Tyrannei und Transparenz
Einer der größten politischen Irrtümer der Gegenwart besteht darin zu glauben, daß das geheime Wahlrecht dem Aufkommen von Tyranneien entgegensteht. Das Gegenteil ist der Fall. Tyrannen leben immer davon, daß die Gesellschaft, welche sie beherrschen, zersplittert ist, und der Grad der Zersplitterung ist nichts, was natürlicherweise unterschätzt würde. Wie er aber eingeschätzt wird, bestimmt das Verhalten der Gesellschaft und insbesondere ihre Stellung zum Tyrannen.
Ich will das, weiß Gott, nicht einfach so dahin sagen. Fragen wir uns das ruhig. Wie realistisch ist es, daß wir von uns selbst aufgrund geschickter Vertuschung glauben, daß wir mehr Gemeinsamkeiten haben, als es tatsächlich der Fall ist?
Zunächst einmal kann so eine Vertuschung natürlich nur dann funktionieren, wenn die Menschen selber mitspielen und sie nicht nur von staatlicher Seite betrieben wird.
Ich kenne aber nur einen einzigen Fall, in dem die Menschen auch tatsächlich mitspielen, nämlich im Fall von Millionären, welche lieber nicht als solche auf der Straße erkannt werden wollen. Nun gut, es gibt vielleicht auch den einen oder anderen Nichtmillionär, welcher sich aus ganz analogen Gründen genauso verhält. Gemeinsam ist ihnen aber allen, daß sie für das geschulte Auge dennoch leicht zu erkennen sind: Nie haben sie eine eigene Meinung, immer hören sie erst einmal, was andere sagen und stimmen ihm mit seltsamer Leichtigkeit und Energie zu. Oder, falls sie doch einmal eine eigene Meinung haben, vertreten sie diese erkennbar von der Warte aus, daß diese Meinung unbedingt in der Diskussion durchgesetzt werden muß, daß eine gesellschaftliche Notwendigkeit bestehe, es zu tun.
Wer so redet, gehört nicht dazu.
Und das weiß so gut wie jeder. Mag natürlich sein, daß der eine oder andere Millionär sowohl psychologisch als auch schauspielerisch begabt ist, aber damit befindet er sich in einer kleinen Minderheit.
Alleine aus diesem Grunde ist es also schon ganz unwahrscheinlich, den Grad der Zersplitterung der Gesellschaft zu unterschätzen.
Man kann natürlich auch evolutionsbiologisch argumentieren und bemerken, daß es viel gefährlicher ist, den Grad der Zersplitterung zu unterschätzen als ihn zu überschätzen.
Die Frage ist natürlich auch recht interessant, warum das gemeine Gesellschaftsmitglied seine Orientierung immer offen zur Schau stellt, denn das tut es.
Der Grund dafür liegt in Machtstrategien. Ich sprach schon davon, im Beitrag Aktivität und Passivität: Wer über keine individuelle Macht verfügt, ist darauf angewiesen, daß man an ihn herantritt, um ihn in eine Organisation aufzunehmen. Das kann aber nur geschehen, wenn er seine Orientierung offen zur Schau stellt.
Nachdem wir nun auch noch das haben, können wir also sagen, daß die Überschätzung des Grades der Zersplitterung einer Gesellschaft zwangsläufig ist.
Und sie spielt Tyrannen in die Hände.
Es steht also zu erwarten, daß die Menschen in einer Tyrannei, oder wenn sie auch nur droht, mit erhöhter Transparenz in allen Belangen ihres Lebens reagieren, pathetischer ausgedrückt, sie beginnen, sich zu bekennen.
Und dieser Schritt vollendet den Kreislauf der Staatsformen, wie Platon ihn in der Politeia beschrieben hat, sollten keine äußeren Faktoren ihm zuvorkommen.
Übrigens konnte man dieses beim Zusammenbruch des Ostblocks auch beobachten, es ist keine reine Theorie. Und heute kann man es bereits wieder beobachten. Die Abstände zwischen totalitärer Machtergreifung und der Abstoßung dieser Macht werden kürzer.
Ich will das, weiß Gott, nicht einfach so dahin sagen. Fragen wir uns das ruhig. Wie realistisch ist es, daß wir von uns selbst aufgrund geschickter Vertuschung glauben, daß wir mehr Gemeinsamkeiten haben, als es tatsächlich der Fall ist?
Zunächst einmal kann so eine Vertuschung natürlich nur dann funktionieren, wenn die Menschen selber mitspielen und sie nicht nur von staatlicher Seite betrieben wird.
Ich kenne aber nur einen einzigen Fall, in dem die Menschen auch tatsächlich mitspielen, nämlich im Fall von Millionären, welche lieber nicht als solche auf der Straße erkannt werden wollen. Nun gut, es gibt vielleicht auch den einen oder anderen Nichtmillionär, welcher sich aus ganz analogen Gründen genauso verhält. Gemeinsam ist ihnen aber allen, daß sie für das geschulte Auge dennoch leicht zu erkennen sind: Nie haben sie eine eigene Meinung, immer hören sie erst einmal, was andere sagen und stimmen ihm mit seltsamer Leichtigkeit und Energie zu. Oder, falls sie doch einmal eine eigene Meinung haben, vertreten sie diese erkennbar von der Warte aus, daß diese Meinung unbedingt in der Diskussion durchgesetzt werden muß, daß eine gesellschaftliche Notwendigkeit bestehe, es zu tun.
Wer so redet, gehört nicht dazu.
Und das weiß so gut wie jeder. Mag natürlich sein, daß der eine oder andere Millionär sowohl psychologisch als auch schauspielerisch begabt ist, aber damit befindet er sich in einer kleinen Minderheit.
Alleine aus diesem Grunde ist es also schon ganz unwahrscheinlich, den Grad der Zersplitterung der Gesellschaft zu unterschätzen.
Man kann natürlich auch evolutionsbiologisch argumentieren und bemerken, daß es viel gefährlicher ist, den Grad der Zersplitterung zu unterschätzen als ihn zu überschätzen.
Die Frage ist natürlich auch recht interessant, warum das gemeine Gesellschaftsmitglied seine Orientierung immer offen zur Schau stellt, denn das tut es.
Der Grund dafür liegt in Machtstrategien. Ich sprach schon davon, im Beitrag Aktivität und Passivität: Wer über keine individuelle Macht verfügt, ist darauf angewiesen, daß man an ihn herantritt, um ihn in eine Organisation aufzunehmen. Das kann aber nur geschehen, wenn er seine Orientierung offen zur Schau stellt.
Nachdem wir nun auch noch das haben, können wir also sagen, daß die Überschätzung des Grades der Zersplitterung einer Gesellschaft zwangsläufig ist.
Und sie spielt Tyrannen in die Hände.
Es steht also zu erwarten, daß die Menschen in einer Tyrannei, oder wenn sie auch nur droht, mit erhöhter Transparenz in allen Belangen ihres Lebens reagieren, pathetischer ausgedrückt, sie beginnen, sich zu bekennen.
Und dieser Schritt vollendet den Kreislauf der Staatsformen, wie Platon ihn in der Politeia beschrieben hat, sollten keine äußeren Faktoren ihm zuvorkommen.
Übrigens konnte man dieses beim Zusammenbruch des Ostblocks auch beobachten, es ist keine reine Theorie. Und heute kann man es bereits wieder beobachten. Die Abstände zwischen totalitärer Machtergreifung und der Abstoßung dieser Macht werden kürzer.
Labels: 04, geschichte, gesetze, institutionen, zeitgeschichte, φιλοσοφία