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25. Februar 2012

Sezession

Selbstverständlich interessiert mich dieses Thema irgendwo, wenn auch weniger als man denken könnte. Nichtsdestotrotz bleibt es angebracht, etwas zu Empire me zu schreiben, alleine schon, weil es meinen Beitrag über Dean Clifford ins rechte Licht rückt.

Die Zutaten sind natürlich genau dieselben, welche ich hier auf dieser Seite auch zusammenrühre, wobei ich allerdings den konkreten Schritt zur Sezession nicht als sonderlich günstig betrachte. Aber spielen wir das Szenario einmal durch.

Ein Staat, welcher innerhalb eines schon bestehenden Staates entstehen will, also auch gewillt ist, letzterem zu diesem Zweck den Krieg zu erklären, kann sich schwerlich materiell über die Interessen seiner Bürger definieren, denn das würde ihn ja in tatsächliche Feindschaft zu den Bürgern des schon existierenden Staates setzen, so daß mit offener Gewalt zu rechnen wäre, sondern muß sich vielmehr über eine Ideologie definieren, welche unter eben jenen Bürgern auf weit verbreitete Sympathie stößt.

Und darin liegt ein ziemliches Problem. Nicht, daß vernünftige Ideologien unpopulär wären, nein, das Problem beginnt schon damit, daß eine Ideologie, eine Identität der Staatsbürger bereits bei der Staatsausrufung festgelegt werden muß, denn wie die Geschichte zeigt, ist es schlicht nicht möglich, daß eine bestehende Gruppe jemals ihre Identität ändert, Identitätsänderungen können nur durch Gruppenänderungen erfolgen.

Nun kann man natürlich sagen, daß es doch nicht weiter schlimm ist, wenn von 100 ausgerufenen Staaten nur einer ein Erfolg wird. Sollen die Menschen das doch ausprobieren, man selbst lehnt sich zurück und schaut sich später unter den Erfolgsmodellen um.

Aber wenn man selber mitmachen will, dann sieht man das natürlich anders, zumal erfolgreiche Modelle ja auch nicht unbedingt das beinhalten, wonach man selber sucht. Wäre es anders, bestünde offensichtlich kein Grund, überhaupt erst an Sezession zu denken.

Auch steckt ja in der Idee, sich die Staaten erst einmal bewähren zu lassen, die Vorstellung, ihnen dann später unter die Arme zu greifen. Das ist aber auch wieder gefährlich, Staaten unterschiedlicher Größe haben ganz unterschiedliche Probleme, für welche sie auch ganz unterschiedliche Lösungen brauchen, und da sie selbst noch keine Erfahrungen mit den Problemen eines größeren Staates gesammelt haben können, würden sie zwangsläufig die Problemlösungen desjenigen, welcher sie unterstützte, anwenden müssen, welche indessen den gesamten Staatscharakter verändern könnten.

Um überhaupt Erfolg haben zu können, muß sich eine Bewegung mit dem Ziel kultureller Erneuerung entweder materiell über ihre Anhänger definieren, was dann aber Sezession ausschließt (es sei denn natürlich, der betreffende Staat wäre besetzt) und auch sonst mit schwer zu erfüllenden Anforderungen verbunden ist, oder sie darf sich nicht explizit als politische Bewegung verstehen, sondern lediglich als loses Netzwerk, in welchem relevante Erfahrungen ausgetauscht werden.

Erst wenn in diesem Netzwerk ein gesichertes Wissen über technische Fragen alternativen Zusammenlebens besteht, welches einstweilen immer nur Experiment bleibt, erst dann können die ersten Staatsverfassungen entworfen werden.

Ich will mich gar nicht im einzelnen zu den im Film vorgestellten Kleinststaaten äußern, nur soviel muß natürlich klar sein, daß ein Staat einem Lebenswillen Raum geben muß und nicht irgendwelchen anderen Interessen. Und genau das ist in der Vorbereitungsphase nicht der Fall, denn dort besteht das einzige Interesse darin zu erkennen, auf was man sich einzulassen im Begriff ist.

Insgesamt gesehen ist Sezession natürlich das Mittel schlechthin, um einem überlegenen Konzept des Zusammenlebens die Bahn zu brechen. Wenn es bekannt ist, zersetzt es die Moral des schlechter verfaßten Staates und er zerbricht. Dies mag durchaus in näherer Zukunft einmal geschehen, aber wie gesagt, es muß den Lebenswillen der Menschen treffen und damit also einmal dieses und einmal jenes, wenn man es global betrachtet. Das nähere dazu habe ich ja bereits ausgeführt.

Post Scriptum vom 26.2.2012. Letztlich kann ich nicht behaupten, an einer Vorbereitungsphase persönlich interessiert zu sein, es vielmehr so, daß sie mir zum Zwecke eines möglichst glatten Übergangs notwendig erscheint. Seine Ziele zunächst zurückzustecken und auch Dinge zu tolerieren, welche man nur schwerlich leiden kann, ist natürlich auch nichts, wonach man sich sehnen würde. Aber was man da aushält, das gibt einem später das Verständnis, sich in der Welt zurechtzufinden.

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