Hilfsbedürftigkeit und Gottvertrauen
Was Kinder in erster Linie als solche auszeichnet, ist ihre Hilfsbedürftigkeit, also daß sie Güter nicht selbständig besorgen können, und die damit einhergehende Verhaltensstrategie besteht darin, es sich mit denjenigen, welche diese Güter besorgen können, nicht zu verderben.
Die Güter, welche besorgt werden, werden in der Regel von Erwachsenen besorgt, aber das heißt natürlich nicht, daß Erwachsene alle Güter besorgen könnten, ja, es heißt unter Umständen noch nicht einmal, daß Erwachsene die für sie notwendigen Güter besorgen können, aber diesbezüglich gibt es gezielte zivilisatorische Anstrengungen, um das jedenfalls zu garantieren, wozu die Preise so gestaffelt werden, daß sie mit der Willkürlichkeit des Konsums zunehmen, die Löhne so bemessen, daß sie wenigstens das Notwendige abdecken, und die Dienstleistungen so angepaßt, daß sie etwaige Behinderungen wettmachen.
Und wenn eine Gesellschaft so verfaßt ist, kann sich jeder Erwachsene dadurch definieren, im Stande zu sein, seine Besorgungen selbst zu regeln, indem er sich überlegt, auf was er seine finanziellen Reserven verwendet.
Eine solche Gesellschaft erzeugt auf diesem Weg die Illusion persönlicher Selbständigkeit, und diese führt dazu, daß Fatalismus oder Gottvertrauen als Unterlassung, etwas zu besorgen, angesehen wird, und nicht als die Leistung, welche sich in ihm ausdrückt, nämlich die eigenen Prioritäten den eigenen Möglichkeiten nach zu ordnen und sich auf das zu konzentrieren, was man selbst zu erreichen vermag, und den Rest dem Schicksal oder Gott zu überlassen.
Von Natur aus weiß der Mensch genausowenig, wie jedes andere Tier, ob er neuerlich Nahrung finden wird, und diese Hilfsbedürftigkeit quält ihn, indem sie seine Erwachsenheit fortwährend in Frage stellt, weshalb er beginnt, Gott zu vertrauen, und sich auf das zu konzentrieren, was er jedenfalls besorgen kann. Wenn er sich nun aber, wenn er nur reich genug ist, jeden Dienst, an welchen er nur denken kann, besorgen kann, ist er nicht mehr frei, Gott zu vertrauen, auch wenn er sich das betreffende Gut, etwa seine eigene Sicherheit, nicht besorgen kann, denn immerhin kann er Einfluß auf es nehmen und fühlt sich auch aufgefordert, es zu tun, mit Ausnahme eines einzigen, auf welches er keinen Einfluß hat, nämlich die Gnade der Einsicht.
Und so kommt es, daß unserer Zivilisation in ihrem Stolz auf ihre demonstrable Erwachsenheit das Wesen der Einsicht fremd ist und sie, wenn sie an einer wunden Stelle an ihre Hilfsbedürftigkeit erinnert wird, in beleidigt erzürnte Hektik ausbricht.
Ohne unsere wirtschaftliche Segnung zurücknehmen zu wollen: Das ist kein wahrhaft zivilisiertes Verständnis, noch Verhalten. Es ist sogar gefährlich dadurch, daß wir aus unserer fortgesetzten Hilfsbedürftigkeit nicht den richtigen Schluß ziehen, nämlich auf Gott vertrauen zu müssen.
Die Güter, welche besorgt werden, werden in der Regel von Erwachsenen besorgt, aber das heißt natürlich nicht, daß Erwachsene alle Güter besorgen könnten, ja, es heißt unter Umständen noch nicht einmal, daß Erwachsene die für sie notwendigen Güter besorgen können, aber diesbezüglich gibt es gezielte zivilisatorische Anstrengungen, um das jedenfalls zu garantieren, wozu die Preise so gestaffelt werden, daß sie mit der Willkürlichkeit des Konsums zunehmen, die Löhne so bemessen, daß sie wenigstens das Notwendige abdecken, und die Dienstleistungen so angepaßt, daß sie etwaige Behinderungen wettmachen.
Und wenn eine Gesellschaft so verfaßt ist, kann sich jeder Erwachsene dadurch definieren, im Stande zu sein, seine Besorgungen selbst zu regeln, indem er sich überlegt, auf was er seine finanziellen Reserven verwendet.
Eine solche Gesellschaft erzeugt auf diesem Weg die Illusion persönlicher Selbständigkeit, und diese führt dazu, daß Fatalismus oder Gottvertrauen als Unterlassung, etwas zu besorgen, angesehen wird, und nicht als die Leistung, welche sich in ihm ausdrückt, nämlich die eigenen Prioritäten den eigenen Möglichkeiten nach zu ordnen und sich auf das zu konzentrieren, was man selbst zu erreichen vermag, und den Rest dem Schicksal oder Gott zu überlassen.
Von Natur aus weiß der Mensch genausowenig, wie jedes andere Tier, ob er neuerlich Nahrung finden wird, und diese Hilfsbedürftigkeit quält ihn, indem sie seine Erwachsenheit fortwährend in Frage stellt, weshalb er beginnt, Gott zu vertrauen, und sich auf das zu konzentrieren, was er jedenfalls besorgen kann. Wenn er sich nun aber, wenn er nur reich genug ist, jeden Dienst, an welchen er nur denken kann, besorgen kann, ist er nicht mehr frei, Gott zu vertrauen, auch wenn er sich das betreffende Gut, etwa seine eigene Sicherheit, nicht besorgen kann, denn immerhin kann er Einfluß auf es nehmen und fühlt sich auch aufgefordert, es zu tun, mit Ausnahme eines einzigen, auf welches er keinen Einfluß hat, nämlich die Gnade der Einsicht.
Und so kommt es, daß unserer Zivilisation in ihrem Stolz auf ihre demonstrable Erwachsenheit das Wesen der Einsicht fremd ist und sie, wenn sie an einer wunden Stelle an ihre Hilfsbedürftigkeit erinnert wird, in beleidigt erzürnte Hektik ausbricht.
Ohne unsere wirtschaftliche Segnung zurücknehmen zu wollen: Das ist kein wahrhaft zivilisiertes Verständnis, noch Verhalten. Es ist sogar gefährlich dadurch, daß wir aus unserer fortgesetzten Hilfsbedürftigkeit nicht den richtigen Schluß ziehen, nämlich auf Gott vertrauen zu müssen.
Labels: 36, formalisierung, geschichte, gesellschaftsentwurf, gesellschaftskritik, gesetze, institutionen, metaphysik, sehhilfen, vorgeschichte, wahrnehmungen, zeitgeschichte, ἰδέα, φιλοσοφία