Bereitschaftsbeitrag

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27. Juni 2020

Lebensmodelle

Ich habe im Beitrag Die grundlegende Vierfaltigkeit der Daseinsauffassung etliche Zuordnungen vorgenommen, welche ich rückblickend als willkürlich betrachte. Die Frage, was davon möglicherweise zu retten ist, will ich auf einandermal verschieben. Hier soll es mir nur darum gehen, die dort eingeordneten Klassen unter die ihnen zukommende Unterteilung zu bringen und mit ihnen die beiden später angefügten Klassen aus dem Beitrag Seelenkenntnis.

Es ist nämlich so, daß sie auf natürliche Weise unter die im vorigen Beitrag ausgeführten neun Handlungsmodelle fallen, sowie unter drei weitere passive Klassen, welche zusammen mit ihnen die zwölf Lebensmodelle bilden, und zwar wie folgt.
  • Menschliche Darstellung: gläubiger geistiger Horizont, beliebiger Geist, beliebige Gesinnung.
  • Himmlische Darstellung: philosophischer oder persönlicher geistiger Horizont, beliebiger Geist, beliebige Gesinnung.
  • Zweckmäßige Darstellung: körperlicher geistiger Horizont, beliebiger Geist, beliebige Gesinnung.
  • Passives Verlangen nach Darstellung: verträumt.
  • Zweckmäßiges Spiel: autoritär.
  • Menschliches Spiel: verspielt.
  • Stimulatives Spiel: überlassend.
  • Passives Verlangen nach Spiel: sportlich.
  • Eröffnende Routine: schenkend (Bettler).
  • Zweckmäßige Routine: bindend (Feuerameisen).
  • Menschliche Routine: parteiisch.
  • Passives Verlangen nach Routine: schwül.
Der Begriff parteiisch ist im allgemeinen selbst recht parteiisch, besser ist involviert. Bei der aktiven Darstellung ist der Bezug zum geistigen Horizont explizit, beim aktiven Spiel und bei der aktiven Routine hingegen läßt sich nicht füglich sagen, daß sie Aufschluß über den geistigen Horizont geben, da es möglich ist, die Ansprüche des gläubigen geistigen Horizontes an das Spiel bereits dann zu erfüllen, wenn man selbst nur den persönlichen geistigen Horizont besitzt (daher eben auch der Name autoritär, im Sinne von autoritätshörig), und ebenso genügt für die zweckmäßige Routine des persönlichen geistigen Horizontes der körperliche geistige Horizont.

Mit anderen Worten handelt es sich bei den Bindenden und den Autoritären um dienstbare Geister, und das gleiche gilt für die Schenkenden, welche selbst nur den körperlichen geistigen Horizont besitzen müssen, um die Ansprüche des gläubigen geistigen Horizontes an die Routine zu erfüllen.

Und auch für die übrigen drei Fälle gilt, daß das Spiel den persönlichen geistigen Horizont erfordert und die Routine den körperlichen, wobei die (Sich-)Überlassenden den Ansprüchen des körperlichen geistigen Horizontes an das Spiel wohl nicht direkt dienen, sondern sie eher für ihre eigenen Zwecke ausnutzen.

Von hier aus stellt sich die Frage jetzt umgekehrt, warum die Darstellung den gläubigen geistigen Horizont nicht voraussetzt, aber der Grund dafür ist, daß jeder sich als der, wer er ist, darstellen kann, ohne die Darstellung dabei absichtsvoll lenken zu müssen, und genau das gilt für die aktiven Spiele nicht, welche allesamt absichtsvoll sind. Und was das Schauspiel betrifft: Ein Mensch höheren geistigen Horizonts wird besser den darstellen können, wer er nicht ist, aber er leidet auch mehr darunter, und jeder kann sich Kniffe zulegen, um einen falschen Eindruck zu erwecken.

Die passive Formation stellt keine Voraussetzungen an den geistigen Horizont. Bleibt also nur noch die Frage, mit wem wir es abhängig vom gewählten Lebensmodell zu tun haben.
  • Autoritäre, Schenkende und Bindende sind dienstbar,
  • Überlassende sind manipulativ,
  • Verträumte, Sportliche und Schwüle sind adaptiv,
  • aktiv Darstellende sind selbständig,
  • Verspielte sind verantwortungslos und
  • Involvierte sind schamlos,
wobei Scham als Angst vor sozialen Verstrickungen die eigene Beteiligung reguliert, also selbst ein Ausdruck der eigenen Vorliebe ist, und wo sie fehlt auch von einer Störung der Vorliebe auszugehen ist.

Mit anderen Worten mangelt es Verspielten und Involvierten an der hinreichenden Ausgeglichenheit ihres Lebens, um selbständig zu sein. Natürlich macht es Spaß, hin und wieder den Involvierten zu spielen (Frische Fische!), aber sein Leben so aufzufassen bedeutet, die Zeit sehr in die Länge zu ziehen.

Und das ist es dann auch. Unter andere Klassen haben ich Menschen nie gebracht. Das I Ching betrifft ihre Wege, ihre Schicksale und ihre Gesetze, nicht die Menschen selbst. Und auch zu dem einen oder anderen Daimon Zuflucht zu nehmen, betrifft nicht den Menschen: Der Mensch ist das durch ein Lebensmodell geprägte Ich.

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