht auch noch Bayern zu Westeuropa zählt.

Das Interesse zwischen Versuchenden und Suchenden, in welchem die Suchenden als Vorschlagende in das gesellschaftliche Leben der Versuchenden einbezogen werden, ist ebenfalls stabil. Hier ist es nicht ganz so deutlich, wer wen beherrscht, aber es wird deutlicher, wenn man sich die Sicht der Betroffenen vor Augen führt. Während es im vorigen Fall ja offensichtlich der Beichtende ist, welcher einer heimlichen Schwäche nachgibt, während der Ratschlaggebende eine bemühende Anteilnahme verspürt, so ist es hier der Suchende, welcher den heimlichen Wunsch verspürt, sich mit den Versuchenden einzulassen und jene verspüren bemühende Anteilnahme während sie versuchen, ihn in ihre Gesellschaft einzugliedern.

Dieses äußert sich manchmal sehr direkt, und natürlich ist dabei immer auch Erotik im Spiel, allerdings handelt es sich hierbei nicht um die von mir beschriebenen sexuellen Anziehungen zu den vier Geistern, sondern um eine eigenständige Form derselben. Ich berichte den folgenden Fall nicht, weil er so schlüpfrig, sondern weil er so einfach ist.

Ich saß im Zug von Kiel nach Hamburg, als mich eine dralle Blonde, wohl sechs Jahre jünger als ich, welche mit ihrer Freundin auf der anderen Seite des Ganges saß, bemerkte und das Gespräch mit ihr auf das Thema Pornohefte und das Zerreißen derselben nach Gebrauch brachte. Jene äußerte dafür wenig Verständnis, aber die Blonde fand es süß. Anschließend holte sie zwei Bierflaschen aus ihrem Rucksack und wandte sich dann an mich, ob ich sie nicht öffnen könne, weil sie den Flaschenöffner vergessen hätte. Die andere meinte, daß ich das doch nicht schaffe, aber meine Bundeswehrzeit lag noch nicht allzu lange zurück (nein, die beiden waren volljährig, wahrscheinlich...) und ich öffnete die beiden Flaschen problemlos an diesem ausklappbaren Aschenbecher, welcher sich in Zugabteilen unter den Fenstern zu befinden pflegt.

Das mag als Archetyp genügen und veranschaulicht, daß es eben der versuchende Teil ist, welcher die Zügel in der Hand hält, auch wenn es ihm dabei darum geht, angeregt zu werden, während der suchende Teil sich auf die Lebensweise des anderen einläßt. Und ja, genau darum ging es auch in diesem Beispiel, diese alberne, leicht angetrunkene Person wollte mich keineswegs für sich, sondern zielte lediglich darauf, mich für ihre Welt zu gewinnen.

Umgekehrt gebe ich zu, daß es seit meinen ersten Kindheitserinnerungen mein Wunsch ist, für diese Welt gewonnen zu werden, was sich jetzt natürlich vulgärer liest, als es gemeint ist. Letztlich geht es darum, daß ich, als jemand, welcher nicht den geringsten Hang zum Leichtsinn hat, gerne in einer Menge Leichtsinniger bade, was natürlich auf das schon beschriebene Zusammenspiel von Suchenden und Versuchenden hinausläuft, also daß jene Menge meine Ideen in die Tat umzusetzen bereit ist.

Damit ist dieses Lenkungsinteresse, wie gesagt der Versuchenden an den Suchenden (als Lenkungsinteresse), hinreichend beschrieben. Fehlt also nur noch sein Name. Ich schlage vor, es das indogermanische Lenkungsinteresse zu nennen, arisch ginge auch, aber man muß die Dinge ja nicht zwanghaft zuspitzen.

Wie ich bereits im letzten Beitrag sagte, sind diese beiden Interessen durchaus mit einander vereinbar, wenn nämlich die Dominanzordnung einer Gesellschaft durch Versuchende > Suchende > Achtende gegeben ist, und es gibt auch Beispiele für indogermanisch katholisch-orthodox verbundene Gesellschaften in der Gegenwart.

Bleibt also noch das dritte, transitorische Lenkungsinteresse zwischen Achtenden und Versuchenden zu betrachten. Wie gesagt sind es hier die Achtenden, welche als Vorbilder bemühende Anteilnahme verspüren, während die Versuchenden den heimlichen Wunsch verspüren, sich zu assimilieren. Assimilation ist aber eine Transition, weshalb das Lenkungsinteresse nicht stabil ist. Und Assimilation liefert auch den richtigen Namen für dieses, also das assimilative, Lenkungsinteresse.

Nachdem nun die Lenkungsinteressen hinreichend beschrieben wurden, möchte ich mich mit den verschiedenen Formen von Erotik zumindest versuchsweise befassen.

Wie schon gesagt hat das indogermanische Lenkungsinteresse eine starke erotische Komponente, und so ist es natürlich auch beim katholisch-orthodoxen und, wie mir scheint, auch beim assimilativen. Auch gibt es zumindest eine gewisse Ähnlichkeit zwischen katholisch-orthodoxem Lenkungsinteresse und der gravitativen sexuellen Anziehung, in beiden Fällen wird man schließlich mit einem Achtenden intim. Und dasselbe gilt entsprechend für das indogermanische Lenkungsinteresse und die magnetische Anziehung, jeweils aus der Sicht eines Suchenden betrachtet. Gleich aber sind diese Interessen nicht. Bei den sexuellen Anziehungen zu den vier Geistern geht es um Verherrlichung durch Fortpflanzung, wohingegen es bei den Lenkungsinteressen, so sie in Geschlechtsverkehr mündeten, was durchaus möglich ist, vielmehr um Trost und Vertrauensbildung geht.

