Freies und unfreies Gebet
Im Mittelpunkt meines im vorigen Beitrag zu Tage tretenden Unbehagens steht die soziale Akzeptanz von Gebeten und Wundern.
Gebete können willkürlich und unwillkürlich erfolgen, wobei unwillkürliche Gebete Verteidigungsreflexen gleichen und willkürliche Anstrengungen darstellen. Das materielle fügende Gebet dient der reflexartigen Verteidigung dabei im besonderen, etwa bei Autounfällen. Dieses Gebet stellt wie gesagt eine Wette dar, und zwar eine, bei welcher das Risiko des Vertrauens auf das Gebet um des Friedens Willen, um welchen es geht, zumeist die eigene körperliche Unversehrtheit, angenommen wird.
Körperliche Risiken aus anderen Gründen anzunehmen mag pauschal als frivol verworfen werden, ist es aber natürlich nicht. Worum es hier im Kern geht, ist die Frage, ob es eine Gesellschaft akzeptiert, wenn jemand seine gesellschaftliche Stellung nur mit Gottes Hilfe erlangen konnte. Tut sie es, so ist das Gebet frei, andernfalls unfrei.
Ist das Gebet unfrei, so besteht die Gesellschaft darauf, daß sämtliche Leistungen mit regelmäßiger Zuverlässigkeit erbracht werden können, singuläre Leistungen werden ignoriert. Wunder sind nur dort erwünscht, wo das Unglück zuschlägt oder sich die Führung irrt und die Geführten es ausbaden müßten. Und das ist das Gebet für die Obrigkeiten: Wir beten für sie, indem wir sie aus der Patsche hauen, nachdem sie uns in den Schlamassel hineingezogen haben. Mit anderen Worten sind Wunder gut genug, um die Stellung der Obrigkeiten zu erhalten, aber nicht gut genug, um die eigene Stellung zu verbessern.
Und das ist mir unter keinen Umständen besonders lieb und teuer. Allerdings, es läßt sich staatsphilosophisch verteidigen, nicht so leicht wie pater familias, aber es läßt sich verteidigen. Nur, es ist gerade das Bestehen auf regelmäßiger Zuverlässigkeit durch das Ignorieren singulärer Leistungen, welches uns den Computer als seine reinste Verkörperung beschert hat, an welcher wir nun zu ersticken drohen. Und was die gegenwärtige Lage angeht, in welcher die Obrigkeiten aus lauter Dr. Mengeles bestehen: Für was beteten wir denn da? Daß sie den Eindruck gewännen, daß sie die Fähigkeit besäßen, unseren Körper nach Belieben umzuprogrammieren? Weil es uns ansonsten an den Kragen geht? Das wollen wir doch lieber sein lassen.
Nein, bei aller Wertschätzung der Zuverlässigkeit sollten wir Gottes Beistand mehr Platz einräumen.
Gebete können willkürlich und unwillkürlich erfolgen, wobei unwillkürliche Gebete Verteidigungsreflexen gleichen und willkürliche Anstrengungen darstellen. Das materielle fügende Gebet dient der reflexartigen Verteidigung dabei im besonderen, etwa bei Autounfällen. Dieses Gebet stellt wie gesagt eine Wette dar, und zwar eine, bei welcher das Risiko des Vertrauens auf das Gebet um des Friedens Willen, um welchen es geht, zumeist die eigene körperliche Unversehrtheit, angenommen wird.
Körperliche Risiken aus anderen Gründen anzunehmen mag pauschal als frivol verworfen werden, ist es aber natürlich nicht. Worum es hier im Kern geht, ist die Frage, ob es eine Gesellschaft akzeptiert, wenn jemand seine gesellschaftliche Stellung nur mit Gottes Hilfe erlangen konnte. Tut sie es, so ist das Gebet frei, andernfalls unfrei.
Ist das Gebet unfrei, so besteht die Gesellschaft darauf, daß sämtliche Leistungen mit regelmäßiger Zuverlässigkeit erbracht werden können, singuläre Leistungen werden ignoriert. Wunder sind nur dort erwünscht, wo das Unglück zuschlägt oder sich die Führung irrt und die Geführten es ausbaden müßten. Und das ist das Gebet für die Obrigkeiten: Wir beten für sie, indem wir sie aus der Patsche hauen, nachdem sie uns in den Schlamassel hineingezogen haben. Mit anderen Worten sind Wunder gut genug, um die Stellung der Obrigkeiten zu erhalten, aber nicht gut genug, um die eigene Stellung zu verbessern.
Und das ist mir unter keinen Umständen besonders lieb und teuer. Allerdings, es läßt sich staatsphilosophisch verteidigen, nicht so leicht wie pater familias, aber es läßt sich verteidigen. Nur, es ist gerade das Bestehen auf regelmäßiger Zuverlässigkeit durch das Ignorieren singulärer Leistungen, welches uns den Computer als seine reinste Verkörperung beschert hat, an welcher wir nun zu ersticken drohen. Und was die gegenwärtige Lage angeht, in welcher die Obrigkeiten aus lauter Dr. Mengeles bestehen: Für was beteten wir denn da? Daß sie den Eindruck gewännen, daß sie die Fähigkeit besäßen, unseren Körper nach Belieben umzuprogrammieren? Weil es uns ansonsten an den Kragen geht? Das wollen wir doch lieber sein lassen.
Nein, bei aller Wertschätzung der Zuverlässigkeit sollten wir Gottes Beistand mehr Platz einräumen.
Labels: 33, formalisierung, geschichte, gesellschaftsentwurf, gesellschaftskritik, gesetze, institutionen, metaphysik, sehhilfen, wahrnehmungen, zeitgeschichte, ἰδέα, φιλοσοφία