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20. Mai 2014

Erwartungen im eigentlichen Sinne, übergeordnete Reflexion und im Raum Sein

Ich möchte in diesem Beitrag das Wesen der übergeordneten Reflexion genauer betrachten.

Wie gesagt nehmen wir in ihr wahr, daß wir für einen bestimmten Geisteszustand durch eine bestimmte Anstrengung verantwortlich sind. Auch nehmen wir die Dauer von Geisteszuständen in ihr wahr.

Aber es besteht auch die Möglichkeit, daß unser Geisteszustand sozusagen leer ist, daß wir noch nicht einmal einen Geisteszustand erinnern oder vorstellen, wobei es bei der Erinnerung durchaus einen Unterschied macht, ob wir etwas als bloßes Thema erinnern, oder ob wir uns verschiedene Handlungsschritte vor Augen führen, um eine Beobachtung über das Vogelzwitschern, welche ich heute morgen gemacht habe, nicht zu vergessen. Der Vogelgesang wird nämlich wahrgenommen und als solcher Eindruck erinnert, aber wenn wir versuchen, ihn pfeifend zu imitieren, übersetzen wir ihn in eine Handlungsabfolge, vergleichbar einem Rhythmus.

Doch zurück zum sozusagen leeren Geisteszustand. Ganz leer ist er nämlich nicht, er wird vielmehr von unseren Erwartungen ausgefüllt, allerdings in der vagesten Form, also als dies, das und jenes, welche allesamt entweder Geisteszustände oder räumliche Gegenstände, welche wir zu finden erwarten, vertreten, wobei in letzterem Falle eine Vorstellung ihrer ungefähren relativen Lage zu einem selbst vorhanden sein mag, sonst aber keinerlei Vorstellungen vorhanden sind. Daß dies, das und jenes tatsächlich Erwartungen sind, entspringt keiner direkten Einsicht, sondern ergibt sich nach einigem Studium des eigenen Gefühls, etwas erwartet zu haben.

Es ist nämlich so, daß wir, wenn wir die Augen schließen, und uns fragen, wo wir eigentlich gerade sind, sozusagen vor dem Hintergrund allen möglichen Daseins, auf eine innere Anspannung stoßen, welche die Anwesenheit all dessen reflektiert, um was wir uns kümmern müssen.

Je weniger dort erscheint, desto besser, Unübersichtlichkeit ist Streß.

Nun gut, in dem Sinne erwarten wir also. In unserer übergeordneten Reflexion liegen Ansatzpunkte zu Geisteszuständen, wie Wege, welche aus der Wüste führen. Wir warten darauf, einen räumlichen Gegenstand wiederzufinden, oder in einen Geisteszustand einzutreten, zu welchem wir uns aufgefordert fühlen - beispielsweise durch eine im Raum stehende Frage. Aber es sind lediglich abstrakte Punkte, allenfalls um eine Lage bereichert.

Dies ist unser eigentliches im Raum Sein, die übergeordnete Reflexion ist die Quelle aller Ich-bezogenen Verhältnisse im engeren Sinne. Aber es gibt selbstverständlich auch andere Ich-bezogene Verhältnisse, wenn ich meinen Körper nämlich wie jeden anderen Körper betrachte, und es gibt auch andere Erwartungen, wie zum Beispiel die Erwartung, daß eine Besinnung zu dem durch sie Bestimmten führt oder die Erwartung, daß alle großen Dinge zugleich blau seien, was bei geeigneter Definition von groß sogar stimmen würde (der Himmel, der Ozean).

In beiden Fällen kann keine Erwartung im obigen Sinne vorliegen, denn es gibt in beiden Fällen nichts zu warten. Wenn ich weiß, daß etwas groß ist, dann weiß ich auch schon, daß es blau ist, und wenn ich weiß, daß ich mich besinne, dann sehe ich bereits ein.

Übrigens, weil ich dies im letzten Beitrag zu erwähnen vergaß, eine Besinnung ist nicht ohne dasjenige möglich, welches ihre Gegenstände liefert (Wahrnehmung, Erinnerung, Vorstellung oder Verwirklichung, Entsinnung, Ausmalung), diese geschehen also stets zugleich als erster Schritt der vier Besinnungsphasen. Und die Dauer eines Geisteszustandes wird nicht erst wahrgenommen, wenn er um ist, sondern fortwährend - anderfalls wäre es auch schwer, den Takt zu halten. Jedenfalls ist das unser Eindruck.

Die übergeordnete Besinnung hat ihre Gegenstände hingegen immer schon, und läßt sie schlicht werden, was auch für die erwähnten Ansatzpunkte gilt, wobei wir in ihrem Falle wie bereits gesagt entweder das von uns selbst Erwartete tun oder einen räumlichen Gegenstand suchen - was heißt wahrnehmen, um ihn zu thematisieren.

Die Verwirklichung ist ähnlich, aber ihr fehlt die Ich-Bezogenheit, und es gibt auch einen Bereich, in welchem die Unterschiede zwischen übergeordneter Besinnung und Verwirklichung sehr deutlich werden, nämlich in der Meditation.

Dieses Aufbauen von Energie in der Wirbelsäule ist Verwirklichung. Jedes sich in einem bestimmten Geisteszustand Halten hingegen übergeordnete Besinnung. Es liegt nahe, den Unterschied im Nervensystem zu suchen.

Die Frage, wodurch wir unsere Erwartungen gestalten können, verschiebe ich auf später. Ich habe mich letztes Wochenende sehr gequält. Es war vielleicht nötig, aber mein Körper schmerzt immernoch.

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