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5. September 2021

Staatstragendheit und Staatsnutzen

Damit die Bürger eines Staates eine staatstragende Haltung annehmen, ist es erforderlich, daß sie den Nutzen ihres Staates für sich erkennen, und umgekehrt ist es natürlich auch so, daß ein Staat nur dann einen Nutzen für seine Bürger haben kann, wenn diese eine staatstragende Haltung annehmen, woraus sich die Bedeutung politischer Projekte erklärt, welche darin bestehen, einen potentiellen Staatsnutzen zu erkennen und bekannt zu machen und in Erwartung seiner die für ihn nötige staatstragende Haltung unter den Bürgern hervorzubringen.

Dabei mag ein solcher Nutzen auch darin bestehen, einen erfahrenen Mangel an Staatsnutzen zu beheben, doch gibt es in einer solchen Lage zwei Wege Staatstragendheit und Staatsnutzen im Gleichgewicht zu halten, abhängig davon, ob das Behebungsprojekt entsteht oder nicht:
  • entsteht es, so kommt es zu einem Ausbau des Staatsnutzens, wie ich ihn im Rahmen des Aufzugs der Herrschaft der Vernunft und des Zeitalters der Wunder kommen sehe,
  • entsteht es hingegen nicht, so kommt es zu einem Rückbau der staatstragenden Haltung.
Ich sage freilich auch, daß es vor dem Ausbau zu einem Rückbau kommen wird. Das ist ein allgemeines und allgemein anerkanntes Prinzip: Das Schlechte muß erst an sich selbst zu Grunde gehen, bevor das Gute wieder Einzug hält, vertreten etwa vom I Ching (Hexagramm 36, Zeile 6), Platon (Aristokratie, Timokratie, Oligarchie, Demokratie, Tyrannei) und Johannes (Offenbarung Kapitel 17-18). Also möchte ich die möglichen Rückbauten der Staatstragendheit noch einmal genauer betrachten, ausgehend vom im Beitrag Gemeinschaftsstiftende Erzählungen entwickelten Verständnis der Hochkulturen. Wie ich dort sagte, besteht
  • die semitische Hochkultur aus Schlichtern und Verteidigern,
  • die tibeto-japanische Hochkultur aus Zwingern und Bringern und
  • die indogermanische Hochkultur aus Forschern und Errichtern.
Wenn man dies daraufhin ansieht, was also jeweils im Zentrum der Auseinandersetzung mit dem Leben steht, so erkennt man wohl, daß im Zentrum
  • der semitischen Hochkultur die Auseinandersetzung mit der Verantwortung steht: die Schlichter kümmern sich um das Unverantwortbare, indem sie den Frieden bewahren, und die Verteidiger bringen den Erweis, daß sich Verantwortung tragen läßt, indem sie Ruhm erwerben,
  • der tibeto-japanischen Hochkultur die Auseinandersetzung mit der Beteiligung steht: die Zwinger regeln die gesellschaftliche Beteiligung hinsichtlich des der Gesellschaft Förderlichen und die Bringer erfüllen das Geregelte mit Leben, indem sie sich Verdienste um es erwerben, und
  • der indogermanischen Hochkultur die Auseinandersetzung mit der Ordnung steht: die Forscher kümmern sich um die Gesetze, indem sie dem Staat dienen, und die Errichter regeln die Gesellschaft unter dem Aspekt der Legalität oder Rechtmäßigkeit.
Für diejenigen, welche den Unterschied zwischen Ruhm und Verdienst nicht verstehen: Evel Knievel ist berühmt, Mutter Teresa verdienstvoll.

Dieses bildet also die Hochkulturen. Und wenn sich die Staatstragendheit in ihnen zurückbildet, ersetzt in
  • der semitischen Hochkultur die Herrischkeit die Friedensbewahrung und die Selbstbehauptung den Ruhm,
  • der tibeto-japanischen Hochkultur die Konformität die Förderlichkeit und die Selbstbehauptung das Verdienst und
  • der indogermanischen Hochkultur die Herrischkeit die Staatsdienlichkeit und die Konformität die Legalität,
was sich angesichts der Nackten der verschiedenen Erdteile auch genau so erwarten läßt, sind doch
  • die Nackten Afrikas selbstbehauptend,
  • die Nackten Südamerikas konform und
  • die Nackten Neuguineas herrisch.
Also Vorsicht! Die Straße und der Supermarkt kann sich unter den bestehenden Verhältnissen nur mehr und mehr in den südamerikanischen und neuguineischen Dschungel verwandeln.

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