Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

1. Februar 2017

Gottesbild und Ausrichtung des Gebets

Steven Spielberg's Wirken weist eine Tendenz auf, welche in keiner Weise zu seinem Charakter paßt, und zwar einen ausgesprochen radikalen Antiamerikanismus und sogar, wenn man so will, einen ausgesprochen radikalen Antisemitismus.

Am deutlichsten wird dies, wenn man sich seine Unterstützung von Manoj Night Shyamalan besieht, denn Shyamalan verhehlt seine Geringschätzung der amerikanischen Kultur kaum und seine Filme triefen davon: In The Sixth Sense beschwert er sich über die Pathologisierung von Spiritualität durch die moderne Psychologie, in Unbreakable läßt er Samuel L. Jackson sagen, daß alle Völker Mythen besäßen, in welchen ewige Weisheit zum Ausdruck käme, also bei den Indern etwa in der Bhagavad Gita und bei den Amerikanern etwa in Superman Comics und in The Village stellt er die ersten amerikanischen Kolonisten als angsterfüllte Paranoide dar.

Es zieht sich auch ein geradezu David Ickesker Antireptilianismus durch sein Werk, etwa durch Gremlins und Jurassic Park, wo er beide Male recht eindringlich vor dem Verlust des Säugetierhaften, vor dem Warmen in den zwischenmenschlichen Beziehungen warnt; ein Warmes, welches mit einer gewissen Ab- und Begrenzung einhergeht, welches aber zugleich die Grundlage für alle vertrauensvolle Zusammenarbeit legt.

Und schließlich hat Steven Spielberg auch noch Indiana Jones in die Tradition von Tim und Struppi gestellt, ein Comic, welcher den Geist der Hitlerjugend atmet. Es ist geradezu lächerlich, wenn man sich das Making Of anschaut und die Macher über Tims rätselhafte Einheit von Jugend und Welterfahrenheit räsonieren hört, daß er schon mit 16 Jahren ein Flugzeug fliegen könne und dergleichen mehr, als ob dies nicht eine historische Entsprechung gehabt hätte.

Freilich, wenn man fair ist, wird man einwenden, daß Indiana Jones eine Hommage an alte amerikanische Abenteuerfilme ist und diese zu ihrer Zeit Tim und Struppi und den Geist der Hitlerjugend beeinflußten, aber die Tatsache bleibt, daß es überhaupt nicht zu Spielberg paßt, den Geist der Hitlerjugend zu verherrlichen - und dennoch hat er es getan.

Spielberg ist kein Zyniker wie Shyamalan einer ist. Er gibt nicht vor, nett zu sein, um dann ungestört ätzen zu können. Aus Spielberg's Sicht ist dieser rote Faden, welcher sich da durch sein Wirken zieht, bestimmt etwas Schicksalhaftes, Zufälliges, ganz und gar Unbeabsichtigtes.

Aber es sind zu viele Zufälle. Es muß einen Grund für diese seltsame Häufung geben, einen transzendenten Grund, halbbewußte Gebete, welche von Steven Spielberg ausgehen.

Worum betet Spielberg?

Das einzige, was zu ihm paßt und diese seltsame Serie erklären kann, ist ein Gebet um Gerechtigkeit, Ausgeglichenheit, mit anderen Worten: Seit er in Raiders of the Lost Ark ein ausgesprochen klischeehaftes Bild gemalt hat, hat ein Teil von ihm begonnen, diese Darstellung auszugleichen.

Ich folgere, daß Steven Spielberg ein Gottesbild hat, nach welchem Gott dafür Sorge trägt, daß die Verfehlungen der Menschen ihre Mitmenschen nicht zu Grunde richten, und dieser Glaube erfüllt sich an ihm nach seinem eigenen Gespür für Ausgeglichenheit.

Es ist, wenn man so will, die bewußte Bejahung des Karmas als die Gesellschaft erhaltende Gerechtigkeit.

Ich habe jüngst einige Zusammenfälle, denn Zufälle sind es in meinem Falle gerade nicht, oder jedenfalls nicht in einem eindeutig nachweisbaren Sinne, in meinem Leben zusammengetragen, und auch dort muß ich von halbbewußten Gebeten als ihrer Ursache ausgehen.

Aber wie es ganz andere Wirkungen sind, welche sich in meinem Fall eingestellt haben, so bete ich auch ganz andere Gebete und habe ein ganz anderes Gottesbild.

Ich bete nicht darum, daß die Menschen nicht an ihren eigenen Verfehlungen zu Grunde gehen, das ist mir ziemlich egal, ich bin kein geselliger Mensch und halte mir die Auswirkungen der Verfehlungen meiner Mitmenschen durch eigene Anstrengungen vom Leibe, also in der Regel dadurch, daß ich mich ihnen entziehe, sondern ich bete darum, daß die Bedingungen der menschlichen Existenz dieselbe zulassen.

Mein Gott erlaubt uns zu leben, Spielberg's Gott erlaubt uns zu sündigen. Ich bete dafür, was ich von Gott erhalte, und Spielberg betet dafür, was er der Welt zurückgibt. Ich bitte um eine Möglichkeit, mich zu entscheiden, und Spielberg bittet um die Unverfänglichkeit seiner Entscheidungen.

Ich sehe auf was ich einatme, und Spielberg auf das, was er ausatmet. Meine Gebete öffnen Wege, seine halten sie offen.

Es ist schon so, daß Gott in einem bestimmten Sinne durch unseren Glauben zu Stande kommt, nämlich indem unser Glaube bestimmt, worum wir beten. Und diesbezüglich ist Glaubensfreiheit ratsam. Aber diese Glaubensfreiheit übersetzt sich nicht in Religionsfreiheit, denn Religion ist mehr als nur Glaube, sie ist glaubensgestütztes Urteil zur Regelung der gesellschaftlichen Verhältnisse, und da sich diese unterscheiden, unterscheiden sich auch die Religionen, und jedwede Verpflanzung einer Religion in andere Verhältnisse ist von Übel, Mission bedeutet vertraut machen, aber das ist nicht dasselbe wie überzeugen.

Labels: , , , , , , ,