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26. August 2021

Gunst und ihre Verstaatlichung

Diejenige Liebe, welche dem Gedeihen eines anderen Menschen gilt, heiße Gunst.

Ich beschäftigte mich bereits 2008 mit der Zuneigung, welche die Sorge für die Achtung, die Achtung für die Lust und die Lust für die Sorge empfindet, nämlich der Zuneigung für das Folgende: die Stimmung informiert die Haltung und die Haltung die Tat, und wenn die Tat die Welt bezwungen hat, kehrt der Geist zu sich selbst zurück, wie bereits Parmenides in Über die Natur bemerkte. Aber dies alles hat nun im Rahmen meiner Betrachtungen über den generativen Zykel in den drei Zeitaltern eine weit deutlichere Gestalt angenommen.

Ich höre jetzt schon den dritten Abend Spooky Tooth's The Mirror Album: Etwas oberflächlich und effekthascherisch, aber... sollte das verboten sein? Mit anderen Worten: Ich habe meine Art Kitsch gefunden.


Indes, Schmerz schärft die Auffassung. Ich habe, als ich die sieben Geister Gottes betrachtete, den Aspekt der Gunst nicht explizit erfaßt. Implizit steckt er in Offenheit und Tapferkeit, aber der Begriff der Gerechtigkeit enthält ihn nicht. Statt von gerecht sollte dessen eingedenk von erklärend die Rede sein (Ephesus als Gemeinde der Erklärenden).

Doch wem gilt die Gunst der Erklärenden, Offenen und Tapferen? Die Antwort steckt im verlinkten Beitrag über den generativen Zykel in den drei Zeitaltern. Doch fragen wir zunächst mit dem nötigen Pathos, was doch der innigste Wunsch derer ist, welche ihrem (subjektiven) Glauben, ihrer Vorliebe oder ihrem Gewissen folgen.

Der innigste Wunsch derer, welche
  • ihrem (subjektiven) Glauben folgen, ist es, die Gnade zu erfahren, das zu erschauen, was sie erfüllt,
  • ihrer Vorliebe folgen, ist es, eine Bahn zu beschreiten, auf welcher sie die Aussicht wahrnehmen, sich zu behaupten,
  • ihrem Gewissen folgen, ist es, ein Amt zu bekleiden, in welchem sie sich ermächtigend verewigen.
Also gilt die Gunst
  • der Erklärenden den sich Behauptenden,
  • der Offenen den sich Verewigenden und
  • der Tapferen den Erschauenden,
und das ist die Grundlage (in derselben Reihenfolge)
  • der Anerkennung im Zeitalter der Wacht,
  • der Unterstützung im Zeitalter der Werke und
  • der Gewährung im Zeitalter der Wunder,
und weil das so ist, verdrängt der Staat im Laufe der Zeit die menschlich organischen Liebesbeziehungen und ersetzt sie durch die systematische, seinem Funktionsmuster entsprechende, Zuwendung, im Zeitalter der Werke also die didaktische Heranführung an die Steintafel, auf welcher sich seine Glieder verewigen mögen, wozu er sich einen Reigen an offenen Nymphen hält, welche seinen Nachwuchs als Pädagoginnen umkreisen (naja, schön wär's, oder auch nicht...)

Mir tun die Angriffe auf die Erklärer, zu welchen ich selber zähle, weniger weh (um ehrlich zu sein überhaupt nicht, sie amüsieren mich), als Erschauende, zu welchen ich selber zähle, zu sehen, welche nicht Tapferkeit genug vorfinden, um zu gedeihen. Wie gesagt, meine Art Kitsch.

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