Zur Veröffentlichung von Einsichten
Theoretisch könnte natürlich jede Einsicht, welche wir veröffentlichen, gegen uns gewendet werden, aber natürlicherweise gilt dies nicht gleichermaßen für alle Einsichten, sondern vorrangig für solche, welche sich auf die Erlangung von Vorteilen gegenüber Konkurrenten beziehen, und darunter fällt insbesondere die gesamte Naturwissenschaft.
Es gibt einige Beispiele in der Geschichte der Menschheit, wo solche Einsichten langezeit geheim gehalten wurden und ihre schließliche Veröffentlichung zur Verdrängung ihrer vormaligen Träger durch Konkurrenten geführt hat, aber in diesen Fällen genossen erstere auch langezeit die Vorteile ihrer Einsichten und üblicherweise leben ihre Erben in der einen oder anderen Form fort.
Wenn solche Einsichten hingegen sofort veröffentlicht werden, so führt dies nur erstaunlich selten zur Verdrängung ihrer Entdecker durch Konkurrenten, was wahrscheinlich daran liegt, daß Einsichten sich nicht einzeln einstellen, sondern im Schwunge eines spezifischen Verständnisbemühens, welches sich bei etwaigen Konkurrenten nicht findet, was die Annahme stützt, daß Gottes Organe in ihm harmonisch zusammenwirken.
Dennoch ist es natürlich nicht so, daß diesbezüglich immer alles zum Besten bestellt ist. Wir betrachteten im vorigen Beitrag den Typus des unfertigen Menschen, dessen Ambitionen aus einem übersteigerten Bemühen nach eigener Adäquanz entspringen, und diesem sollten die Geschicke der Menschen besser nicht übergeben werden, doch eine solche Gefahr besteht durchaus, wovon die Captain Future-Folge Das Geheimnis der sieben Steine handelt - allerdings nicht ganz realistisch, sondern etwas zu optimistisch.
Das Problem ist, daß Vul Kuolun kein Einzelfall ist, indem er es versteht, Menschen durch künstliche Anforderungen an sie unfertig zu erhalten, um ihre erhöhte Adäquanz dann durch die Früchte der von ihm aufgestöberten Einsichten, ob nun auswärtig oder inmitten seiner Diener, zu belohnen, denn das kann so ziemlich jeder.
Wenn Professoren aus der Dynamik ihres Verständnisbemühens heraus verstehen, daß sich das Gros der erreichbaren Einsichten aus der Anwendung ihrer Theorien auf die verschiedensten Felder ergibt, beispielsweise um den tieferen intellektuellen Gehalt von Kinderserien zu bestimmen, und ihren Assistenten entsprechende Forschungsaufträge geben, welche wiederum die Grundlage für künftige Professuren bilden, so klonen sie sich sozusagen, indem sie ihre Rolle definieren, welche infolgedessen auch von anderen ausgefüllt werden kann, auf welche Weise aus der persönlichen Haltung ein System wird.
Freilich ist aber nicht jeder Professor gleich wertvoll, sondern jene, welche fruchtbare Verständnisbemühen anfangen, sind wertvoller, und wenn jemand dies beurteilen könnte, so wie Captain Future Vul Kuolun unter seinen Klonen zu erkennen vermag, so könnte er den gesamten Wissenschaftsbetrieb in eine Sackgasse führen, indem er die wertvollen Professoren aus dem System entfernt.
Doch wenn eine Gesellschaft Unfertiger von Unfertigen geführt wird, welche sie durch künstliche Anforderungen unfertig erhalten, um ihrer eigenen unfertigen Ambition zu genügen, so nützt es nichts, diejenigen zu erkennen, welche die Rolle Kuoluns als Anforderungssteller ausfüllen, und welche also für die systemisch gewordene Unfertigkeit verantwortlich sind, denn darin besteht keine Leistung und so gut wie jeder Unfertige kann sie verlustlos ersetzen.
Mit anderen Worten haben gewachsene Menschen also nur dann die Kontrolle über ein System, wenn die systemgenerierenden Rollen Gewachsenheit voraussetzen, und während dies bei Professoren der Fall ist, da die Fruchtbarkeit eines Verständnisbemühens im engsten Zusammenhang mit der Gewachsenheit steht, ist es bei Gesellschaftsingenieuren nicht immer der Fall, sondern nur, wenn sie auf die aktive Unterstützung hinreichend vieler Gewachsener angewiesen sind, was unter Umständen die Geheimhaltung von Einsichten erforderte, doch im Normalfall lediglich ein natürliches Maß an Achtung der Gewachsenheit gegenüber. Freilich, Krieg entschuldigt alles, und in Erwartung seiner mögen auch Gewachsene künstlichen Anforderungen zustimmen, da Unfertige die formbarsten Soldaten abgeben, doch wenn dies zu lange statthätte, blieben zu wenig Gewachsene und zu wenig Achtung vor der Gewachsenheit übrig.
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