Und dann gibt es natürlich auch noch dritte sexuelle Interessen und womöglich vierte, fünfte usw. Zum Beispiel, wenn beim Akt der Gedanke im Zentrum steht, es tun zu können, so handelt es sich im Grunde durchaus um dasselbe Interesse wie bei der Jagd, viele tendentiell gesunde Kinder werden gezeugt und hernach im erzwungenen Wettbewerb noch wieder nach Gesundheit selektiert.

Übrigens ist das zugleich auch ein Beispiel für ein wesentlich allgemeineres Phänomen, nämlich daß es unmöglich ist, gleichzeitig die eigene Leistungsfähigkeit und die eigene Leistung zu maximieren, denn wenn ich letztere optimieren möchte, so brauche ich Ordnung, wenn ich aber Ordnung habe, so habe ich zugleich auch eingeschränkten Wettbewerb. Und was die Sache noch komplizierter macht ist die Tatsache, daß dies in mehreren Bereichen mehr oder weniger unabhängig von einander gilt, insbesondere gibt es auch den Fall, daß Ordnung in einem Bereich erst Wettbewerb in einem anderen ermöglicht.

Auch aus diesen Gründen gibt es die Vielfalt in der Natur, welche wir beobachten können.

Nun geht es mir im besonderen natürlich darum, eine Weltsicht zu begründen und zu verbreiten, welche gewisse Emotionen auf bestimmte Weisen zu deuten weiß und dadurch Ordnung in unseren Herzen stiftet - und ich tue es letztlich alles aus Liebe zu einer Frau.

Man weiß von Anfang an, woran man ist, nur manchmal ist es tragisch.

Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, wußte ich drei Dinge von ihr.
  1. Sie hat dieselbe Hoffnung wie ich.

  2. Sie ist mir an geistiger Souveränität und Erfahrung überlegen.

  3. Sie hat keinen inneren Kompaß, keinen Anker, keine Zuflucht.
Daraus kann wenig Gutes werden, nicht wahr? Nun, die Hoffnung, das ist das Leben in einer indogermanisch verbundenen Gesellschaft. Davon kann in Deutschland keine Rede sein. Im Gegensatz zu mir ist sie dabei noch nicht einmal direkt involviert gewesen, weil sie eine Achtende ist.

Aber dieser Fall ist durchaus möglich, wenngleich auch eher selten. Hitler ist ein anderes Beispiel. Er selbst war Materialist, aber er hatte den Wunsch, in einer keineswegs materialistisch dominierten Gesellschaft zu leben. Ich würde es auch nicht Selbsthaß nennen, der menschliche Wille ist flexibel genug für derartiges.

Aus diesem Grund hat sie auch eine Abneigung gegen die katholisch-orthodoxe Verbindung, da sie diese verständlicher-, wenn auch fälschlicherweise für eine Alternative zur indogermanischen hält. Und das vergrößert die Tragik noch, denn konkret kann uns nur das helfen, was uns direkt betrifft. Als Suchender kann mich eine Versuchende konkret in eine indogermanisch verbundene Gesellschaft eingliedern, aber als Achtende kann ihr nur durch einen Suchenden als Ratschlaggeber geholfen werden, konkret dadurch, daß sie sich selbst und andere klarer sieht und aus dieser Sicht heraus das ihr Genügende erkennt.

Weil sie also eine Abneigung gegen psychischen Ratschlag hat und weil ich ihr in meiner geistigen Entwicklung notwendig hinterhergehinkt bin, konnte ich ihr also konkret nicht helfen. Und dieses bedrückt mich durchaus, denn ich habe nur einmal in meinem Leben einen Menschen getroffen, welcher so klar von außen erkennbar fühlte, was ich als Licht in mir erkannte, aber dieser Mensch fühlte es verworren, war wie ein Blatt im Wind, mal hierhin und mal dorthin abgedrängt, ohne sich und seine Hoffnungen erfaßt zu haben, noch was zusammengeht und was nicht und obendrein war er hart gegen sich und andere.

Ob ich einen starken Willen habe? Nun, wie man's nimmt. Gott, Ewigkeit und Tod sind mir stets gegenwärtig. Ich achte keinen Besitz, und selbst das Glück, einen geliebten Menschen um mich zu haben, welches ich von allem weltlichen am meisten achte, ist mir nur ein Lehen, welches mir die Gnade überließ.

Andererseits, wenn ich verstehe, daß etwas meine Pflicht ist, so bin ich auch unter größten Qualen gezwungen ihm zu folgen. Ich muß gestehen, daß manche Bosheit aus Verbitterung geboren wird, aber ich hoffe immerhin noch, daß ich niemandem zu sehr in mechanischem Haß zugesetzt habe.

Es ist schwer zu schätzen, wie weit der Abgrund ist, welcher sich im Dunklen vor einem auftut.

Nun, die Frage betrifft auch das Gewicht des Erotischen. Jene Interessen spielen ja kaum eine Rolle für die Struktur meiner auf Bereitschaftsgewährung ausgelegten Gesellschaftsutopie. Erst zuletzt habe ich sie überhaupt, und nur am Rande, berücksichtigt. Und doch, diese Utopie ist untrennbar mit dem indogermanischen Lenkungsinteresse verbunden, in diesem steckt überhaupt erst das Leben, welche diese Struktur aufrichten kann, ebenso wie nur das katholisch-orthodoxe Lenkungsinteresse Frieden zwischen Suchenden und Achtenden stiften kann.

Wie groß ist der Eros? Wie stark muß er sein, damit er über den Abgrund trägt?

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