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17. Oktober 2021

Menschliche Weltstiftung und Empfindsamkeit

Ich werde in diesem Beitrag die grundsätzliche Sünde des Zeitalters der Werke aus der Natur des Menschen ableiten und auch den Verteidigungsmechanismus der beseelten Natur (einschließlich des Menschen selbst) gegen sie angeben.
It came to me when I tried to classify your species. I realised that you're not actually mammals. Every mammal on this planet instinctively develops a natural equilibrium with the surrounding environment, but you humans do not.
- The Matrix
Soweit stimmt es. Die Lust bildet die Welt, die Achtung stiftet sie und die Sorge stimmt sie, doch sind in Tieren Lust und Achtung vereint und im Menschen alle drei Seelenteile, und das erfordert eine genauere Betrachtung von Weltbildung-, -stiftung und -stimmung.

Weltstimmung ist immer Weltstimmung, aber bei der Weltstiftung macht es einen Unterschied, ob sie über die Möglichkeiten der Sorge verfügt oder nicht und bei der Weltbildung entsprechend, ob sie zusätzlich über die Möglichkeiten der Achtung oder Sorge verfügt.

Die elementare Weltbildung, welche nur über die Möglichkeiten der Lust verfügt, ist die Koordinierung der Materie, wie sie im Wachstum der Pflanzen und Pilze rein in Erscheinung tritt. Stützt die Weltbildung sich hingegen auf die Möglichkeiten der Achtung, so handelt es sich um die Regelung der Materie, wie sie im Verhalten der Tiere rein in Erscheinung tritt. Und wenn sie sich auf die Möglichkeiten der Sorge stützt, so handelt es sich um die Modellierung der Materie, wie sie in der menschlichen Erfassung der Welt rein in Erscheinung tritt.

Die elementare Weltstiftung, welche nur über die Möglichkeiten der Achtung verfügt, ist die Bevölkerung der Welt durch sich geregelt verhaltende Körper, wie sie in der Ausbreitung der Tiere rein in Erscheinung tritt, doch wenn sich die Weltstiftung auf die Möglichkeiten der Sorge stützt, so handelt es sich um Rekreierung der Welt durch modellkonforme Körper, wie sie in den Bauten des Menschen rein in Erscheinung tritt.

Die Bauten des Menschen, nun, fallen ihrerseits unter die Klassifikation dessen, wessen Modell sie entsprechen, also ob es unbelebt ist oder durch Lust, Achtung oder Sorge belebt. Freilich kann der Mensch seinen Bauten kein Leben geben, aber die Empfindsamkeit, über welche alles Lebendige verfügt, und welche einerseits seine Motivation und anderer- sein Gebet (seine Bitte) bestimmt, läßt sich simulieren.

Modellen unbelebter Materie entsprechen beispielsweise Häuser, genauer gesagt Höhlen. Einfache Beispiele koordinierender Bauten sind durch Mühlen gegeben, gleich ob es sich um Tret-, Wasser- oder Windmühlen handelt, komplizierte durch Autos und Flugzeuge. Das einfachste Beispiel eines geregelten Baus ist ein Computerspiel, ein nur leicht komplizierteres ein autonomer Kampfroboter. Und das einfachste Beispiel eines modellierenden Baus ist ein selbstlernendes Computerprogramm, denn um sich selbst verbessern zu können, muß es sich selbst modellieren, das umfassendste hingegen eine autonom Modelle entwickelnde und die Welt rekreierende Maschine.

Die grundsätzliche Sünde des Zeitalters der Werke, nun, besteht darin, Gefühl und Transzendenz durch Simulation zu ersetzen, also den Geist durch Nichts. Und entsprechend verteidigt sich der Geist, indem zunächst
  • auf der Ebene der Sorge die Natur (einschließlich der des Menschen) zunehmend schöner erscheint und geregelte und mehr noch modellierende Bauten zunehmend häßlicher, danach
  • auf der Ebene der Achtung telepathisch koordinierte Gereiztheit ausbricht, also Unregelmäßigkeit mit dem Ziel, geregelte Systeme zu kollabieren; ein freilich selbstzerstörerischer Verteidigungsmechanismus, und schließlich
  • auf der Ebene der Lust Wunder im eigentlichen Sinne geschehen, also die Naturgesetze aufgehoben werden, charakteristischerweise im Rahmen von Naturkatastrophen.
Soviel weiß ich. Angesichts des zeitlichen Rahmens bis zur simulativen Rekreation des Menschen selbst alles andere als eine erfreuliche Aussicht. Mit den Selbst- und Weltstimmenden, den Begnadeten, stirbt die Gnade, welcher der Geist im Umgang mit den Menschen zeigt.

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