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2. Oktober 2022

Die Prüfsteine der Vervollkommnung in den drei Zeitaltern

Wie im vorigen Beitrag beschrieben, gliedern wir uns in Staaten ein, indem wir
  • uns ihnen anvertrauen,
  • uns in sie einbringen und
  • uns in sie einfinden,
und wenn wir uns vervollkommnen, führt das dazu, daß wir uns neu eingliedern, nämlich uns in folge
  • der Läuterung unserer Verantwortlichkeit neu anvertrauen,
  • der Überblickung unserer Abhängigkeit neu einbringen und
  • der Durchdringung der Gültigkeit neu einfinden.
Die Läuterung unserer Verantwortlichkeit bedeutet, gezielter zu wirken, also unerwünschte Begleiterscheinungen abzustellen, was es uns ermöglicht, Entwicklungsmuster zu unseren Gunsten abzuändern, und indem sich diese Fähigkeit verbessert, ändert sich auch unsere Abhängigkeit und folglich die Krisen, welche wir bestehen müssen, und wem und was wir uns anvertrauen.

Die Überblickung unserer Abhängigkeit bedeutet einzusehen, was uns aus unserem Verhältnis zur Welt erwächst, und dies ermöglicht es uns, das Leben geschickter zu behandeln, konkret aus größerer Besonnenheit heraus mehr Weisen zu finden, die Initiative zu ergreifen und uns verdient zu machen, und indem wir also umsichtiger werden, befassen wir uns mit neuen Konstellationen und bringen uns auf neue Weisen ein.

Und die Durchdringung der Gültigkeit bedeutet, Gesetzmäßigkeiten einzusehen, was es uns ermöglicht, auf neue Weisen abzuzielen, und indem wir also findiger werden, gehen wir neue Projekte an und finden uns in neue Ämter ein.

Ein Prüfstein der Vervollkommnung, nun, ist eine Krise, eine Konstellation oder ein Projekt, an welchem sich der Wert der zugehörigen Vervollkommnung bewährt, und wenn die Prüfung unausweichlich ist, so wird der Prüfstein zum Pförtner der Neueingliederung.

Der Prüfstein des Zeitalters der Wacht ist die Verstrickung der Gesellschaft, welche sich aus den Folgen der Lebensweise eines Menschen für andere ergibt, und die Vervollkommnung, welche diese Krise löst, ist die Läuterung der Lebensweise nach göttlicher Vorschrift. Beispiele dieser Verstrickung finden sich etwa im Alten Testament, wo keine Geschichte friedlich ausgeht, sondern einzelne Probleme in einem ganzen Wust von Problemen gelöst werden. Indes entsteht durch die Starrheit der Vorschrift ein neues Problem, nämlich daß der Agglomeration Grenzen gesetzt sind, daß ab einem bestimmten Punkt der Komplexität die Fliehkräfte die Anziehungskräfte überwiegen.

Und das ist der Prüfstein des Zeitalters der Werke: das Projekt der universalen Anziehungskraft, welches durch die Durchdringung der sozialen Dynamik, zuletzt im Neuen Testament, gelöst wird, welche es den einzelnen Bürgern erlaubt, selbst die Vorschriften als verbindlich zu erklären, deren Rechtschaffenheit sie einsehen, was zu einer flexibleren und weitreichenderer staatlicher Eingliederung führt.

Zunächst lieferte das Neue Testament also den Kitt für das Römische Reich, später für das Abendland und heute für den Westen, worin sich, so betrachtet, das stetige Wachstum des Imperiums zeigt. Das Problem, welches sich hieraus ergibt, habe ich zuletzt als Kristallisation der Macht beschrieben. Es ist die notwendige Folge der materiellen Anhäufung des Guten, also daß sich das Gute durch seine materiellen Folgen als gut ausweist und in dieser Form als Gemeingut entwickelt wird (vergleiche den generativen Zykel des Zeitalters der Werke).

Und also ist der Prüfstein des Zeitalters der Wunder die Konstellation der Gebanntheit, der sozialen Angliederung und des ideellen Anschlusses um der Teilhabe am gemeinsamen materiellen Erbe willen, und diese wird dadurch überwunden, daß wir unsere Verbundenheit mit der Welt überblicken und erkennen, welche Möglichkeiten zur Initiative es gibt und welche Verdienste.

Ich hörte mir gestern ein schon älteres Gespräch zwischen Manfred Kleine-Hartlage und Charles Fleischhauer an, in welchem ersterer den Gedanken äußerte, daß es vielleicht ganz gut wäre, Systeme in regelmäßigen Abständen durchzuschütteln, um der Kartellbildung vorzubeugen, ein Gedanke, welchen ich selbst, fest seit sechs Jahren, dem Militär der Vereinigten Staaten unterstelle, was aber nicht heißt, daß ich ihn für richtig halte. Der Grund, warum das Militär von ihm überzeugt ist, ist, daß das Militär mächtig ist und an seine Macht glaubt. Aus seiner Sicht handelt es sich bei der Kristallisation der Macht um die Folge hybrider sozialistischer Kriegsführung, welcher es nur auf der selben Ebene zu begegnen braucht. Michael Flynn, etwa, hat so viel zu Protokoll gegeben. Es ist aber nicht so, eher schon so, wie es Nietzsche von den letzten Menschen sagte, obschon in verrücktem Haß. Das Höhere verkommt projektbedingt, wir stehen an einem Punkt, an welchem wir uns im Rahmen der universellen Anziehungskraft die Zustände wünschen, welche in WALL-E dargestellt werden, also das Schlaraffenland. Und da kann so viel geschüttelt werden, wie's nur einer will, ein anderer Geist kann sich im Rahmen dieses Projekts nicht einstellen, dafür sind die technischen Möglichkeiten zu weit fortgeschritten, 1000 Jahre haben wir uns geplagt und das Gute angehäuft, und jetzt wollen wir das Schlaraffenland sehen. Und wenn es nicht kommt, und, so lange wir auf es warten, geschüttelt wird, wird schließlich das imperiale Projekt der universalen Anziehungskraft zerbrechen. Et voilà!

Schließlich führt die Überblickung unserer Verbundenheit mit der Welt als die Konstellation, welche das Projekt der universalen Anziehungskraft ablöst, indes zu immer ausgefalleneren Lebensweisen, in welchen sich die Gesellschaft verstrickt und damit den Zykel der Zeitalter schließt.

Wir stehen hingegen vor der Aufgabe, unsere Gebanntheit zu überwinden, zu erkennen, was im Schlaraffenland atrophiert, und was wir nicht im Rahmen des generativen Zykels des Zeitalters der Werke, also durch materielle Anhäufung, wiederbeleben können. Und auch wenn die konkrete Ausgestaltung dieser Kursänderung fern, wenn nicht gar unmöglich, scheint, ist doch bereits jetzt die Gebanntheit ein Problem und als Prüfstein so beschaffen, daß sie nur die Neueinbringung in folge der Überblickung als Lösung passieren läßt.

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